Marta zeigt verspielte Kunst mit „Hocus Focus“

Herford. Mit der Kamera aufs Kunstwerk blitzen? Aus einer 5-Cent-Münze ein Erinnerungsstück prägen oder über die Vexierbilder in einem zum Kaleidoskop umgebauten Baustrahler staunen? Zu all dem lädt der Künstler Navid Nuur ein. In den Lippold-Galerien richtet das Marta ihm mit &bdquo;Hocus Focus" eine der für das Haus eher unüblichen Einzelausstellungen aus. &bdquo;Nuur verbindet einen komplexen konzeptionellen Ansatz mit einer spielerischen Herangehensweise", sagt Roland Nachtigäller beim Rundgang durch die von Friederike Fast kuratierte Ausstellung. In Nullkommanichts zum Künstler An einer Wand hängen zwei seiner Arbeiten in einer Installation aus einem leeren Bücherregal. &bdquo;Viele meine Bilder sind in Sammlungen", sagt der in den Niederlanden lebende Künstler mit iranischen Wurzeln: &bdquo;Davon soll man sich aber nicht beeindrucken lassen, sondern mit kindlicher Neugier auf meine Arbeiten zugehen." Flankiert wird die Installation von einem Board, auf dem seine Schrift &bdquo;Ta-Da! – Künstler*in werden in Nullkommanichts" ausliegt. Darin teilt er seine &bdquo;Anleitungen, Geheimnisse und Sichtweisen" mit den Lesern, und lädt dazu ein, sich mit scheinbar Unbedeutendem künstlerisch zu beschäftigen. &bdquo;Bei vielen Dingen kommt es auf den Blick an", sagt der 1976 geborene Künstler. Er sei oft als Skater unterwegs gewesen, und schon die Bewegungsart sorge für einen veränderten Blick. &bdquo;Wo viele nur Treppen und ihre Funktion sehen, sehe ich Gelegenheiten für Tricks mit dem Skateboard: Dadurch, wie ich den öffentlichen Raum nutze, mache ich ihn zu meinem privaten." Die Grenze zwischen privat und öffentlich Diese Grenze interessiert ihn. An einem Bauzaun sind Fahrradschlösser angebracht. Der Bauzaun ist öffentlich, mit dem Schloss sichere er wertvolles Eigentum – wo läuft die Grenze? Gleich mehrere Arbeiten kreisen um die Farbe Schwarz, für viele eine Nichtfarbe. &bdquo;Tatsächlich besteht Schwarz aus vielen Farben", sagt er und macht sie sichtbar, indem er Tintenskizzen in Badewasser nass macht und aus den verlaufenen Farben an Aquarelle erinnernde leichte Kunstwerke entstehen lässt. &bdquo;Im Prinzip können sie das mit Kindern ausprobieren", sagt er, doch in seinen Arbeiten stecken unendliche Materialkunde und Zeit. Jede Farbe, aus der sich das Schwarz zusammensetzt, verläuft unterschiedlich schnell oder weit. Immer wieder hat er Teile des Papiers neu mit Wasser benetzt, sich dazu immer wieder im Zweistundentakt vom Wecker wecken lassen. Verspielt und zufällig wirkt das Ergebnis, und doch ist es Resultat intensiver Forschung und konzentrierter Arbeit. An der Stirnwand hängt ein glänzendes, aber tiefschwarzes Bild. Erst durch Anblitzen wird unter dem Lack ein Bild sichtbar. &bdquo;Da hängt ein Objekt im Raum, das für alle gleich aussieht aber durch die Aktion des Betrachters – das Fotografieren mit Blitz – zu etwas Individuellem wird, das es so nur in der Kamera oder dem Smartphone des Ausstellungsbesuchers gibt", sagt Nuur. Mit reichlich Krafteinsatz können Besucher per Handkurbel auf eine 5-Cent-Münze den Fingerabdruck des Künstlers, mit das Persönlichste, das es gibt, prägen. &bdquo;Dadurch wächst der Wert der Münze für den Besucher, aber kaufen kann er sich dafür nichts", sagt er. Ein Vitrine voller Kunst aus Marta-Material &bdquo;Marta Nuur & Herford Gehry" heißt eine Vitrine ausschließlich mit Objekten und Materialien, die er im und um das Marta gefunden hat. Da finden sich die typischen Marta-Ziegel, Kabel und neu geschaffene Objekte wie Töpferwaren deren Glasur aus Marta-Mineralien besteht. Das ist typisch für seine Arbeitsweise, die Material nimmt, daraus Neues entstehen lässt oder es in neue Kontexte setzt. &bdquo;Interimmodule" nennt er die Arbeiten, die durch neue Verknüpfungen Denkanstöße geben sollen. Nuur ist auch die Selbstironie anzumerken, mit der er sich und sein Werk betrachtet. &bdquo;Ta-Da!" ist die große Geste, mit der oft Besonderes einem staunenden Publikum präsentiert wird. In der Schau ist es dagegen Alltägliches, das ins Rampenlicht gehievt wird. Die Ausstellung macht Spaß, vor allem denen, die sich das kindliche Staunen bewahrt haben.

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