Blutspende Vorrat an Blutkonserven ist so knapp wie nie

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. &bdquo;Was kann schon dran sein, Blut künstlich herzustellen?“ Eine Frage, die sich kürzlich noch Schüler eines Biologie-Leistungskurses im 11. Jahrgang eines Bünder Gymnasiums fragten. Schließlich seien die Bestandteile doch bekannt. Aber es ist nicht damit getan, sie einfach im richtigen Mengenverhältnis zusammenzuschütten – und es gibt auch keine &bdquo;Formel für Blut“. Sie wäre von Mensch zu Mensch außerdem unterschiedlich. Doch tatsächlich wird daran geforscht, Blutzellen künstlich zu produzieren. Mit Hilfe von bestimmten menschlichen Stammzellen ist das Forschern in geringem Umfang auch gelungen – also doch nicht ganz künstlich. Letztlich führt – jedenfalls heute noch – nichts an Spenderblut für die medizinische Versorgung bei Operationen oder in der Therapie vorbei. Und der Bestand ist aktuell knapp, sehr knapp. Darauf weist das DRK Herford-Land jetzt hin. &bdquo;Drei Leben retten mit einer Spende“ Wie knapp es ist, erklärt Stephan Kottmann, Gebietsreferent beim DRK-Blutspendedienst OWL, anhand eines Zahlenspiels: &bdquo;Wir stehen jetzt bei Stufe neun. Stufe zehn würde bedeuten, dass öffentliche Stellen wie die Bundeswehr zum Spenden verpflichtet werden.“ Dann wäre auch der Zeitpunkt erreicht, ab dem das Mindestalter für Blutspender auf 17 Jahre runtergesetzt würde. Auch über NRW-Grenzen hinweg wird beim DRK von einer &bdquo;roten Linie“ gesprochen, die erreicht sei, denn momentan würden die Krankenhäuser die zur Verfügung stehenden Blutkonserven innerhalb eines Tages verbrauchen – üblich sind fünf Tage. Eine Situation, die sich seit Wochen entwickelt und die sich über die Weihnachtsfeiertage noch verschärft hat. Tag für Tag benötigt der DRK-Blutspendedienst West etwa 3.500 Blutspenden, um den Bedarf zu decken. Bei der Zahl der Erkrankten ist das aber derzeit ein großes Problem. Die Grippe und andere Infektionskrankheiten sind da aktuell die Widersacher und schalten Spender aus. Corona spielt in dem Ranking fast eine untergeordnete Rolle. &bdquo;Und es ist eh nur eine kleine Gruppe Menschen, die überhaupt Blut spendet“, sagt Stephan Kottmann. Er spricht bei den Spenden von einem Einbruch von etwa 20 Prozent gegenüber früheren Zahlen. Während im Dezember eher weniger Konserven als im Durchschnitt benötigt werden, zieht der Bedarf im Januar stark an. &bdquo;Das liegt daran“, so Kottmann, &bdquo;dass in den Krankenhäusern planbare Operationen nicht mehr kurz vor Weihnachten durchgeführt, sondern in den Januar verschoben wurden“. Dabei wird nur ein Teil tatsächlich für Operationen benötigt. Auch für Krebstherapien und zur Behandlung von Immunkrankheiten braucht die Medizin Blutkonserven oder Teile davon. Eine Blutspende kann dreimal helfen, weil sie in drei Präparate aufgeteilt werden kann. Nur jede zweite Konserve für OP genutzt Das wohl als Blutkonserve bekannteste Präparat ist das so genannte Erythrozytenkonzentrat mit den roten Blutkörperchen. Dann gibt es die für die Blutgerinnung zuständigen Blutplättchen, aus denen das Thrombozytenkonzentrat hergestellt wird. Und schließlich ist da noch das Blutplasma, das für die Herstellung von Medikamenten gegen erblich bedingte Autoimmunerkrankungen und neurologische Erkrankungen benötigt wird. &bdquo;Jeder Spender kann mit einer Spende also gleich drei anderen Menschen das Leben retten“, sagt Kreis-Rotkreuzleiter Sven Kampeter. Das Deutsche Rote Kreuz wurde von Bund und Ländern mit der Versorgung der Krankenhäuser mit Blutkonserven beauftragt. Stephan Kottmann ist seit 2000 beim Blutspendedienst und sagt: &bdquo;Seit dem habe ich eine solche Notlage noch nicht erlebt.“ Er räumt auch gleich ein Gerücht aus der Welt, das besagt, Blutkonserven aus Deutschland würden in die Ukraine geliefert. Einerseits müsse die Kühlkette dabei gewährleistet sein, aber der Bedarf in der Ukraine liegt laut Stephan Kottmann auch eher bei den Materialien, die für eine Blutspende benötigt werden. Mit diesen Materialien würde man derzeit auch unterstützen. &bdquo;Blutkonserven werden aber nicht in die Ukraine geliefert“, so Kottmann weiter. Sven Kampeter ist froh, dass es bei den Spenden etwas weniger gezwungen vonstattengeht, als das noch in den kritischen Pandemiephasen der Fall war. &bdquo;Wir können sogar wieder einen Imbiss nach der Spende vor Ort anbieten und müssen keine Lunchpakete mitgeben“, so der Kreis-Rot-Kreuzleiter. Ein Mundschutz ist aber nach wie vor Pflicht, um nicht das eh schon knapp vorhandene Personal des Blutspendedienstes mit einer infektiösen Krankheit anzustecken. 2017 wurden allein im Lukas-Krankenhaus Bünde 1.425 Erythrozytenkonzentrate verabreicht. Nur jede zweite davon wurde bei Operationen benötigt. 700 bekamen nur Patienten der Inneren Medizin mit einem regelmäßigen Transfusionsbedarf. Zu diesen Patienten zählen Menschen mit Blutbildungs- und Blutgerinnungsstörungen. In der Regel kann eine Konserve mit roten Blutkörperchen (Erythrozytenkonzentrat) bei optimaler Lagerung 42 Tage aufbewahrt werden. Das sei laut Stephan Kottmann aber nur ein theoretischer Wert, denn aktuell lautet das Motto in der Blutversorgung: &bdquo;Was heute gespendet wird, wird morgen gebraucht.“ Aber vielleicht finden ja die Schüler des Bio-Leistungskurses bald eine Lösung, wie sich der Saft des Lebens doch in ausreichender Menge und Beschaffenheit im Labor herstellen lässt.

Blutspende Vorrat an Blutkonserven ist so knapp wie nie

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