Drogen, Menschenhandel, Schlägereien: Die Herforder Steinstraße kommt nicht zur Ruhe

Herford. Die Ermittlungen der Polizei wegen der Massenschlägerei an der Steinstraße betreffen nun doch weitere 15 Männer. Gegen die Angehörigen zweier rivalisierender Familien wird wegen Bedrohung ermittelt, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bielefeld jetzt mit. Bekannt geworden war bereits, dass die Anklagebehörde drei Personen wegen Körperverletzung im Visier hat. So war ein Mann bei der Auseinandersetzung verletzt worden- offenbar mit einer Machete. Unklar ist nach wie vor, was die Massenschlägerei im Mai auslöste – nach ersten Angaben soll es allein um einen geparkten Wagen gegangen sein. Klar ist aber, dass die Ermittler nicht mit einem schnelle Abschluss rechnen. &bdquo;Auf Grund der Zahl der Beschuldigten rechnen wir mit einer längeren Dauer des Verfahrens", erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft weiter. Das Areal als Problempunkt Die Steinstraße ist – ähnlich wie deutschlandweit viele Straßen in Bahnhofsnähe - seit Jahren Ziel polizeilicher Ermittlungen und gilt wie auch das Areal rund um den Bahnhof als Problembereich: In einem der umfangreichsten Ermittlungsverfahren ging es 2005 um Heroin-Handel im großen Stil. Sechs Kilogramm waren vom damals 46 Jahre alten Betreiber einer Pizzeria über die Niederlanden nach Deutschland geschmuggelt und hier verkauft worden. Wohin die Gewinne flossen, ist nach wie vor unklar. Die Ermittler, die sogar davon ausgingen, dass der Imbiss nur zur Geldwäsche betrieben worden war, hielten es auch für möglich, dass die Einnahmen damals an die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK flossen. Der Bruder des verurteilten Inhabers, der die Geschäfte angebahnt haben soll, ist nach wie vor flüchtig und wurde von den Drogenfahndern im Osten der Türkei vermutet. Im November des gleichen Jahres nahmen Bielefelder Ermittler vom Kriminalkommissariat 22, zuständig für organisierte Kriminalität, einen Mann an der Steinstraße fest. Es ging um internationalen Menschenhandel. So sollten von dem Steinstraßen-Bewohner Frauen aus ehemaligen russischen Teilrepubliken mit falschen Pässen nach Deutschland geschmuggelt worden sein. Neben Herford wurden Bordell in Bünde durchsucht. Danach geht die Zahl der größeren Ermittlungsverfahren zurück. Ruhe kehrt aber nicht ein: Fast regelmäßig wechseln sich nun aber Diebstähle, Raubüberfälle auf Passanten aber auch Körperverletzungen sowie kleinere Drogen-Funde in den Polizeimeldungen zur Steinstraße ab. Das zeigt das Archiv von nw.de. Einsatz nach Übergriff von Islamisten Im August 2014 kommt es dann zur Auseinandersetzung zwischen Islamisten und einem jesidischen Imbissbetreiber. Das Opfer hatte ein Plakat gegen die Terrororganisation IS aufgehängt, die Salafisten-Gruppe wollte ihn dazu bringen, dass er es abnimmt. Nach der darauf folgenden Schlägerei kamen hunderte kurdisch-jesidische Unterstützer nach Herford, um gegen den Terror des IS zu demonstrieren. Tage später kommt es dann zu einer weiteren Auseinandersetzung bei der Islamisten offenbar versuchen, Druck auf den Imbissbetreiber auszuüben. Der sollte seine Anzeige zurückziehen. Im Juli 2018 lösen dann rassistische Beleidigungen eine Massenschlägerei mit rund 40 beteiligten jungen Männern vor einem Imbiss an der Steinstraße aus. &bdquo;Kurz vor dem Eintreffen der Polizei standen sich die Personen teils mit abgebrochenen Flaschenhälsen in den Händen gegenüber und verletzten sich", beschrieb damals Polizeisprecher Uwe Maser die Situation. Die eine Gruppe bestand aus Mitgliedern kurdischer Herkunft, die andere Gruppe augenscheinlich aus Personen zentral- und nordafrikanischer Abstammung. Die meisten Täter flüchteten, als die Polizei kam. Im Mai 2019 folgte dann die Auseinandersetzung zwischen den beiden rivalisierenden Familien. In den drei weiteren Verfahren, die neben der Bedrohung anhängig sind, geht es um Körperverletzung. Bei einer Hausdurchsuchung haben die Ermittler unter anderem eine Machete und weiteres belastendes Material sichergestellt.

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