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Roland Nachtigäller - © Foto: Kiel-Steinkamp
Roland Nachtigäller | © Foto: Kiel-Steinkamp

Herford Marta-Chef sieht die Dämme brechen

Roland Nachtigäller zum Kunstverkauf durch das Land

27.10.2014 , 06:00 Uhr |

Herford. 26 Museumsdirektoren haben einen offenen Brief an die NRW-Ministerpräsidentin, die NRW-Minister und die gesamte Landesregierung geschrieben; darin kritisieren sie die geplante Versteigerung der Andy-Warhol-Bildern aus dem Besitz der Westdeutschen Spielbanken, einer Tochter der landeseigenen NRW-Bank (die NW berichtete). Zu den Unterzeichnern gehört auch Marta-Direktor Roland Nachtigäller.

Nachtigäller verweist im Gespräch mit der NW auf die Statuten des Museumsbundes und eine Vereinbarung der Unesco: "Wir haben einen Auftrag, die kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung zu dokumentieren, und wir haben abzubilden, was die Gesellschaft sowohl in historischer als auch in kultureller Hinsicht produziert."

Immer wieder holten Museen Werke vergessener und verkannter Künstler aus den vergangenen Jahrhunderten hervor, um sie einer Neubewertung zu unterziehen. Werde heute Kunst aus öffentlichem Eigentum verkauft, sei nicht absehbar, was das in einigen Jahren bedeute. Nachtigäller spricht davon, dass die "Seele der Gesellschaft" verkauft werde.

Leihgaben des Marta-Freundeskreises seien vor allem deshalb keine Geschenke, weil immer die Befürchtung bestanden habe, dass die Stadt sie irgendwann verkaufen könnte. "Und jetzt passiert genau das: Da werden solche Befürchtungen noch unterfüttert; da brechen Dämme."

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  1. Der offene Brief

In dem Schreiben der Museumsdirektoren an die Ministerpräsidentin heißt es unter anderem: "Die Versteigerung der Warhol-Werke ist ein Tabubruch. Sie kommt einem Bewusstseinsverlust gleich und beschädigt jahrzehntelange sorgfältige Kultur- und öffentliche Sammlungspolitik durch kurzfristiges Gewinnstreben. Es wird ein Präzedenzfall geschaffen, dem Kommunen, öffentliche Unternehmen und Gesellschaften in Zukunft folgen könnten." Zur Disposition stünden die Kernaufgaben der Museen: das Sammeln und Bewahren der Kunst im Auftrag der Gesellschaft und für zukünftige Generationen."