Nicht nur Autokorsos: Zwei Muslime erklären islamische Hochzeiten

Sie fallen immer wieder auf und behindern im schlimmsten Fall massiv den Straßenverkehr: Muslimische Hochzeitsgesellschaften. Mit geschmückten Fahrzeugen, laut hupend und teilweise auch mit Feuerwerkskörpern halten sie mitten auf viel befahrenen Straßen. Oft muss dann die Polizei ausrücken. So hatte zuletzt eine Hochzeitsgesellschaft am 5. Oktober in Herford die Mindener Straße blockiert.Zusätzlich zur gefährlichen Fahrweise – mehrere Fahrzeuge waren an der Bismarckstraße bei Rot über die Ampel gefahren – war auch noch derart viel Pyrotechnik im Spiel, dass der Rauch weite Teile der Straße komplett eingenebelt hatte. Wenn Jawadt Musa und Boubaker Naceur von solchen Situationen hören, können sie nur den Kopf schütteln. Völlig übertrieben, sagen die beiden Männer vom Islamischen Kulturverein Moatassem Maarouf in Herford. &bdquo;So geht das nicht", sagt Naceur. &bdquo;Wenn das so weitergeht, dann wird es irgendwann ein Gesetz geben, das sowas komplett verbietet." Und auch Jawadt Musa pflichtet ihm bei: &bdquo;Gerade wenn Zufahrtswege für Rettungsdienste zugeparkt werden, dann ist das nicht mehr okay", sagt der Vorsitzende des Vereins. »Wir müssen die Hochzeit öffentlich bekannt machen« &bdquo;Ich weiß nicht genau, wie es bei den Türken oder Kurden ist", sagt Vereinsmitglied Boubaker Naceur, der seit 50 Jahren in Deutschland lebt, aber in Tunesien geboren ist. Doch bei den Hochzeiten von arabischen Muslimen sei ein wichtiger Bestandteil die Bekanntmachung. &bdquo;Wir müssen die Hochzeit öffentlich bekannt machen", erklärt er. Jeder solle wissen, dass die Braut und der Bräutigam nun vergeben seien. Niemand müsse dann dazu noch Fragen stellen. Diese Hochzeitstradition vermutet Naceur auch als Grund für die Autokorsos.Laut gehe es bei solchen Bekanntmachungen immer zu. Egal in welcher Region. Jawadt Musa, Vorsitzender des Vereins, ist in Jordanien geboren. Er sagt: &bdquo;Bei uns im Dorf in Jordanien halten wir mit Autos auf freien Plätzen, machen Musik und tanzen."Dass die Bekanntmachungen eng mit größeren Hochzeitsumzügen verknüpft sind, liege in einer weiteren Tradition. &bdquo;Ursprünglich wurde bei uns auf den Dörfern zwei Tage vor der Hochzeit die Aussteuer der Braut von ihrem Haus zum Haus des Bräutigams getragen", sagt Naceur.Am Tag davor gebe es einen erneuten Hochzeitszug diesmal in Richtung eines Saunabades – auf arabisch &bdquo;alhamam". Dort verbringt die Braut mit weiblichen Familienangehörigen und Freundinnen den Tag. In manchen Regionen sei es darüber hinaus auch üblich, der Braut am Abend vor der Hochzeit dann die Hände kunstvoll mit Henna zu bemalen, ergänzt Jawadt Musa. In den meisten Fällen sind die Hochzeiten ausgelassene Feste Es gebe aber auch Hochzeiten, auf denen es ruhig zu gehe. &bdquo;Auf einigen islamischen Hochzeiten bleiben Männer und Frauen getrennt", sagt Musa. Doch in den meisten Fällen seien die Hochzeiten sehr ausgelassen. Die beiden Muslime finden, dass das auch so sein dürfe. Auch in der deutschen Öffentlichkeit. &bdquo;Viele sind hier geboren oder leben seit vielen Jahren hier. Wir sind deutsche Muslime, wir feiern hier und wollen das auch zeigen", sagt Boubaker Naceur. Diese Feiern müssten zwar auf den deutschen Straßen im Rahmen bleiben, aber er fordert für die islamischen Traditionen der Bekanntmachung auch etwas mehr Verständnis. Immerhin würden auch christliche Hochzeiten öffentlich zelebriert. Zum Beispiel mit Dosen, die das Hochzeitsauto hinter sich her zieht. Und auch mit lautem Hupen. Trauungen wie in christlichen Kirchen gebe es in einer Moschee übrigens nicht, ergänzt Naceur. &bdquo;Bei uns gibt es hier in Deutschland ganz normale standesamtliche Hochzeiten. Dafür kommt dann jemand von der Stadt", sagt der Herforder. Hochzeiten zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen gebe es zwar, sagt Jawadt Musa. Doch die sind laut Koran eigentlich nur erlaubt, wenn ein muslimischer Mann eine nichtmuslimische Frau heiratet. Musa: &bdquo;Eine Muslima darf eigentlich keinen Nicht-Muslim heiraten."

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