Herford Wo über 150 Parkplätze in der Herforder Innenstadt verschwinden werden

Herford. Wenn von der Rettung des Klimas und vor Ort von einer Erhöhung der Lebensqualität in der Stadt die Rede ist, gilt als ein Rezept, die Menschen zum Umstieg vom Auto auf Schusters Rappen, Fahrrad, Bus und Bahn zu bewegen. So ist es wenig verwunderlich, dass der Schluss, den die Verwaltung aus den Zahlen ihrer umfangreichen Parkraumuntersuchung für die Herforder City zieht, vor den Ferien im Verkehrsausschuss auf ein geteiltes Echo gestoßen ist. Das macht die Einzelergebnisse der Untersuchung nicht weniger interessant. Der Politik wird empfohlen, die 139 Parkplätze, die durch geplante Umgestaltungen etwa des Wilhelmsplatzes und des Rathausplatzes (siehe Grafik) unter dem Strich verschwinden werden, durch neue Pkw-Stellplätze möglichst im jeweiligen Umfeld zu ersetzen. Berücksichtige man zusätzlich die Bevölkerungsentwicklung, seien insgesamt 320 Parkplätze neu zu bauen. So solle die schon heute zu Spitzenzeiten nur "befriedigende bis ausreichende" Qualität des Parkens wenigstens erhalten werden. Die Politiker argumentierten im Spannungsfeld von Klimaschutz, Aufenthaltsqualität und Erhaltung der Attraktivität des Einkaufsstandortes Herford unterschiedlich und vertagten sich in den Herbst, um das 25 Seiten starke Werk und zahlreiche Grafiken weiter studieren zu können. Insbesondere die Grünen und Mitglieder der SPD-Fraktion wollen die Parkplatzsituation nicht isoliert von anderen Bausteinen eines Mobilitätskonzeptes betrachten und die Bedingungen für die umweltschonenden Fortbewegungsarten verbessern. Die Grünen wollen neuen Parkplätzen nur in Einzelfällen zustimmen, wenn durch städtebauliche Veränderungen Engpässe entstanden sind. Das kann zum Beispiel den Rathausplatz betreffen. CDU und Bürger für Herford stellten ihre Sorge um den Einzelhandel in den Vordergrund. Eine Erhebung der Wirtschaftsförderung hatte unlängst ergeben, dass Herford als Einkaufsstadt zu wenig Kunden aus dem Umland anziehe. Angebot Die Verwaltung hat die Parkplatzsituation innerhalb der Wälle und in denjenigen angrenzenden Bereichen betrachtet, die für motorisierte Besucher der Innenstadt noch attraktiv sein könnten. Demnach gibt es im Untersuchungsgebiet 3.700 öffentlich nutzbare Stellplätze (Stand 2017), davon mit 1.762 knapp die Hälfte in Parkhäusern. 821 Parkplätze sind frei und unbewirtschaftet. Sie liegen überwiegend in den Randbereichen. An 753 Parkplätzen müssen Autofahrer einen Parkschein ziehen. In 514 Fällen beträgt die Höchstparkdauer zwei Stunden, in 230 Fällen nur eine. 337 Parkplätze sind kostenlos, aber mit Parkscheibe auf zwei oder eine Stunde reguliert. Am Parkscheinautomaten sind die ersten 20 Minuten kostenlos (Stichwort Brötchentaste). Bis zu einer Stunde kostetet es einen Euro, bis zu zwei Stunden 1,50 Euro. Parkhaustarife Die Parkhäuser haben unterschiedlich gestaffelte Tarife, die mit 60 Cent (Go-Parc) für die erste Stunde beginnen und bei 8 Euro für neun Stunden (Marta-Areal) enden. Dazwischen ist mal dieses, mal jenes Parkhaus teurer. Wer länger als eineinhalb Stunden parkt, steht am Go-Parc am günstigsten, wer länger als sechs Stunden parkt in Alt- und Neustadt. Das Monatsticket (ohne Wochenende) im Marta-Viertel kostet 41 Euro, in den privaten Altstadt-, Neustadt- und Go-Parc-Parkhäusern rund 45 Euro. Mit im Schnitt einem Euro pro Stunde parkt man in Herford zu ähnlichen Konditionen wie in anderen vergleichbaren Städten. Sei es mit oder ohne Parkgebühren: Für rund 70 Prozent aller Stellplätze gilt keine stundenweise Begrenzung der Parkdauer. In die Berechnung nicht einbezogen sind private Kundenparkplätze wie die der Sparkasse und Expert-Döring. Nachfrage Die Parkraumnachfrage steigt von 8 bis 12 Uhr an und klingt dann bis 17 Uhr wieder ab. Die meisten Autofahrer steuern die Parkhäuser an. Sind gegen 8 Uhr und 17 Uhr jeweils rund 1.200 Parkplätze frei, sind es um die Mittagszeit nur 620. Das bedeutet nicht, so die Verwaltung, dass die Parkplätze da zur Verfügung stehen, wo sie nachgefragt werden. Nach 17 Uhr wird die Situation noch entspannter, weil die Mitarbeiterparkplätze am Rathaus und bei Westfalen-Weser-Energie dann zur Verfügung stehen. Die unbewirtschafteten Parkplätze sind schon frühmorgens zu 90 Prozent bis und bis zur gut Feierabendzeit belegt - vermutlich von Berufstätigen und Schülern. Rund ums Rathaus An Markthalle, Rathaus, dem nördlichen Teil des Münsterkirchplatzes und Elisabethstraße ist nur Kurzzeitparken über zwei Stunden möglich. Die Plätze werden überwiegend für Einkäufe auf dem Markt und Ämtergänge genutzt, die nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Ab 10 Uhr bis zum frühen Abend sind die Parkplätze nahezu komplett ausgelastet, wohl auch, weil viele Autofahrer hier ihr Glück zuerst versuchen. Nicht viel anders sieht es in der näheren Umgebung aus. Auf dem Rathausplatz und dem Münsterkirchplatz sollen nach dem Umbau der Markthalle, der Errichtung des Archäologischen Fensters am Münster und der Gestaltung der Achse Marta/Innenstadt in einigen Jahren insgesamt 53 Stellplätze wegfallen. Der Rathausplatz soll sich zu einem Platz mit mehr Aufenthaltsqualität entwickeln. In 250 Metern Fußwegentfernung, so die Untersuchung, gibt es in Spitzenzeiten aber keinen Ersatz für die Parkplätze. Das sehen insbesondere Markthändler mit Sorge. Hämelinger Straße, Am Gange Obwohl Parkhäuser nicht weit sind, lag die Nachfrage an Hämelinger Straße und Am Gange mit 94 Prozent Durchschnittbelegung besonders hoch - trotz Parkscheinregelung mit maximal einer Stunde. Anwohner, die auf einigen Parkplätzen kostenlos parken dürfen, stehen in Konkurrenz. Frühherrenstraße, Berliner Straße Extreme Belegungsunterschiede sind zwischen dem Parkplatz Frühherrenstraße (durchschnittlich 40 Prozent) und den schräg angeordneten Stellplätzen der Berliner Straße (Im Schnitt 93 Prozent) zu verzeichnen. In die wohl weniger bekannte Frühherrenstraße weist nur eine Anzeige ohne Ausweisung freier Plätze hin. Logenplatz und Unter den Linden Der Logenplatz ist sehr beliebt und die angrenzenden Straßen sind meist zu 100 Prozent ausgelastet. Unter den Linden und in der Mönchstraße entfallen durch Umgestaltung Parkplätze, die aber durch einen weiteren Parkplatz an der Ecke Friedhofstraße/Unter den Linden ersetzt werden sollen. Janup Der öffentliche Parkplatz am Janup bleibt mit 59 Prozent mittlerer Auslastung unter seinen Möglichkeiten. Vermutet wird, dass viele Autofahrer ihn nicht vom Döring-Kundenparkplatz abgrenzen können. Amtsgericht Der Parkplatz Amtsgericht ist um die Mittagszeit voll ausgelastet, zu anderen Zeiten nur zu zwei Drittel. Zum Pulverturm, Schulwall Die Straßen Zum Pulverturm und Schulwall im Bereich der Wilhelm-Oberhaus-Schule sind ab 10 Uhr komplett ausgelastet. Hier gibt es viele Falschparker und viel Parksuchverkehr. Bahnhof und Parkhaus Radewig Im Bereich Bahnhofsvorplatz, Kurfürstenstraße, Fürstenaustraße ist laut Erhebung das Parkraumangebot zu keiner Tageszeit knapp. An der Schillerstraße wurde eine lokale Überlastung festgestellt. Mit der Schaffung der verbindungsachse Marta-Innenstadt sollen aber an Schiller- und Arndtstraße netto 18 neue Plätze entstehen. Die Stellplätze am Bahnhofsvorplatz waren nur zwischen 9 und 11 Uhr annähernd voll belegt. Das Parkhaus Radewig in Bahnhofsnähe über dem Go-Parc hat von 9 bis 12 Uhr mit 85 Prozent eine Spitzenbelegung. Die Nachfrage steigt am Nachmittag nicht, weil es für den Einkaufsverkehr eine untergeordnete Rolle spielt. Marta-Viertel Das Parkhaus am Elsbach-Haus hat mit einer annähernd 100-Prozent-Belegung zwischen 9 und 12 Uhr und einer durchschnittlichen Belegung zu 86 Prozent die höchste Auslastung aller vier Parkhäuser. Auch die Gäste des neuen Hotels werden hier parken. Der Marta-Parkplatz, die Luisenstraße und die Goebenstraße waren stark unterdurchschnittlich ausgelastet. Der Tagesspitzenwert lag bei nur 54 Prozent. Wilhelmsplatz und Augustastraße Obwohl die Stellplätze in der Augustastraße mit einer Höchstparkdauer von zwei Stunden versehen sind, sind die Plätze schon früh und bis Mittag voll belegt. Hier werden offenbar die Parkscheiben nachgestellt. Es wird vermutet, dass es sich um Schüler des Berufskollegs oder Berufstätige aus dem Umfeld handelt. Der Wilhelmsplatz mit seinen bis dahin 80 unbewirtschafteten Parkplätzen war schon vor der Erhebung mindestens bis Mittag voll ausgelastet. Mit Beginn der Bauarbeiten reduzierte sich die Zahl der Parkplätze. In diesen Tagen wird der Umbau des Wilhelmsplatzes nach längerer Pause fortgesetzt. Am Ende wird es in diesem Bereich nur noch 21 Parkplätze geben. Das nächstgelegene Parkhaus im Marta-Viertel hat keine Kapazitäten. Andere Parkhäuser sind weit und kosten Geld.

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