Von Taxifahrerin entlarvte Enkeltrick-Betrügerin bekommt lange Haftstrafe

Herford. Eine Enkeltrick-Betrügerin ist am Freitag, 25. Oktober, vom Amtsgericht Herford verurteilt worden. Die Mutter von vier Kindern im Alter zwischen sechs und elf Jahren, die gewerbsmäßig gehandelt hat, wird ihren Nachwuchs aber wohl noch länger nicht sehen: Sie hat mit ihrer Straftat gegen Bewährungsauflagen verstoßen - und muss jetzt auch noch eine längere Reststrafe absitzen. Schon 2013 war die heute 31-Jährige zu zwei Jahren Haft wegen Enkeltrick-Betruges verurteilt worden. Die erneute Straftat am 1. August dieses Jahres war aufgefallen, weil einer Taxifahrerin die Umstände einer Fahrt merkwürdig vorkamen: Die Fahrerin war zu einer 85-Jährigen nach Preußisch Oldendorf gerufen worden, angeblich weil sie Dokumente abholen sollte. Weil sie aber Zweifel an dem Inhalt des Jutebeutel bekam, den ihr die alte Dame überreicht hatte, sah sie im Laufe der Fahrt hinein - und fand Geld. Daraufhin rief sie die Polizei zu der Adresse, zu der sie fahren sollte. Dort wartete die 31-jährige Angeklagte, um den Beutel entgegenzunehmen. Die Angeklagte sollte mit zehn Prozent an der Beute beteiligt werden Die in Krakau geborene Polin war nach eigenen Angaben am Tag zuvor in Breslau gefragt worden, ob sie in Deutschland etwas entgegennehmen und weitergeben würde. Ihr habe der Mann, der sie angesprochen habe und dessen Identität die Frau aus Angst um ihre Kinder nicht preisgeben wollte, die Hintergründe nicht erklären müssen, sagte die Frau im Gericht. Sie habe gewusst, dass es darum ging, eine ältere Person um ihr Geld zu bringen. Die 31-Jährige erhielt von dem Mann ein Telefon, 400 Euro Bargeld und die Zusage, mit zehn Prozent an der Beute beteiligt zu werden. Der Betrag werde mindestens vierstellig sein, soll er gesagt haben. Die Frau fuhr daraufhin nach Bielefeld. Nach einem Telefonanruf des Mannes am nächsten Tag nahm sie ein Taxi, das sie zu der Adresse in Preußisch Oldendorf brachte, die er ihr genannt hatte. Die ältere Dame war in der Zwischenzeit mit der üblichen Masche behelligt worden: Eine Frau rief bei ihr an, gab sich als ihre Schwiegertochter aus und erzählte von einem Hauskauf, für den sie und der Sohn des Opfers angeblich dringend und sofort Geld brauchten. Mit 25.000 Euro sollte die Geschädigte kurzfristig in die Bresche springen. Die Preußisch Oldendorferin kratzte ihr Erspartes zusammen - und kam auf 15.900 Euro. Das übrige Geld wollte dann die vermeintliche Schwiegertochter angeblich bei ihrer Bank beschaffen. Die Täter halten die Frau fast fünf Stunden am Telefon Die Geschädigte war von einem Mann, einem angeblichen Freund ihres Sohnes, weiterhin am Telefon gehalten worden, nachdem die Frau aufgelegt hatte: Im Gericht wurde deutlich, dass hinter den Enkeltricks Betrügerbanden stehen, die mit ihren Opfern fortwährend telefonieren und ihre Forderung nach Geld dringend machen. So verhindern sie, dass die Geschädigten Zeit finden, nachzudenken und womöglich die Polizei zu rufen. In diesem Fall bearbeiteten sie die ältere Dame nahezu durchgehend von 11.45 bis 16.30 Uhr. Bandenmäßigen Diebstahl konnte das Gericht der Angeklagten trotzdem nicht nachweisen. Das sei zwar lebensnah, aber im Verfahren nicht eindeutig zu klären gewesen, sagte die vorsitzende Richterin. Stattdessen verurteilte sie das Gericht zu zwei Jahren und vier Monaten Gefängnis. Wenig glaubhaft erschienen dem Gericht Äußerungen der Frau zur Frage, ob ihr Lebensmittelpunkt wirklich in Breslau liege. Denn nach 2013 war sie 2016 wegen Urkundenfälschung, 2017 wegen Erschleichens von Leistungen in Deutschland aufgefallen. Es sei doch merkwürdig, dass sie strafrechtlich immer wieder in Deutschland in Erscheinung trete, so das Gericht.

Meistgelesen