Enger-Westerenger. Es gibt zwar einen festen Fahrplan, doch rollt der „Walking Bus„ nicht auf Rädern, sondern ist vielmehr auf vielen Beinen unterwegs. Seit 2006 gibt es die Einrichtung des „Walking Busses" an der Grundschule Westerenger – und er rollt und rollt. „An jedem Schultag sind wir mit den Schülern unterwegs, die kommen dann sicher an ihrer Schule an", berichtet Melanie Brosend, die den Einsatz von ehrenamtlich engagierten Eltern, die die Grundschüler stets begleiten, koordiniert.
Immer mit Betreuern unterwegs
An jedem Schultag sind es zwischen 7 und 17 Mädchen und Jungen, die in Begleitung von Müttern und Vätern den Weg zur Schule gehen. „Manche Kinder gehen nur dann mit, wenn auch ihre Eltern dabei sind", berichtet Melanie Brosend. Sie selbst begleitet den Walking Bus zwei Mal in der Woche. Insgesamt seien es zehn Eltern, die sich in dieser Elterninitiative engagieren. „Niemand muss täglich laufen", betont Brosend. Alle Eltern seien aber mit den Regeln vertraut gemacht worden. „Wir arbeiten da mit der Polizei zusammen", so Brosend weiter. „Und das funktioniert."
Morgens starten die Mädchen und Jungen stets im Gänsemarsch den Weg zur Schule. „Bei 17 Kindern ist das eine lange Schlange", so Melanie Brosend schmunzelnd – vorneweg geht ein Elternteil, ein „Schaffner". Und auch am hinteren Ende läuft ein Betreuer, jeweils mit leuchtenden Warnwesten bekleidet. „Damit uns die Autofahrer auch sehen und wahrnehmen. Wir haben durchaus die Befugnis, Autos anzuhalten, damit alle Kinder heil über die Straße kommen", erklärt sie weiter.
Drei unterschiedliche Haltestellen
„Wir starten montags bis freitags an drei unterschiedlichen Haltestellen", berichtet sie. „Um 7.15 Uhr bei Göhner, um 7.20 Uhr ab Schillerstraße und um 7.30 Uhr ab Lindenstraße." Wenn die Schulglocke dann zum Unterrichtsbeginn klingelt, sind alle pünktlich da. „Und dann kann es für Kinder, die hier mitgelaufen sind, gleich losgehen mit dem Unterricht." Durch den Marsch an der frischen Luft seien sie munter geworden, und mit den Mitschülern haben sie bereits die für sie wichtigen Dinge besprochen. „Auch die Lehrer sagen, dass diese Kinder konzentrierter und aufnahmefähiger sind als vielleicht diejenigen, die mit dem Auto gebracht werden." Die Kinder hätten unterwegs bereits Sauerstoff getankt und seien nicht mehr so „hibbelig". Und: „Schlaffe Kinder können halt nicht die geforderte Leistung bringen", betont sie.
Daher ist der Walking Bus teilweise mit „zackigem Schritt" unterwegs. „Kinder brauchen Bewegung, dann kommen sie wach an", sagt Brosend lachend. Es sei gut, wenn die Kinder frühzeitig selbstständig werden, so die Einschätzung der zweifachen Mutter. „Das gemeinsame Gehen fördert das Selbstwertgefühl und ist Erfolgserlebnis zugleich", sagt sie weiter. Und unterwegs haben die Mädchen und Jungen immer noch Zeit und Gelegenheit, ihre Augen in die Natur zu richten. „Etwa wenn sie vereiste Pfützen entdecken und erst mal ausprobieren müssen, ob das Eis hält. Oder wenn sie vielleicht die ersten Schneeglöckchen nach dem Winter entdecken."
Blinkis für die Kinder
Sicherheit geht immer vor: Die Kinder werden stets mit Blinkis oder auch Westen ausgestattet. „Es ist schon wichtig, dass sie gesehen werden. Heute gibt es dann ja viele unterschiedliche Instrumente." Die Anschaffung von Blinkis etwa werde auch vom Förderverein der Schule oder auch von Sponsoren unterstützt. „Wenn Autofahrer die Westen sehen, nehmen sie in der Regel den Fuß vom Gas und verhalten sich rücksichtsvoll."
Melanie Brosend ist froh, dass ausreichend Eltern mitmachen. „Ohne deren Engagement würde es nicht funktionieren. Und mit dem Walking Bus wird auch die morgendliche Situation an der Grundschule entzerrt." Denn oft sei es ein „Großkampf", wenn die Eltern die Kinder mit dem Auto zur Schule bringen.