Zwei Herforder auf der Flucht vor dem Virus - über 2.200 Kilometer

Herford/Altea. Wolfgang Prüßner und Billi Stuhlmacher zählen zu den ersten, die miterleben, wie gravierend die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Spanien sind. Vorzeitig kehren sie von der Costa Blanca über menschenleere Autobahnen zurück nach Herford. 2.200 Kilometer in zwei Tagen im Wohnmobil. Seit Ende Oktober überwintern die Senioren auf einem Campingplatz in Altea am Mittelmeer. Der Strand ist weniger als einen Steinwurf entfernt. In der Nacht zum vorvergangenen Samstag schließen Punkt Mitternacht sämtliche Bars und Gaststätten. &bdquo;Nicht ein Lokal war mehr geöffnet, obwohl an diesem Freitag St. José ist. Der spanische Vatertag", berichtet der 66-Jährige. Zu diesem nächtlichen Zeitpunkt wissen die Spanier noch nicht, was Ministerpräsident Pedro Sánchez seinen Landsleuten Samstagnachmittag mitzuteilen hat. Zur Eindämmung einer weiteren Corona-Ausbreitung sollen sämtliche Restaurants und Bars geschlossen bleiben. Was die beiden Camper in ihrem Wohnmobil mit Herforder Kennzeichen nicht weiter stört. &bdquo;Wir haben ein geräumiges Vorzelt in dem Tisch und Stühle stehen. Einen Backofen und einen kleinen Herd haben wir mit gebracht. Wir können uns selbst versorgen. Und bei schönem Wetter setzen wir uns nach draußen und Freunde besuchen uns", erzählt Billi Stuhlmacher, die mit Mann und Hund ursprünglich bis mindestens Ende März mit der Rückkehr warten wollte. Weitere Entwicklung macht Pläne zunichte Die weitere Entwicklung macht diese Pläne zunichte. Denn seit diesem Samstag vor gut einer Woche gilt für die 46 Millionen Einwohner Spaniens eine Ausgangssperre. Bei Zuwiderhandeln drohen Geldbußen oder sogar Haftstrafen. Wolfgang Prüßner: &bdquo;Die Polizei kontrolliert scharf. Wenn man nicht gerade ein Baguette oder Paket unterm Arm trägt oder nachweisen kann, dass man zur Bank will, wird man sofort angehalten und kontrolliert. Kein Mensch darf an den Strand oder auf die Strandpromenade. Sogar mit unserem Hund durften wir nur 400 Meter Gassi gehen. Das ist wie Krieg ohne Bomben." Als sich Wolfgang Prüßner und Billi Stuhlmacher zur vorzeitigen Rückkehr am vergangenen Samstag entschließen, ahnen sie noch nicht, dass der spanische Regierungschef die drastischen Schutzmaßnahmen vor dem Coronavirus weiter verschärft. Alle Hotels und Campingplätze sollen innerhalb einer Woche schließen. Dem kommen die Herforder mit ihrer Abreise zuvor. Und finden eine leere Autobahn vor. &bdquo;Alle 50 oder 60 Kilometer kam uns mal ein Auto entgegen. An der Mautstelle in Barcelona stehen normalerweise hunderte Fahrzeuge. Und jetzt: kein einziges Auto. So etwas habe ich noch nicht gesehen", sagt Wolfgang Püßner, der seit Kindheitstagen Spanienurlauber ist und der zum dritten Mal in Folge den Winter auf dem Campingplatz in Altea überbrückt. Die ansonsten drei Tage dauernde Fahrt verkürzt sich. Eine Zwischenübernachtung auf einem Rastplatz bei Leon in Frankreich reicht dem Paar. &bdquo;Wir sind um 8 Uhr morgens losgefahren und haben Rast um 20 Uhr gemacht. Um 5 Uhr morgens sind wir dann weiter gefahren, sagt der frühere Pressefotograf, der sich auf der Flucht vor dem Virus mit selbst gemachten Frikadellen, Eibroten und viel Mineralwasser versorgt. Die Herforder sind Sonntagabend gegen 18 Uhr wieder zuhause. &bdquo;An der Grenze Spanien-Frankreich konnten wir einfach so durchfahren. Auf der Gegenseite wurde allerdings kontrolliert.Als wir nach Luxemburg reingefahren sind, haben wir das gar nicht gemerkt. Erst als wir an die deutsche Grenze kamen, mussten wir stoppen. Mit Maschinengewehren bewaffnete Polizisten verlangten mit den Worten &bdquo;Sie kommen sicherlich aus Spanien" Führerschein und Personalausweis. Dann bedankten sie sich, wünschten gute Fahrt und dass wir gesund bleiben sollten", sagt Wolfgang Prüßner. Das kennen wir schon aus Spanien Inzwischen haben die beiden Spanienurlauber ausgeschlafen. &bdquo;Hier haben wir wenigstens einen Garten", sagt Billi Stuhlmacher. Montagvormittag sollte eingekauft werden. Doch vor dem E-Center an der Salzufler Straße heißt es erst einmal warten. Eine Schlange hat sich gebildet. Ein Sicherheitsposten lässt immer nur eine bestimmte Anzahl von Kunden in den Markt. Wolfgang Prüßner: &bdquo;Das kennen wir schon aus Spanien."

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