Kommentar Die Tafel in Bünde macht tolle Arbeit - doch sie gehört abgeschafft

Respekt! Die ehrenamtlichen Helfer der Tafel in Bünde leisten Woche für Woche hervorragende Arbeit. Im Sommer habe ich die Ausgabestelle an der Sachsenstraße besucht und gesehen, mit welcher Leidenschaft die Mitarbeiter – oftmals Rentner – die Bedürftigen versorgen. Sie geben nicht nur die Lebensmittel aus, sondern sorgen auch für die Logistik. Konkret heißt das: schwere Kisten schleppen! Täglich sind die Lieferwagen der Tafel auf den Straßen in Ostwestfalen-Lippe unterwegs, um Lebensmittel von Supermärkten oder anderen Großspendern abzuholen. Ein Aufwand, der in Zeiten steigender Preise immer schwieriger zu leisten ist. Und natürlich sind die Helfer auch als Seelsorger aktiv: für die Menschen, deren Not aktuell besonders groß ist. Dass diese Arbeit der Ehrenamtlichen honoriert wird, zeigen die zahlreichen Spenden der vergangenen Wochen. Allein die Realschule Bünde-Nord hat die Helfer mit 5.000 Euro unterstützt. Mehrere Firmen, Vereine und Bürger bedachten die Tafel ebenfalls mit hohen Spenden. Geld, das mit Blick auf immer mehr Bedürftige – mittlerweile gibt es in Bünde schon Wartelisten – dringend gebraucht wird. Die Schattenseiten der Tafel Der Erfolg der Tafel hat aber auch viele Schattenseiten. Dass in Deutschland Menschen bei einer Hilfsorganisation anstehen müssen, um überhaupt Lebensmittel wie Brot, Gemüse oder Eier zu bekommen, weil sie sich diese nicht leisten können, ist eine Schande. Die immer wieder im Ohr klingenden Aussagen mancher Politiker, dass Deutschland ja ein reiches Land sei, sind mit Blick auf die Schlangen an den Ausgabestellen nur bloße Worthülsen aus längst vergangenen Zeiten. Wenn Armut die Krankheit ist, dann ist die Tafel die beruhigende Pille, die zumindest kurzzeitig Linderung verspricht. Krank bleibt man dennoch. Dass die Tafel mit Spenden unterstützt wird, ist eine gute Geste. Ziel einer Gesellschaft muss es jedoch sein, den Helfern der Tafel ihre Arbeit zu nehmen. Jeder sollte in Deutschland von seinem Einkommen, seiner Rente oder im persönlichen Notfall von Sozialleistungen leben können, ohne auf wohltätige Hilfe angewiesen zu sein. Zwei Millionen Bedürftige Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland waren in diesem Jahr nach aktuellen Schätzungen auf die Tafel angewiesen. Tendenz steigend! Doch wer sind die Bedürftigen? Häufig handelt es sich um Senioren, die als &bdquo;Kunden“ – welch ein Euphemismus – zur Tafel kommen. Gerade Altersarmut ist in Deutschland ein großes Problem. Die Renten reichen in vielen Fällen nicht mehr aus, um ein würdiges Leben zu gewährleisten. Dabei haben diese Menschen oft ihr ganzes Leben gearbeitet, in die Rentenkassen eingezahlt – und müssen nun mit anderen Bedürftigen bei der Tafel um Lebensmittel bitten. Altersarmut betrifft viele Frauen Altersarmut betrifft aber auch besonders viele Frauen. Wer nach der Gründung einer Familie in Teilzeit arbeitet, hat ein großes Risiko, im Alter in die Armutsfalle zu geraten. Denn für die spätere Rente ist Teilzeit Gift. Hier muss der Staat mehr tun, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Mit Blick auf die wachsende Zahl der Menschen, die Woche für Woche bei der Tafel anstehen, ist die Politik jetzt dringend gefordert. Ab und an habe ich aber das Gefühl, dass die Hilfe der Tafel bei der Armutsbekämpfung politisch fest eingeplant ist. Dabei ist die Organisation eigentlich mal gestartet, um Lebensmittel zu retten und diese an Bedürftige weiterzugeben. Die Politik darf sich nicht weiter auf dem Rücken der engagierten Helfer ausruhen. Deren Belastungsgrenze ist längst erreicht. Wie denken Sie darüber? Ich freue mich auf Ihre Anregungen unter fweyand@owl-digital.de

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