Herford Hans im Glück mit Schauspiel und Pantomime

Herford. "Was würde ich tun, wenn ich plötzlich einen Klumpen Gold hätte?" fragen sich die beiden Schauspieler vom Theater Schreiber & Post. Eine Schokoladenfabrik bauen oder ins All fliegen? Plötzlich ist er da, der Klumpen Gold. Wie aus dem Nichts scheint er Hans zugefallen zu sein. Schwer ist er, groß, nur in der Phantasie sichtbar, und er lockt einen Gauner an, der das Gold gern hätte. Er klaut ihn aber nicht, sondern bietet Hans immer im richtigen Moment einen Tauschhandel an, bei dem Hans immer benachteiligt zu werden scheint. Den Goldklumpen tauscht er gegen ein Pferd, dieses gegen die sture Kuh Else. Und das ist nur der Anfang der Geschichte, die Andrea Post und Tim Schreiber auf dem Münsterkirchplatz auf ganz eigene Art erzählen. So wie der Goldklumpen in ihrer Version des bekannten Grimmschen Märchens wie aus dem Nichts auftaucht, erzählen sie ihre Geschichte ohne viele Requisiten. Und sogar die Sprache spielt kaum ein Rolle. Mit viel Phantasie und einer Kombination aus Schauspiel und Pantomime erfinden sie ihre Version des Märchens - oder ist es doch eine Gaunergeschichte? - neu. Mit Gesten und Tierlauten werden die Tiere lebendig. Ein "Muh" oder "Wiehern" reichen aus, um in der Phantasie der Kinder Pferd, Kuh oder die Sau Rosa lebendig werden zu lassen. Hans tauscht aber weiter, die Sau gegen die Gans Suse und diese zuletzt gegen einen Stein. Dabei scheint es so, als würde Hans bei jedem Tausch, zu dem ihn der raffgierige Gauner drängt, betrogen. Jedes Mal überzeugt er Hans, dass er gerade einen besonders guten Tausch macht, auch wenn Außenstehende den Handel wohl für Betrug halten würden. Zuletzt hält Hans einen moosbewachsenen Stein in der Hand. Der ist immerhin echt, und sogar die Kinder auf den Bänken vor der Bühne können sehen. Vielleicht war das Tauschen ja doch nicht so schlecht, denn mit Steinen kann man Häuser bauen, Straßen pflastern und viele Dinge mehr tun, die man mit Gold oder den Tieren nicht machen kann. Doch Hans im Glück wäre nicht Hans im Glück, wenn er nicht am Ende mit leeren Hände dastehen würde. Er verliert sogar den Stein, der ihm aber ohnehin schnell zur Last geworden ist. Hans hat scheinbar nichts, der Betrüger alles. Doch Hans fühlt sich eher erleichtert als traurig. "So glücklich wie ich, gibt es keinen Menschen unter der Sonne", sagt Hans im Märchen, und weiter heißt es dort: " Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter war." Ob der Gauner mit Gold, Pferd, Kuh, Sau und Gans glücklich geworden ist, verrät die Geschichte allerdings nicht. Für Hans ist das jedoch egal, weiß er doch, dass er glücklich sein kann, weil er sich alles vorstellen kann.