Herford

Opfer von Menschenhandel: "Nadeschda" betreut zunehmend Flüchtlingsfrauen

Viele der Betroffenen stammen aus westafrikanischen Ländern. Zum Teil seien Frauen wegen einer besonderen Gefährdung aus einer Region weggebracht worden.

Die Beratungsstelle in Herford hat vergangenes Jahr etwa 100 Frauen betreut. | © (Symbolbild): Pixabay

08.03.2020 | 08.03.2020, 11:12

Herford (epd). Die kirchliche Beratungsstelle „Nadeschda" in Herford betreut zunehmend Frauen, die als Flüchtlinge Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution geworden sind. Ein Viertel der hilfesuchenden Frauen würde mittlerweile über Zentrale Unterbringungseinrichtungen (ZUE) oder Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge (EAE) sowie über das Bundesamt für Migration und Flucht (Bamf) an „Nadeschda" vermittelt, teilte die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen am Donnerstag mit. Viele der Betroffenen stammten aus westafrikanischen Ländern. Die Zahl der Zwangsprostituierten aus Deutschland, Ost- und Südeuropa, die Hilfe brauchten, sei dagegen 2019 weiter zurückgegangen.

Im vergangenen Jahr wurden von „Nadeschda" nach eigenen Angaben knapp 100 Frauen betreut, darunter 15 Schwangere und 20 Kinder. Der Großteil der Frauen (34 Prozent) sei von Beratungsstellen für Menschenhandel aus dem ganzen Bundesgebiet übernommen worden, weil die Stellen etwa überlastet gewesen seien. Zum Teil seien Frauen wegen einer besonderen Gefährdung aus einer Region weggebracht worden. 15 Prozent der Klientinnen suchten 2019 von sich aus die Herforder Beratungsstelle auf, je acht Prozent wurden von der Polizei und Privatpersonen vermittelt, wie es hieß. In weiteren zwölf Prozent der Fälle kam ein Kontakt über Frauenärztinnen oder Anlaufstellen für Prostituierte wie die Mitternachtsmission in Dortmund zustande.

Gewalt, sexuelle Ausbeutung und Zwangsprostitution

Die Herforder Einrichtung, die von der Evangelischen Frauenhilfe Westfalen getragen wird, begleitet seit 1997 in der Region Ostwestfalen-Lippe Frauen, die Gewalt, sexuelle Ausbeutung und Zwangsprostitution erlebt haben. Außerdem bietet das Team Schulungen für Polizei und Mitarbeitende in Flüchtlingseinrichtungen an, in der Erstaufnahmeeinrichtungen in Bielefeld gibt es eine zusätzliche „Nadeschda"-Beratung. Der Name bedeutet im Russischen „Hoffnung".

Finanziert wird die Beratungsstelle durch Landesmittel des NRW-Ministeriums für Gleichstellung sowie Zuschüsse von der Stadt Bielefeld und den sechs Kreisen in OWL. Weitere Projektmittel werden über das Bundesprogramm „Empowerment von Flüchtlingsfrauen" akquiriert. Auch die Evangelischen Kirche von Westfalen stellt Sondermittel für „Nadeschda" zur Verfügung.