Nach dem Krieg fehlten in Herford freiwillige Feuerwehrleute

Herford. In der Zeitschrift der &bdquo;Westfälische Feuerwehrmann“ vom Dezember 1938 verkündete Provinzialfeuerwehrführer Querfeld stolz: &bdquo;Kameraden! Das Reichsfeuerlöschgesetz vom 23.9.1938 tritt am 23. Dezember 1938 in Kraft. Es ist also im wahrsten Sinne des Wortes ein Weihnachtsgeschenk des Führers an alle deutschen Feuerwehrmänner. Die Freiwillige Feuerwehr wird nun endgültig in das große, von dem Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, Himmler, dem alten Mitkämpfer des Führers, geführte Polizeikorps als Hilfspolizeitruppe eingereiht.“ Damit wurden auch die freiwilligen Feuerwehren quasi staatliche Einrichtungen. Auch Feuerwehren hatten in der NS-Zeit Befehlsstrukturen nach dem Führerprinzip Die Jahre 1933 bis 1945 werden immerhin in den berichten zum 75-Jahres-Jubiläum als &bdquo;Zeiten des überspitzen Führergedankens“ beschrieben. Eher humoristisch wird beschrieben, dass damals die &bdquo;strikte Anordnung“ bestanden hätte, &bdquo;daß erst auf persönlichen Befehl des Wehrführer abgerückt werden durfte“, was einmal zu 25 Minuten Verspätung geführt hätte. Auch wird vermerkt, dass in den Kriegsjahren wieder &bdquo;die Jugend an die Stelle der einberufenen Wehrleute“ treten musste, &bdquo;sogar eine Frauenabteilung wurde gebildet“. Anfang der 1940er Jahre berichten die Zeitungen immer wieder von groß angelegten Übungen der Feuerwehr HJ, so war bei einer Übung &bdquo;im Hitlerjugend-Heim an der Clarenstraße ein Großbrand ausgebrochen“. Im Saal der Kreisschule der NSDAP (dem enteigneten Logengebäude) fanden die theoretischen Prüfungen statt und erfolgten die Verleihungen des HJ-Feuerwehrabzeichens. 1943 schließlich gab es angesichts des Männermangels durch den Kriegseinsatz in Herford auch eine &bdquo;weibliche Kriegs-Feuerwehr“. Von dieser Truppe ist bisher nur ein vergilbtes Zeitungsfoto überliefert. Wie in anderen Städten waren dies eher junge Frauen ab dem Alter von 18 Jahren. Eine Liste von 1945 erfasste 48 Namen der &bdquo;Feuerwehr-Frauen, die noch Sachen abzugeben“ hatten, darunter 28 unverheiratete Fräuleins. Über den konkreten Einsatz der Frauen in den letzten beiden Kriegsjahren ist nichts bekannt. Neben den Frauen wurden 1942 Männer der Geburtsjahrgänge ab 1890, darunter Kaufleute wie Walter Kox und Paul Kleineberg und Fabrikanten wie Gerhard Schnabel und Gustav Tilker dienstverpflichtet, um die Sollstärke aufrecht zu erhalten. Schwieriger Neuanfang für die Freiwillige Feuerwehr nach dem Krieg Der &bdquo;Kreisführer der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt“ Architekt Erich Bauer, der seit 1933 im Amt war, versuchte ab 1945, die Feuerwehr wieder aufzubauen. Er forderte, da &bdquo;laut Entscheidung der Militärregierung und Provinzial-Feuerwehr-Verwaltung frühere Angehörige der Freiw. Feuerwehr durch die derzeitige Einberufung zum Heeresdienst ... grundsätzlich Mitglieder der Wehr geblieben“ seien, seine Leute auf, sich wieder zum Dienst zu melden. Es müssten aber &bdquo;verschiedene Formalitäten bei der Militär-Regierung“ erfüllt werden. Einige Feuerwehrleute lieferten – um wieder aufgenommen zu werden – ausführliche Berichte über ihre Zugehörigkeit zu Gliederungen der NSDAP und SS ab. Auch Bauer wies darauf hin, dass durch den damaligen Abschnittsinspektor der Feuerwehr als vorgesetzte Dienststelle darauf gedrungen wurde, daß zumindest die Führer der Feuerwehr Mitglieder der NSDAP sein sollten“. Eine direkte Entnazifizierung der freiwilligen Feuerwehr erfolgte allerdings nicht. Ein kleines Essen mit Konservendosen aus alten Wehrmachtsbeständen Bauer hatte Nöte, genug einsatzfreudige Männer zu finden und drohte unter anderem nach der Hochwasserkatastrophe im Februar 1946, dass er einzelne Angehörige &bdquo;im weiteren Weigerungsfalle der Militärregierung wegen Ungehorsams melden“ müsse. Im Mai 1946 musste er sogar 14 Feuerwehrmänner verwarnen. Trotzdem blieb die Moral schlecht. Bauer versuchte schon im August 1945 sein Amt zur Verfügung zu stellen. Aber erst 1948 entließ ihn die Stadt und übertrug die Leitung der Freiwilligen Feuerwehr auf den Brandmeister Polstermeister August Fischer. Oberstadtdirektor Fritz Meister &bdquo;wies darauf hin, dass z. Zt. die freiwillige Feuerwehr aus 33 Leuten papiermässig wenigstens besteht. Zum Dienst pflegt nur 1/3 dieser Leute zu erscheinen. Es ist beabsichtigt, in der nächsten Zeit eine grosse Werbeaktion durchzuführen, um die benötigte Stärke von 60 Feuerwehrmännern zu erreichen.“ Für ein kleines Essen für die Leute sollten Konservendosen aus alten Wehrmachtsbeständen verwendet werden. Erst in den folgenden Jahren gelang es, die freiwillige Feuerwehr wieder in alter Stärke aufzustellen. Übung: "Explosion im Physikzimmer" zum Feuerwehrjubiläum Im Juli 1950 feierte die Freiwillige Herforder Feuerwehr ein &bdquo;Glanzvolles Jubiläum“: 75 Jahre. Höhepunkte waren eine groß angelegte Übung auf dem Stiftberg, eine Rundfahrt zahlreicher historischer und moderner Fahrzeuge durch die Stadt und ein Festakt im Schützenhof. Der Samstag, 15. Juli, war von der Großübung geprägt. Als &bdquo;Eine Glanzleistung“ bezeichnete die Freie Presse die Übung, deren Ort die Königin-Mathilde-Schule war. Im ersten Stock hatte sich eine Explosion im Physikzimmer ereignet, alle Flure und das Treppenhaus waren verqualmt, so dass die Kinder mit verschiedenen Rettungsmitteln in Sicherheit gebracht werden mussten, &bdquo;die durch Feuer und Qualm Bedrohten ließen sich in das von kräftigen Fäusten gehaltene Sprungtuch hinabfallen“ Am Sonntag, 16. Juli, begann um 10 Uhr eine Tagung der Kreisbrandmeister aus dem ganzen Regierungsbezirk. Ab 14.30 Uhr zogen von der Feuerwache am Wilhelmsplatz aus Feuerwehren aus der Region hinter der Feuerwehrkapelle Herford über den Bahnhofsvorplatz durch die Radewig und die Stadtmitte hinauf zum Schützenhof. Veteranen aus der Herforder Feuerwehr bildeten die Spitze des Zuges, es folgten alte Feuerspritzen aus Falkendiek und Lippinghausen und moderne Fahrzeuge aus Herford und Nachbarstädten.

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