Enger/Kreis Herford Versorgungssicherheit in Kriegszeiten: Lebensmittel hamstern sei unsinnig

Enger/Kreis Herford. Die Lebensmittelversorgung in Deutschland, und speziell in der Region, ist gesichert. Auch in Zeiten des Krieges in der Ukraine. Das versprechen jetzt die Vertreter des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Herford-Bielefeld. Zumindest wenn es um die Früchte des Feldes und die Milch- und Fleischproduktion geht, die sie zu verantworten haben. Aber: Zunächst bestätigten sie die Versorgungslage nur für dieses Jahr. Wie es 2023 aussehen werde, darüber mochten sie bei einem Treffen auf dem Hof Höner in Enger keine konkreten Aussagen machen.Kreisverbandsvorsitzender Hermann Dedert sagte, jetzt Lebensmittel zu hamstern sei unsinnig. &bdquo;Anders als in den Ländern in Afrika, und Asien können wir durch die gute qualitative und quantitative Erzeugung in der Pflanzenproduktion die eigene Versorgung bei vielen Erzeugnissen sicherstellen.“Doch sei die Ukraine der fünfgrößte Getreidelieferant weltweit. Dedert erläutert: "Getreide wird aber in vielen Ländern zur Mangelware. Internationale Organisationen warnen durch den Ausfall der Ukraine und Russlands als Getreidelieferanten vor einer globalen Hungerkrise. Die Nahrungsmittelpreise steigen und steigen."Getreide liegt in Urkainer Häfen fest Dedert kündigt Preissteigerungen – resultierend aus Kostensteigerungen und dem Marktgeschehen – an. &bdquo;In welcher Höhe lässt sich im Moment aber nicht genau absehen. Der Wertanteil des Weizens an einem Brötchen liegt zum Beispiel aber nur bei ungefähr vier Prozent.“ Er und Jochen Höner, Ackerbauer aus Enger, Jens Müller, Sauenhalter aus Löhne, Jan-Wilhelm Wetehof, Ackerbauer aus Herford und Bernd Upmeier zu Belzen, Betreiber einer Biogasanlage in Bielefeld, hatten zu einem Pressegespräch eingeladen, um die aktuelle Situation und die stark gestiegenen Preise aus ihrer Position heraus zu erläutern.Höner wusste von 66 Millionen Tonnen Weizen und 49 Millionen Tonnen Mais zu berichten, die in den Häfen der Ukraine festlägen. Die ständen dem Weltmarkt nicht zur Verfügung. Und niemand wisse derzeit, was damit werde. Derweil sei die Versorgung der Verbraucher hier mit Getreide gesichert. Doch würden die Preise steigen. Hauptgrund dafür sei die Vervier- bis Verfünffachung der Kosten für Mineraldünger. Der werde sehr energieintensiv in Weißrussland, Russland und der Ukraine hergestellt. &bdquo;Zudem ist der Dünger teilweise einfach nicht verfügbar.“ Teilweise könnten die heimischen Landwirte auf Gülle als Dünger zurückgreifen. Schweineproduktion nicht kostendeckend Sicherlich steige derzeit auch der Preis für das Getreide, das er verkauft. Doch werden seine Preise nicht stetig der Preisspirale angepasst. Denn: &bdquo;Die Hälfte des Weizens habe ich schon vorher fest verkauft. Als die Preise noch niedriger waren.“ Auch die Preise für Schweinefleisch steigen. Bekam der Sauenhalter Jens Müller aus Löhne noch jüngst 1,20 Euro pro Kilogramm Schweinefleisch, so stieg der Erlös aktuell auf 1,92. &bdquo;Kostendeckend wären 2,40 Euro.“ Denn die Getreidepreise und die Kosten für Futtermittel und Energie stiegen parallel teilweise überproportional. Er sagte, dass die Erzeuger lediglich 21 Prozent des Verkaufspreises bekämen. &bdquo;Natürlich fühlen wir uns im Wesentlichen dazu verpflichtet, die Bevölkerung zu ernähren“, sagt er, &bdquo;aber ob ich meinen Kindern mal empfehle, den Betrieb irgendwann zu übernehmen, weiß ich nicht.“"Teller oder Tank" Für ein Kilo Rindfleisch bekommt der Landwirt derzeit 5,80 Euro. &bdquo;Tendenz steigend“, sagt Jan-Wilhelm Wetehof, Ackerbauer aus Herford, der für den Löhner Bullenhalter Ralf Göhner sprach. Auch hier mache sich die Kostensteigerung massiv bemerkbar. Er rechnete vor: &bdquo;Noch vor einem Jahr wurde Kälber für 500 Euro gekauft. Jetzt kosten sie bis zu 1.500 Euro. Allein die Futterkosten sind von 1,50 auf 2,20 Euro pro Tag gestiegen. Die Tiere bleiben 13 Monate im Stall.“ Das seien Futterkosten in Höhe von fast 860 Euro; macht zusammen 2.360 Euro. Dabei seinen alle anderen Kosten wie die für die Halle, Energie, Wärme oder auch Verwaltung nicht mit eingerechnet. Wiegt ein Tier beim Verkauf 430 Kilogramm, beträgt der Preis 2.580 Euro. Zu wenig, um alle Kosten umzulegen. Bernd Upmeier, Betreiber einer Biogas-Anlage in Bielefeld, ging auf seine Nutzung der Feldfrüchte ein. Hier laute die Frage: "Teller oder Tank?" Ein Teil des gewonnenen Bioethanols lande im E10-Treibstoff. Große Teile der Energie würden zur Stromerzeugung genutzt. Was übrig bleibe, lande auf den Feldern als Dünger. Auch er erlebe die Kostensteigerungen und sagte: "Die Entwicklung wird spannend." Die Pläne, vier Prozent der Ackerfläche zukünftig stillzulegen, lehnen die Landwirte ab. "Das ist wertvolle landwirtschaftliche Fläche", sagt Dedert. "Die dient zur Erzeugung von Lebensmitteln." Im Sinne der Biodiversität und der Artenvielfalt gebe es sicherlich andere Möglichkeiten, hier zu agieren. Und vielleicht sei es in der aktuellen Situation auch sinnvoller, diese Flächen weiter zu nutzen.

Mehr zum Thema