Cannabisfreigabe wird diskutiert Warum ein Engeraner Apotheker Cannabis nicht an jedermann verkaufen will

Enger/Spenge. Bundesgesundheitsminister Karl Wilhelm Lauterbach ist nicht nur Politiker, sondern auch Mediziner. Er plädiert dafür, demnächst Cannabis zu legalisieren; und es gibt wohl auch Pläne, die Droge in Apotheken zu vertreiben. Der Spenger Apotheker Eckart Götz mag derzeit zu diesem Thema nichts sagen: "Die ganze Sache ist total unausgegoren. Da müssen wir erst mal sehen, was die EU überhaupt dazu sagt." Sein Engeraner Kollege Jens Kosmiky indes ist schon jetzt dabei, sich eine Meinung - "zumindest tendenziell" - zu bilden. Das mag auch daran liegen, dass er schon seit mehr als fünf Jahren die THC-haltige Droge verkauft. "Zu medizinischen Zwecken", sagt er. Und unterscheidet da ganz penibel. Er sieht seine Hauptaufgabe darin, Heilmittelhändler zu sein. "Und nicht Verkäufer von Genussmitteln. Wenn wir hier auch Cannabis an Leute verkaufen, die einfach mal runterkommen wollen, dann könnten wir auch Wein oder Zigaretten anbieten." Das Cannabis, das er als medizinische Hilfe an Schmerzpatienten ausgibt, müsse einem ganz bestimmten Qualitäts-Standard entsprechen. Mit dieser Droge könne er Menschen helfen. Nicht ihnen ausschließlich Vergnügen bereiten. Patienten brauchten eine Betäubungsmittelnummer "Vor vielleicht fünf Jahren gehörten wir zu den 20 einzigen Apotheken, die bundesweit Cannabis verkauften", sagt er. Und er erinnert sich an die hohen behördlichen Hürden. Denn eine einfache Verordnung eines Arztes genügte nicht. Zuerst musste der Mediziner nämlich ein neunseitiges DIN-A-4-Formular ausfüllen, sagt Kosmiky. Damit wandte sich der Patient dann an die zuständige Behörde in Bonn; die Bundesopiumstelle im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Wenn die dem Ansinnen zustimmte, dann bekam der Patient eine Betäubungsmittelnummer. Und damit durfte er Cannabis in der Apotheke beziehen; wenn der Arzt zusätzlich eine Art Privat-Rezept über die Menge in Gramm geschrieben hatte. Und das für jeden einzelnen Einkauf. Bezahlen mussten die Patienten in dieser Phase das "Gras" oft selbst, weil die Krankenkassen in dieser Zeit die Kosten eher selten übernahmen. Das änderte sich, als die schmerzstillende Wirkung der Droge offiziell anerkannt wurde. Dann durften die Ärzte auch Verordnungen ausstellen. Zudem fiel auch der Weg über die Bundesopiumstelle weg. In dieser Zeit lag der Preis für ein Gramm Cannabis bei gut 18 Euro. Viele Patienten benötigten gut zwei Gramm pro Tag. Wer seine Schmerzen loswerden wollte, war also mit bis zu 40 Euro pro Tag dabei. "Besonders gut wirkt die Substanz, wenn sie über die Lunge aufgenommen wird". Das sagt Jens Kosmiky. Teilweise würde das "Gras" dann mit einer Kräutzermühle zermahlen und über einen Vernebler unter Zusatz von Wärme eingeatmet. Dazu gebe es spezielle Handlungsleitlinien, erklärt der Apotheker. "In Holland klappt das doch prima" Er ist ein absoluter Befürworter der Freigabe von Cannabis. Dadurch würde die Droge, die er als lange nicht so gefährlich wie Alkohol oder Zigaretten einschätzt, entkriminalisiert. Er plädiert auch dafür, den Preis im Vergleich zum offiziellen, der mal bei 18 Euro pro Gramm lag - und auch heute noch ungefähr so teuer sei -, zu senken; ihn der Marktlage anzupassen. Denn sonst würden die Genuss-Nutzer den "Stoff" weiterhin illegal kaufen, weil er bei einem Dealer günstiger zu bekommen sei. "In Holland klappt das doch ganz prima", sagt er. Da ist Cannabis in speziellen Läden, den Coffee-Shops, zu kaufen. In Apotheken, so denkt er jetzt, sollte Cannabis aber nicht für jedermann erhältlich sein. Die Infrastruktur zu Produktion und Verteilung des Hanf-Produktes sei - so meint Kosmiky - schnell gegeben. Er bezieht das Cannabis derzeit über den Großhandel und aus Kanada oder Holland. Derzeit gebe es ab und zu Lieferengpässe. "Die Nachfrage ist halt größer als das Angebot." Diese Situation könne sich aber mit einer Freigabe und den dann schnell zu schaffenden Produktionsstätten ändern. Der Engeraner Apotheker plädiert also dafür, Cannabis freizugeben, die Genuss-Nutzer aber nicht aus der Apotheke zu versorgen. "Es sei denn, das wird verfügt. Dann richten wir uns danach."

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