Die verrücktesten Navi-Patzer im Kreis Herford

Kreis Herford. Karten wälzen, Straße suchen – seit dem es Navigationsgeräte und Internet-Kartendienste wie Google Maps, der just heute seinen 15. Geburtatsg feiert, gibt, ist das kaum noch nötig. Statt langfristiger Planung heißt es nun einfach nur noch, dem Klang der freundlichen Stimme zu folgen. Dem blinden Vertrauen in den elektronischen Helfer kann am vermeintlichen Ziel dann aber auch ein böses Erwachen folgen, wie Fälle aus den vergangenen Jahren im Kreis Herford zeigen. Besonders betroffen ist hier Löhne. &bdquo;Die Kollegen auf der Wache in Löhne haben mittlerweile ein eigenes Formblatt für ausländische Lastwagenfahrer, das viele Beamte bei sich tragen und das immer mal wieder kopiert wird", erklärt Polizeisprecherin Simone Lah-Schnier. Denn es gibt ein Problem, das vor allem osteuropäische Lastwagenfahrer, aber ab und an ein paar deutsche Kollegen trifft. Patzendes Helferlein kann auch die Umwelt gefährden Ihr Navigationsgerät soll sie eigentlich nach Lohne bei Oldenburg in Niedersachsen lotsen. Tatsächlich aber ignoriert die Technik diesen Wunsch – und schickt die Brummi-Piloten reihenweise nach Löhne im Kreis Herford. Dort stehen die Gestrandeten dann mit ihren 40-Tonnern, wissen weder ein noch aus – bis die Polizei sie mit den Handzetteln auf den Weg ins gewünschte, aber immer noch 80 Kilometer entfernte Lohne lotst. Die ausbaufähige Zuverlässigkeit einiger elektronischer Lotsen kann aber auch für die Umwelt gefährlich werden – so wie im Februar 2019 in Bünde. Dort zog ein Lastwagen aus Schleswig-Holstein eine kilometerlange Dieselspur hinter sich her. Das Navigationsgerät hatte ihn von der Autobahn 30 über die Hansastraße in die Borsigstraße und die Theodor-Rosenbaum-Straße geleitet, wo er an Sperrpfosten wenden musste und sich den Tank aufriss. Es geht aber noch schlimmer: Im Sommer 2014 lotste sein elektronischer Beifahrer einen Gefahrguttransporter aus Buxtehude, beladen mit 25 Tonnen Vinyl-Acetat, aus bisher unerfindlichen Gründen ausgerechnet auf einen Vlothoer Feldweg – das eigentliche Ziel war Detmold. Der Anhänger des Transporters rutschte in den Graben und konnte nur mit einem Spezialkran geborgen werden. In einem anderen Fall im Jahr 2017 war zwar Löhne das tatsächliche Ziel. Ein russischer Lkw-Fahrer folgte aber blind seinem Navi, das ihn auf die Straße Leinkamp lotste. Dort ist die Durchfahrt für Lkw auf dem später unbefstigten Feldweg zwar verboten – aber offensichtlich war das Vertrauen in das Navi und wohl vor allem der Wunsch, nicht wenden zu müssen, größer als der Respekt vor der deutschen Straßenverkehrsordnung. Das Ende vom Lied: Der Lkw-Anhänger rutschte in den Graben. Rund zehn Stunden lang dauerte die Bergung. Manchmal wirkt es aber auch so, als übernehme das Navigationsgerät eine Sündenbock-Funktion: Im Mai 2017 stoppten Herforder Polizisten, die eigentlich Fahrräder kontrollierten, einen Autofahrer aus Düsseldorf mit seinem Wagen auf dem für Pkw gesperrten Alten Markt. Sein Navi, das selbstverstädlich nicht widersprach, habe ihn ausgerechnet auf den Alten Markt geführt. Die Erklärung blieb er schuldig – das Bußgeld nicht Eigentlich sei er ja auf dem Weg nach Spenge, verkündete der rheinische Renault-Fahrer. Die Erklärung, wie es zu der Differenz von rund 15 Kilometern und 20 Minuten Fahrzeit kommen konnte, blieb der Rheinländer schuldig. Nicht aber die 20 Euro Bußgeld. Zur Lkw-Fall wird auch immer wieder die Radewig – dann wenn Lastwagen sie, vertrauend auf das Navi, über die Bielefelder Straße anfahren und an der Jakobi-Kirche feststellen müssen, dass es für sie nicht weitergeht. Das musste 2012 auch ein osteuropäischer Lkw-Fahrer feststellen, der im blinden Glauben an die Unfehlbarkeit seines GPS-Helfers den Kofferaufbau seinen Wagen an der Bahnunterführung am GoParc in Herford zerstörte. Navigationsgeräte sorgen aber nicht nur für Einsätze von Polizei, Feuerwehr und Bergungsunternehmen. Sie können auch die Arbeit von Ermittlern unterstützen. So wie im Fall eines jungen Profi-Diebs. Der Mann war mit drei Mittätern aus Georgien angereist. Vom Navi in ihrem Toledo geleitet, steuerte das Quartett diverse Supermärkte an und räumte dort Zigarettenregale leer. Im Juni 2019 beendete die Herforder Polizei die kriminelle Deutschlandtour für drei der Männer. Und für die Ermittlungen mussten die Polizisten den Speicher des Navis auswerten. In diesem Februar verurteilte das Mindener Amtsgericht den Mann wegen Bandendiebstahls zu einem Jahr und sechs Monaten Haft. Die Ermittler haben ihr Ziel erreicht.

Meistgelesen