Kinderbetreuung im Umbruch? Nachfrage nach Kita-Plätzen in Enger sinkt

Enger. Schaut man grob zehn Jahre zurück, da waren Betreuungsplätze für die Kleinsten heiß begehrt in Enger. Da hätten Kita-Plätze gefehlt, sagt der städtische Fachbereichsleiter Jens Stellbrink. Inzwischen allerdings haben sich die Zeiten, wie es scheint, geändert: Eine erste Tageseinrichtung, die Kita &bdquo;Spielkiste“ in Enger-Pödinghausen, soll wegen zu geringer Nachfrage im kommenden Sommer sogar schließen - nach mehr als 50 Jahren (die NW berichtete). Wie der Träger, die Evangelische Jugendhilfe Schweicheln, betont, lasse sich die rückläufige Nachfrage nach Betreuungsplätzen jedoch nicht nur in der &bdquo;Spielkiste“, sondern auch in anderen Tageseinrichtungen der Stadt beobachten. Die NW hat beim Kreis Herford nachgefragt, wie sich die Situation darstellt - und womit sich die sinkende Nachfrage nach Betreuungsplätzen begründet. Insgesamt zwölf Kindertageseinrichtungen gibt es nach Angaben der Kommune im Stadtgebiet von Enger. Nachdem vor einigen Jahren Betreuungsplätze gefehlt hätten, seien drei Einrichtungen in der Widukindstadt hinzugekommen: die Kita &bdquo;Unterm Regenbogen“, die Bauernhof-Kita und die Kindertageseinrichtung &bdquo;Emmaus“, sagt Jens Stellbrink. Außerdem sei die DRK-Kita &bdquo;Traumland“ um zwei Gruppen erweitert worden. Aber: Offensichtlich bröckelt die Nachfrage nach Betreuungsplätzen inzwischen. In Enger sei, wie in vielen anderen Kommunen, ein stetiger Rückgang der Anmeldezahlen sowohl in den Kitas als auch in der Kindertagespflege zu beobachten, heißt es auf Anfrage vom Kreis Herford. Auch interessant: &bdquo;Überrascht und schockiert“: Eltern wollen Kita-Schließung in Enger nicht hinnehmen Keine Zahlen Genauer äußert sich die Behörde nicht - und nennt auch keine Zahlen. Die Zahl der aktuell freien Kita-Plätze in der Stadt Enger werde &bdquo;bewusst nicht genannt“, heißt es. &bdquo;Wir möchten durch eine vorzeitige Bekanntgabe Irritationen und Spekulationen vermeiden, zumal wir nicht möchten, dass freie Plätze vorschnell als Hinweis auf weitere mögliche Schließungen oder strukturelle Veränderungen im Kita-Bereich interpretiert werden", teilt die Behörde mit. Weiter heißt es: &bdquo;Um einen geordneten Informationsprozess sicherzustellen, möchten wir zunächst die noch ausstehenden Abstimmungen mit den beteiligten Trägern abschließen und erforderliche Maßnahmen gemeinsam beschließen. Auf dieser Grundlage erfolgt dann eine transparente und verlässliche Kommunikation gegenüber der Öffentlichkeit." Erfahrungsgemäß verändere sich die Situation noch und es komme bei Nachrückverfahren regelmäßig zu Belegungsanpassungen, heißt es vom Kreis weiter. Fest stehe jedoch, dass einzelne Plätze, darunter auch in der Kita &bdquo;Spielkiste“, voraussichtlich unbesetzt blieben. Lesen Sie auch: Kita in Enger muss nach mehr als 50 Jahren schließen: Das sind die Gründe Was sind die Ursachen? Eine eindeutige Ursache für die gesunkene Nachfrage nach Betreuungsplätzen gebe es nicht, &bdquo;da zahlreiche Faktoren zusammenwirken“. Weiter teilt der Kreis mit: &bdquo;Bei der Planung kommt erschwerend hinzu, dass es keine Kita-Pflicht gibt und Eltern ihr Anmeldeverhalten zunehmend flexibler gestalten.“ Manche Familien meldeten später an, änderten ihren Betreuungsbedarf kurzfristig oder würden sich zunächst gegen eine &bdquo;außerhäusliche Betreuung“ entscheiden. &bdquo;Hinzu kommen Zu- und Wegzüge, die die Bedarfszahlen zusätzlich beeinflussen.“ Der Rückgang der Anmeldungen sei das Ergebnis eines &bdquo;komplexen Zusammenspiels“ verschiedener gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und individueller Faktoren. &bdquo;Wir beobachten unter anderem, dass viele Familien den Kita-Einstieg ihrer Kinder nach hinten verschieben und erst später, häufig mit dem Wechsel in den Ü3-Bereich, eine Betreuung in Anspruch nehmen.“ Veränderte Lebens- und Arbeitsmodelle Auch demografische Entwicklungen wirkten sich zunehmend aus. &bdquo;Darüber hinaus ermöglichen immer mehr Arbeitgeber längere Elternzeiten oder flexible Arbeitszeitmodelle, sodass die Betreuung zuhause für viele Eltern einfacher umsetzbar ist.“ Für manche Familien rechne sich eine Erwerbstätigkeit in Teilzeit nach Abzug aller mit der Betreuung verbundenen Kosten wirtschaftlich kaum. Weitere Einflussfaktoren sind nach Angaben des Kreises kulturelle Unterschiede im Betreuungsverhalten sowie veränderte Lebens- und Arbeitsmodelle - etwa die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten.

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