Neue Heimat Ukrainerin malt Bündes schönste Orte

Bünde. Auf der Motorhaube eines Autos auf dem Parkplatz an der Pauluskirche stehen Farbtöpfe und eine kleine Leinwand. Mit einem Pinsel in der Hand blickt Alla Zhupaniuk in Richtung Kirche, während einige Schaulustige der Frau neugierig über die Schulter blicken. Langsam taucht sie den Pinsel in die Töpfe und beginnt, die Farben auf der Leinwand zu verteilen. &bdquo;Das Malen gibt mir Energie“, sagt die Ukrainerin, die Bündes schönste Orte malerisch festhalten möchte. Im ukrainischen Luzk, nicht weit von den Grenzen zu Polen und Weißrussland entfernt, hat die 47-Jährige zuvor eine Kunstschule betrieben. &bdquo;Dort habe ich etwa 250 Kinder unterrichtet“, sagt die Ukrainerin. Ihr Beruf hat ihr zudem einen Job im Fernsehen gebracht. Die Malerin hat 15 Jahre eine eigene Show, die auf zwei Sendern ausgestrahlt wird und auf Deutsch in etwa &bdquo;Zauberhafte Meisterwerke“ heißt. &bdquo;Es gibt in der Ukraine viele entlegene Orte, wo Kinder keine Möglichkeit haben, um das Malen zu lernen. Das konnten sie dann mit Hilfe des Fernsehens. Die Sendung hatte damals viele Zuschauer“, sagt Zhupaniuk. Doch wie ist die Malerin überhaupt nach Bünde gekommen? Nach den ersten Bombennächten entschließt sie sich Ende Februar, ihre Heimat zu verlassen. &bdquo;Wir hatten Angst vor einem russischen Angriff aus Weißrussland“, sagt die 47-Jährige. Über Warschau gelangt sie mit ihren Kindern nach Bünde – wo ihre Schwester seit vielen Jahren lebt. Ihr Mann, ein Mitglied der Union der Künste in der Ukraine, ist dagegen in Luzk geblieben. Neue Aufgaben nach der Flucht Um sich in der neuen Heimat die Zeit zu vertreiben, greift Zhupaniuk auch in Bünde zum Pinsel. Da sie gern Landschaften und Gebäude auf ihren Bildern festhält, sucht sie sich als Motiv die schönsten Orte in Bünde aus. &bdquo;Ich habe die Pauluskirche und die Laurentiuskirche gemalt. Mit einem Bild vom Steinmeisterpark habe ich schon angefangen“, sagt sie. Gern würde sie auch in Deutschland Kinder unterrichten, doch die Sprachbarriere verhindert das. Zhupaniuk hat schon begonnen, Deutsch zu lernen und im lockeren Smalltalk kann sie sich auch schon mit den Bündern unterhalten. &bdquo;Aber um zu unterrichten, muss ich gut Deutsch sprechen“, sagt die Ukrainerin. Daraufhin kommt ihr jedoch eine Idee: Warum nicht ukrainische Kinder in Deutschland unterrichten? Zweimal in der Woche, immer dienstags und donnerstags, gibt sie im Stadtteilzentrum in Hunnebrock einen Malkurs. &bdquo;Ich arbeite gern mit Kindern. Und ich kann hier nicht einfach sitzen und nichts tun“, sagt Zhupaniuk. Spenden ermöglichen Arbeit in Bünde Finanziert wird ihre Arbeit aus Spenden – auch von Geflüchteten aus der Ukraine. Sie geben etwas Geld, um Material zu kaufen. &bdquo;Damit schaffen wir zum Beispiel Farben oder Pinsel an. Das Geld, das übrig bleibt, nutzen wir für Spenden für die Ukraine. Dann kaufen wir Lebensmittel, Kleidung oder Medikamente“, sagt Zhupaniuk. In Bünde würde sie gern eine Ausstellung organisieren. Dann sollen ihre Bünder Bilder sowie einige Werke der ukrainischen Kinder gezeigt werden. Erste Gespräche mit der Stadt Bünde sollen bereits angelaufen sein. Die Ukrainerin hat aber noch weitere Ideen. Mit den Kindern möchte sie Weihnachtsdekorationen basteln, zudem ist auch eine Art Theateraufführung geplant. Und ukrainische Weihnachtslieder möchte sie auch einstudieren. &bdquo;Dann wollen wir mit den Kindern von Haus zu Haus gehen und dort, wo die Geflüchteten wohnen, Weihnachtslieder singen“, berichtet sie von ihren Plänen. Deutschland habe die Ukrainer sehr gut aufgenommen, sagt Alla Zhupaniuk. &bdquo;Ich bin sehr dankbar für die Hilfe.“ Viele ihrer Gedanken kreisen aber weiter um ihre Heimat. Internet, Fernseher, Radio: Rund um die Uhr verfolgt sie die Nachrichten aus der Ukraine. Und auch wenn sie sich in Bünde wohlfühlt, sehnt sie sich nach ihrem Zuhause. &bdquo;Wenn ich könnte, würde ich sofort wieder zurück.“

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