Kreis Herford Entsetzen über Abschiebe-Praxis in Vlotho

Kreis Herford. Erhebliche Wellen schlägt die Abschiebe-Praxis der Ausländerbehörde des Kreises Herford im Falle einer 27-Jährigen Georgierin sowie deren beiden Kinder (5 und 8 Jahre) in Vlotho. Entgegen einer ersten Stellungnahme des Kreises am Donnerstagnachmittag soll es beim Einsatz in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag nicht bei "beruhigenden Maßnahmen in der Wohnung" geblieben sein. Ein Zusatz, wonach "durch das Eingreifen der von der Ausländerbehörde alarmierten Polizei die Familie sicher ins bereitstehende Fahrzeug gebracht werden konnte" beschönige nach Aussagen mehrerer Zeugen das Geschehen. Zeugen wie Ulrich Ammon. Er berichtet von einem "beschämenden Abschiebevorgang" und von einem "Großkommando" das in dem Haus an der Herforder Straße "fast wie bei einer Terroristenrazzia" eingedrungen sei. Ammon: "Die sich verzweifelt wehrende junge Mutter wurde von drei bis vier Ordnungskräften an Armen und Beinen zwei Stockwerke die Treppen runtergeschleppt und geschoben, schreiend, in Handschellen." Die beiden weinenden Kinder hätten laut Ammon diesen Ablauf mit ansehen müssen. Mischung aus Ungläubigkeit, Trauer und Wut Der Vlothoer kennt die Flüchtlinge. "Das Mädchen ist in der Grundschule und bestens integriert, der kleinere Bruder in der Kita Breslauer Straße. Die Mutter besucht einen Sprachkurs im Gesamteuropäischen Studienwerk. Sie war vor eineinhalb Jahren vor der Gewalt ihres Mannes, Drohungen aus dem Familienclan und der völligen Perspektivlosigkeit für ihre Kinder aus Georgien geflohen", schreibt Ammon, der Mitglied im Verein "Vlothoer für Flüchtlinge" ist. Dieser Verein hatte sich mit Anwalts- und Ärztehilfe vergeblich um ein Bleiberecht bemüht. Entsetzt zeigte sich ebenfalls der Vlothoer Jürgen Kusche, der mit "Ungläubigkeit, Trauer und Wut" auf die Abschiebe-Praxis des Kreises Herford reagierte. Seine Konsequenz: "Es gibt genug engagierte Bürger in Vlotho, um eine Telefonkette aufzubauen. Die wird beim nächsten Mal, wenn wieder in einer Chartermaschine ein paar Plätze frei sind, bei der nächsten nächtlichen Abschiebung, dafür sorgen, dass es noch viel, viel mehr Zeugen gibt." Kusche weiter: "Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Abschiebung in dieser Art in Deutschland rechtmäßig sein kann. Auch wenn es für die betroffene junge Familie nicht mehr hilfreich ist - wir sollten etwas dafür tun, dass solche nächtlichen Abschiebungen am Rande der Legalität zumindest deutlich erschwert werden." Grüne haben sich des Themas angenommen Unterdessen haben sich die Grünen des Themas angenommen. Deren Fraktionsvorsitzende Ingeborg Balz bittet im anstehenden Kreisausschuss am 10. Mai Landrat Jürgen Müller um Aufklärung. Sie möchte unter anderem wissen, welche Maßnahmen seitens der Kreisausländerbehörde unternommen wurden, die Familie zu einer freiwilligen Ausreise aus Deutschland zu ermutigen und warum die Familie nicht tagsüber, weniger spektakulär, abgeholt wurde. Balz fragt zudem, ob es zutreffe, dass es einen Runderlass des Landesinnenministeriums gebe, der die Möglichkeit einer nächtlichen Abschiebung von Familien mit kleinen Kindern einschränkt. Vlothos Bürgermeister Rocco Wilken: "Die Rechtsstaatlichkeit wird nicht angezweifelt. Es geht aber um die Art und Weise. Selbst wenn sich die Frau gewehrt hat, dann muss man sehen, dass die Kinder das alles miterleben mussten. Ich frage mich, ob die Kinder in solchen Momenten nicht auch dem Schutz des Jugendamts unterstehen." Wilkens? Meinung zum Einsatz der Behörde ist eindeutig: "So etwas darf sich nicht wiederholen."