Herford/Soest (epd). Die kirchliche Beratungsstelle für Prostituierte „Theodora" in Herford hat im vergangenen Jahr 108 Frauen intensiv beraten und fast 550 aufgesucht. Wichtige Themen seien unter anderem Gesundheitsvorsorge und Informationen über das deutsche Sozialsystem gewesen, erklärte die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen am Mittwoch in Soest. Die Frauenhilfe ist Trägerin der Beratungsstelle, die seit 2011 Prostituierte in Ostwestfalen-Lippe begleitet.
Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle haben 2019 den Angaben nach 64 bordellähnliche Betriebe und Wohnungen aufgesucht, teilte die Frauenhilfe weiter mit. 68 der 108 intensiv betreuten Klientinnen wollten aus der Prostitution aussteigen, erklärte die Frauenhilfe. Von ihnen arbeiteten 48 Frauen inzwischen in anderen Berufen.
Rund 30 Kinder mitbetreut
Die aufsuchende Arbeit erreiche viele Prostituierte mit Informationen und Hilfeangeboten, die oft wegen geringer Sprachkenntnisse und fehlendem Wissen über das deutsche Sozialsystem nicht in der Lage seien, nach einem passenden Beratungsangebot zu suchen, erklärte die Frauenhilfe. Die Mitarbeiterinnen geben Flyer in derzeit zwölf Sprachen aus, die über die Angebote und Arbeitsbereiche der Beratungsstelle informieren.
Im vergangenen Jahr sei auch das Projekt „ProBAT" (Prostituierten Beratung, Armutsbekämpfung, Teilhabe) für Ostwestfalen-Lippe angelaufen, erklärte die Frauenhilfe. Die Mitarbeiterinnen würden dabei zu Hilfe- und Bildungs-Lotsinnen für die Klientinnen und ihre Kinder. Rund 30 Kinder seien dabei mitbetreut worden.
Großteil in Armutsprostitution
Der Großteil der in diesem Projekt betreuten Frauen gehöre zur Gruppe der Armutsprostituierten aus Ländern Mittel- und Osteuropas. Ohne das Projekt ProBat hätten sie in der Regeln keinen Zugang zum regulären Hilfesystem. Das Projekt werde bis 2020 durch den Europäischen Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen (EHAP), das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die kommunalen Kreise und die Stadt Bielefeld gefördert.