Oster-Urlaub gestrichen - so bekommen Sie vielleicht Ihr Geld zurück!

Herford. Die Osterferien nahen und viele Menschen aus dem Kreis Herford haben Urlaub gebucht. Doch die Corona-Krise macht Reisen derzeit unmöglich. Schade um den Urlaub, aber auch schade ums Geld. Oder doch nicht? Die Herforder Rechtsanwältin Sylke Nottelmann erklärt, was jetzt zu tun ist: Wo erfahre ich, ob ich meinen Osterurlaub noch stornieren kann? Geht es darum, eine bereits gebuchte Reise zu stornieren, ist zu unterscheiden, ob es sich um eine Pauschalreise handelt oder eine individuell geplante und gebuchte Reise. Bei der Pauschalreise wendet sich der Urlauber am besten direkt an seinen Reiseveranstalter. Die großen Reiseveranstalter haben bereits entsprechende Informationen auf ihren Homepages bereitgestellt. Handelt es sich um eine Individualreise, muss sich der Urlauber direkt an seine Unterkunft beziehungsweise an den Anbieter weiter gebuchter Leistungen wie zum Beispiel Mietwagen wenden. Es gilt das Recht des jeweiligen Landes. Was heißt das? Im Inland bestünde keine Zahlungspflicht, wenn die Unterkunft in einem Sperrgebiet liegt, da die Leistung nicht in Anspruch genommen werden kann. Das kann im Ausland anders sein, möglicherweise kann jedoch wegen der ausgesprochenen Reisewarnung der Bundesregierung ein Grund vorliegen, den Vertrag entfallen zu lassen. Es kommt im Übrigen auf die Stornobedingungen des einzelnen Anbieters an. Ist über ein deutschsprachiges Internetportal gebucht worden, gilt deutsches Recht. In diesem Fall wendet sich der Urlauber an den Vermittler, also das Portal. Inwiefern gilt die Corona-Krise rechtlich als höhere Gewalt und was bedeutet das für meine Ansprüche? Unter höherer Gewalt sind unvermeidbare außergewöhnliche Umstände zu verstehen. Höhere Gewalt befreit Unternehmen und auch ihre Vertragspartner von der Leistungspflicht. Die Frage, ob die Ausbreitung des Coronavirus ein solcher unvermeidbarer außergewöhnlicher Umstand ist, ist juristisch noch nicht abschließend geklärt, wird aber zunehmend so gesehen. Unter normalen Umständen hätten zum Beispiel Fluggäste bei Streichung eines Fluges einen Anspruch auf Ersatzflüge und Entschädigungsansprüche in Höhe von 250 bis 600 Euro nach der EU-Fluggastrichtline 261. Diese Entschädigungsansprüche entfallen bei außergewöhnlichen Umständen. Viele Fluglinien haben ihre Flugpläne unter Berufung auf die Coronakrise drastisch zusammengestrichen und argumentieren mit außergewöhnlichen Umständen, sodass Entschädigungsansprüche entfallen. Und bei Individualreisen? Wer sich als Individualreisender auf außergewöhnliche Umstände berufen will, mit der Folge, dass Zahlungsansprüche entfallen, muss die genauen Umstände im Einzelnen darlegen, also z.B. eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes im betreffenden Land, das als Risikoregion eingestuft ist. Dazu kommen muss, dass das Recht des betreffenden Landes eine solche Rechtsgrundlage kennt. Im Rahmen von Pauschalreisen kommen bei Stornierungen von Reisen durch den Veranstalter aufgrund höherer Gewalt Schadenersatzansprüche wegen entgangener Urlaubsfreuden nicht in Betracht. Wenn eine Stornierung nicht mehr möglich ist, wie kann ich dennoch an mein Geld kommen? Wenn eine Stornierung nicht mehr möglich ist, ist es schwierig, der Zahlungsverpflichtung zu entkommen bzw. das gezahlte Geld zurückzuerhalten. Oft hilft, an die Kulanzbereitschaft der entsprechenden Anbieter bzw. Unternehmen zu appellieren, die in dieser Zeit jedoch feststellbar zunimmt. Eine Reiserücktrittsversicherung greift nur, wenn der Reisende selbst und/oder die mitversicherten Personen selbst erkranken und die Reise nicht antreten können. Eine (Teil-)Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gilt in der Reiserücktrittsversicherung nicht als versichertes Ereignis. Erkrankt der Reisende vor Antritt der Reise, wendet er sich an seinen Versicherer. Die Erkrankung und die Reiseunfähigkeit sind durch ärztliches Attest nachzuweisen. Was mache ich, wenn mein Reiseveranstalter jetzt kurzfristig insolvent wird? Ist mein Geld dann verloren? Bei Insolvenz des Reiseveranstalters ist dem Reisenden grundsätzlich der bereits gezahlte Preis für ausfallende Leistungen und für notwendige Aufwendungen für eine Rückreise zu erstatten. Der Veranstalter hat vor Reiseantritt dem Reisenden einen sogenannten Sicherungsschein auszuhändigen, ohne den er vor Aushändigung keine Anzahlung verlangen darf. Der Sicherungsschein gibt Auskunft darüber, welche Bank die Bürgschaft übernommen hat oder welche Versicherung im Falle der Insolvenz zahlt. Der Sicherungsschein ist in aller Regel auf der Rückseite der Reisebestätigung abgedruckt oder muss an sie angeheftet sein. Wie ist das bei Flügen? Der Sicherungsschein sorgt auch dafür, dass im Fall einer Involvenz einer Fluggesellschaft der Pauschalreiseveranstalter verpflichtet ist, dass ein Ersatzflug gebucht wird. Im Übrigen ist es aber schwierig. Bei Insolvenz einer inländischen Fluggesellschaft kann die Forderung zur Insolvenztabelle angemeldet werden, hier gibt es allerdings nur einen Bruchteil des gezahlten Geldes zurück. Auch Versicherungen gegen Insolvenz einer Fluggesellschaft sind zwar möglich, helfen jedoch nicht immer weiter. Ist der Flug über eine Vermittlungsplattform gebucht, kann man Glück haben, wenn der Vermittler das gezahlte Geld noch nicht an die Fluggesellschaft weitergeleitet hat. Bei Zahlung über Kreditkarte kann möglicherweise über die Bank zurückgefordert werden. Und was ist mit dem Sommerurlaub? Kann ich den schon stornieren oder warte ich besser ab? Was den Sommerurlaub angeht, ist derzeit noch nicht absehbar, ob der Urlaub wie geplant angetreten werden kann. Wenn zum jetzigen Zeitpunkt storniert wird und die Stornobedingungen des gebuchten Urlaubs eine Stornierung vorsehen, werden auf jeden Fall Stornoentgelte anfallen und mit zunehmendem Zeitablauf steigen. Wenn zu einem späteren Zeitpunkt Umstände eintreten, die zu einer kostenfreien Stornierung berechtigen würden, ist es schwierig, die gezahlten Entgelte zurückzuerhalten.

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