Herford Sulo-Schornstein fällt am frühen Samstagmorgen

Herford. Schnell und problemlos verlief am Samstagmorgen der Abriss des alten Schornsteins auf dem Sulo-Gelände an der Bünder Straße. Mitarbeiter des Abbruchunternehmens Landwehr hatten das Bauwerk mit Bagger und Keilen am frühen Morgen, früher als angekündigt, umgelegt. Auch Fotografin Simone Nagel, die für das Architekturbüro Podufal & Wiehofsky, das den Abriss koordiniert, die Arbeiten dokumentiert, war überrascht, wie schnell das ging. Um 8.23 Uhr habe der Schornstein den Boden geküsst, sagt Ralph Prüßner, der den Sturz vom Nachbargebäude fotografiert und gefilmt hat. Zuvor habe der Baggerfahrer durch ein Loch am Fuße des Schornsteins Steine aus dem Inneren geholt. Die Klinker waren in den Turm geworfen worden, als vor Jahren bereits die Sturmspitze demontiert worden war. Der Schornstein war also hoch gefüllt mit Bruchsteinen. Bereits während der vergangenen Wochen waren große Teile des um 1900 ursprünglich als Möbelfabrik errichten Werksgebäudes abgerissen worden. Nur der auf roten Ziegeln gemauerte Schornstein hatte zuletzt noch so gut wie unversehrt über den Trümmern gestanden. Errichtet worden war der Industriekomplex nicht von Sulo sondern um 1900 als Möbelfabrik von Gustav Kopka. 1904 baute Architekt Gustav König zunächst zum zuvor errichteten Holzlager eine Fertigungshalle. Zunächst verzögert durch den Ersten Weltkrieg wurde der Komplex bis 1900 zu einer modernen Produktionsstätte mit Anschlüssen an die Reichsbahn erweitert. Eine Darstellung aus dem Jahr zeigt den Komplex noch ohne den jetzt abgerissenen Schornstein, auf einem in den 1950er Jahren entstandenen Foto scheint der Schornstein höher als zuletzt gewesen zu sein. "Aus den Unterlagen ergibt sich, dass der Turm wohl 1918 errichtet worden sein dürfte", sagte Stadtarchivar Christoph Laue: "Es gibt noch eine umfangreiche Akte mit Genehmigungen und großen Zeichnungen."Darüber, dass der Schornstein irgendwann einmal zurückgebaut worden sein könnte, liegen dort aber keine Informationen vor. Nach dem Konkurs der Möbelfabrik im Juli 1933 erwarben die Fabrikanten Fritz Berg und Friedrich Ernst Hohage aus Altena samt der inzwischen veralteten Maschinen und produzierten unter dem Namen Gustav Kopka in Herford bis 1952 Schränke, Nachttische, Frisierkommoden, Schrank- und Klappbetten, Schlafraummöbel und Töchterzimmer. 1953 bezog die Firma Sulo das Areal und hatte dort zuletzt Emballagen produziert. Grund für den Abriss sei die Einsturzgefahr gewesen, so Sulo-Sprecher Serdar Zengin. Die rund 14.000 Quadratmeter große jetzt frei werdende Fläche solle zunächst nicht wieder bebaut werden sondern als Rohstofflager genutzt werden.