Wie Seniorenheime gegen die vierte Welle kämpfen

Enger/Spenge. Die Corona-Inzidenzzahlen steigen kontinuierlich. Viele Experten sprechen von der "vierten Welle". Die Betreiber der Seniorenheime in Spenge und Enger nehmen den Trend wahr und reagieren. Im Spenger St.-Martins-Stift hat es seit Januar dieses Jahres keinen Corona-Fall mehr gegeben, sagt der Leiter, Matthias Kramer. Er ist stolz darauf, weiß aber auch: "Das hat seinen Preis." Der "Preis", das seien die zahlreichen Maßnahmen, die im Martinsstift ergriffen würden: Alle Gäste bekommen ein Testangebot. Die Nicht-Geimpften alle drei Tage und die Geimpften, Genesenen, die Mitarbeiter und natürlich auch die Bewohner einmal die Woche. "Wir testen hier pro Monat 900 bis 1.000 Mal", sagt Kramer. Auch, wer außerhalb der täglichen Test-Zeiten zwischen 14.45 und 17.45 Uhr ins Heim komme, erhielte ein Angebot. Dennoch weiß auch Kramer: "Wir dürfen niemandem - also auch denen, die sich nicht testen lassen wollen - den Eintritt verwehren. Aber wir setzen auf Überzeugung. Und sind ganz erfolgreich damit." Impfquote liegt deutlich über 90 Prozent Zudem liege sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei den Bewohnern, bei den nahen Angehörigen und Besuchern als auch den Ehrenamtlichen seiner Schätzung nach die Impfquote deutlich über 90 Prozent. Dennoch sieht der Leiter des St.-Martins-Stifts die Impf-Durchbrüche - also die Menschen, die trotz Impfung erkranken - in vielen anderen Einrichtungen. Dagegen helfe wohl nur die konsequente Befolgung der Hygiene-Regeln. Und dagegen helfen die stetigen Tests, Vorsicht und Vorbeugung. Nach Möglichkeit dürfen sich die Bewohnerinnen und Bewohner dennoch über Besuch, gemeinsame Feiern und auch Musikdarbietungen freuen. "Das soziale Leben wollen wir nicht über Gebühr einschränken." Derzeit seien zudem alle Bewohnerinnen und Bewohner und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die es wollten und bei denen die zeitlichen Voraussetzungen erfüllt wären, bereits zum dritten Mal im St.-Martins-Stift geimpft. Auch zahlreichen nahe Angehörigen hätten laut Information von Matthias Kramer schon eine Booster-Impfung bekommen. Der Leiter der Einrichtung geht davon aus, dass die "vierte Welle" die Menschen in Land noch mindestens bis zum Frühjahr nächsten Jahres begleiten werde. Dementsprechend würden sich auch die Regeln im St.-Martins-Stift voraussichtlich nicht verändern. Jeden Morgen wird weiterhin Fieber gemessen Von einer "Vierten Welle" spürt Christin Biermann-Aufdemkamp, Leiterin des Matthias-Claudius-Hauses in Enger, indes derzeit nichts. Seit Beginn der Corona-Epidemie habe es zwei Infektions-Fälle gegeben: Jüngst sei eine zweifach geimpfte Mitarbeiterin an einem Freitag positiv getestet worden. "Der Test am Mittwoch war noch negativ ausgefallen", sagt Biermann-Aufdemkamp. Angesteckt habe sie "nur" einen weiteren Menschen; einen Auszubildenden des Heimes, der keinerlei Symptome zeigte. "Alle anderen haben wir dann dreimal in Folge getestet und es kam kein weiterer Fall dazu." Die Betroffenen waren in Quarantäne. Im Mathias-Claudius-Haus haben, so informiert die Leiterin, derzeit alle Bewohnerinnen und Bewohner, die schon zweimal geimpft waren, auch ihre dritte Impfung bekommen. "Fast alle" Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien mindestens zweimal geimpft; ein großer Teil bereits dreimal. Von denen trügen alle eine medizinische Maske, die ungeimpften eine FFP-2-Maske. Die würden jeden zweiten Tag testet, die geimpften Mitarbeiter mindestens einmal die Woche. Zudem stehe für jeden das morgendliche Fiebermessen und die Frage nach möglichen Symptomen an. Auch wenn sie der Corona-Fall "erschreckt" habe, sagt Biermann-Aufdemkamp, sei es dennoch ein "Glück im Unglück", dass sonst niemand vom Virus befallen worden sei. Auch die Seniorenresidenz Mathilde in Enger und die Seniorenresidenz in Lenzinghausen beugen vor. In beiden Wohnheimen für alte Menschen hatte es in den jüngsten Monaten Probleme gegeben; teilweise massive. So hatte ein Pfleger die Polizei gerufen, weil seiner Meinung nach die korrekte Versorgung der Bewohner in der Mathilde wegen Personalmangels nicht mehr gewährleistet sei. In Lenzinghausen war eine Bewohnerin gefilmt worden, als sie nackt war. Und auch in Sachen Corona-Testung hatte es Unstimmigkeiten und zahlreiche Infektionsfälle gegeben. Kostenlose Tests für den Aufenthalt im Haus Aktuell jedoch, so sagt Bernhard Rössler auf NW-Nachfrage, hätten beide Residenzen zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um einer weiteren Welle und damit Erkrankungen und auch Todesfällen soweit als möglich zu vorzubeugen. Der Pressesprecher spricht für die Mathilde, die zur Residenz-Gruppe gehört, und die Seniorenresidenz in Lenzinghausen, die zum Unternehmen Medicare zählt. Beide gehören zu Orpea Deutschland. Er sagt: "Je nach Dienstplan werden die Mitarbeiter ein- bis dreimal pro Woche getestet." Die Bewohnerinnen und Bewohnern bekämen schon seit September die dritte Impfung, die sogenannte Booster-Impfung, angeboten. Noch hätten nicht alle Seniorinnen und Senioren geimpft werden können, da sich die Termine auch nach den Zeitplänen der impfenden Hausärzte richteten. "Und natürlich gelten auch weiterhin die Hygieneregeln." Auch Besucher bekämen beim Eintritt in die Einrichtungen Tests angeboten. "Die müssen die Gäste aber nicht annehmen." Die Tests seien kostenfrei, bezögen sich aber nur auf den Aufenthalt im jeweiligen Haus. Eine schriftliche Bestätigung gebe es nicht.

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