Der Weg zum Führerschein Prüfungsstaus in Fahrschulen: Wie akut ist das Problem im Bünder Land?

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Der Weg zum Führerschein kann steinig sein. Medienberichten zufolge müssen Fahrschüler im Rheinland aktuell bis zu 14 Wochen warten, um ihre praktische Fahrprüfung ablegen zu können. Der dortige TÜV bietet deshalb jetzt samstags Prüfungen an, um den Prüfungsstau abzubauen. Die Neue Westfälische hat sich bei Fahrschulen im Bünder Land umgehört, wie die Situation hier ist. Lennart Buschmann, Fahrlehrer und Gesellschafter der Fahrschule Buschmann, spricht in seiner Fahrschule von einem nicht so großen Prüfungsstau. &bdquo;Unsere Mitarbeiter planen die Prüfungen langfristig, um die Wartezeiten für die Fahrschüler möglichst kurz zu halten“, sagt er. Er ist auch Unterbezirksleiter für den Kreis Herford im Fahrlehrer-Verband Westfalen und weiß deshalb aber um Probleme im Bünder Land Bescheid. Die fangen bei der Theorie schon an: Termine für theoretische Prüfungen würden mittwochs gegen 17 Uhr vom TÜV Nord über ein internes TÜV-Portal freigeschaltet. Den Zeitpunkt hält er für unglücklich: &bdquo;Wer sitzt dann schon vorm Rechner, um die wenigen Prüftermine, die es überhaupt gibt, zu buchen?“ Kollegen seien zwei, drei Wochen keine Prüfungen gefahren Er moniert, dass gar nicht darauf geachtet werde, welchen tatsächlichen Bedarf jede Fahrschule hat. &bdquo;Wir kriegen nicht die Kontingente, die wir eigentlich beantragen“, sagt er. &bdquo;Kollegen in meinem Unterbezirk berichten davon, dass sie schon zwei, drei Wochen keine Prüfungen mehr gefahren sind. Dann entsteht natürlich ein Prüfungsstau“, gibt er zu bedenken. Auch bei den Theorieprüfungen gebe es Staus, hier sei das Kontingent derzeit noch knapper. In der Praxis sei es so, dass Fahrschüler vor allem unmittelbar vor der anstehenden Fahrprüfung relativ viele Fahrstunden nähmen. &bdquo;Wenn sich dann aber kurzfristig herausstellt, dass die Prüfung vom TÜV abgesagt oder verschoben wird und erst ein bis zwei Wochen später stattfinden kann, müssen noch einmal mehr Fahrstunden genommen werden“, berichtet er von einem weiteren Problem. So entstünden Mehrkosten in Höhe von 200 bis 300 Euro für die Fahrschüler. &bdquo;Kommunikation mit dem TÜV ist eine schiere Katastrophe“ Kurzfristige Absprachen mit dem TÜV Nord seien schwierig bis unmachbar. &bdquo;Die Kommunikation zwischen TÜV und Fahrschulen ist eine schiere Katastrophe. Die Erreichbarkeit der TÜV-Disposition muss erheblich verbessert werden“, kritisiert er. Er glaubt, dass die Situation anders aussähe, wenn der TÜV kein Prüfmonopol hätte, sondern zwei, drei weitere Prüforganisationen als Wettbewerber im Spiel wären. Prüfungen am Samstag hat es laut Buschmann auch im Bünder Land schon immer mal gegeben. Um Prüfungsstaus abzubauen, sei dies aber nicht sinnstiftend. &bdquo;Wenn ein Prüfer samstags eingesetzt wird, dann muss er dafür unter der Woche einen Ausgleichstag haben und steht dann nicht zur Verfügung.“ Zumal die Fahrschulen auch Mitarbeiter haben müssten, die bereit wären, samstags Prüfungen zu fahren. Mehr Personal beim TÜV sei vonnöten, damit keine Prüfstaus entstehen, so Buschmann. Das sagt der TÜV zu den Prüfungen Claas Alexander Stroh, Pressesprecher beim TÜV Nord, verweist auf Nachfrage auf die Corona-Pandemie und eine saisonale Erkältungswelle, weshalb Wartezeiten bei Prüfungen derzeit unausweichlich seien. Die Situation betreffe jedoch gleichwohl die Fahrschulen und Fahrschüler, da es auch auf dieser Seite zu kurzfristigen Absagen von Prüfterminen komme. &bdquo;Hier würden wir uns mehr Flexibilität von den Fahrschulen wünschen.“ Darüber hinaus verweist Stroh auf den Fachkräftemangel in vielen Branchen. Der TÜV Nord sei laufend auf der Suche nach neuen Mitarbeitern, für die allerdings strenge Zugangsvoraussetzungen gelten wie ein Studium im Umfeld Kraftfahrzeugtechnik. Danach müsse eine zweijährige Ausbildung zum anerkannten Prüfer absolviert werden. Fahrprüfungen würden bereits samstags an den Abfahrtorten Bünde und Lübbecke durchgeführt. Als weitere Maßnahme zur Prüfungsabnahme reakierte der TÜV Ruheständler und in Absprache mit Betriebsräten würden Urlaube der Mitarbeitenden verschoben und zum Teil Stationen geschlossen, um die Mitarbeiter für den Prüfungseinsatz heranzuziehen. Kritik am TÜV als "Monopolist" Michael Kindervater von der Fahrschule Kindervater berichtet, dass er derzeit kein Problem mit Prüfungsstaus habe. &bdquo;Ich habe für die Praxisprüfungen Prüfplätze für das ganze Jahr bestellt“, sagt er. Bei Großfahrschulen mit vielen Fahrlehrern und entsprechend vielen Prüflingen könne die Lage aber anders aussehen, meint er. Und auch Michael Schröder von der Fahrschule Schröder spricht nicht von einem Prüfungsstau. Aber auch er moniert, dass die Zusammenarbeit mit den TÜV Nord schwierig sei, weil die &bdquo;Fahrschulen eben mit einem Monopolisten zusammenarbeiten müssen.“ Die Fahrschule Bleckmann aus Stift Quernheim teilt mit, dass sie keine großen Probleme wegen Wartezeiten auf Prüfungsplätze habe. &bdquo;Wir haben regelmäßig jede Woche eine Prüfung. Auch zusätzliche Plätze waren auf Anforderung bisher immer möglich.“

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