Bünde Fast jeder zehnte Schüler hat Corona

Bünde. Seit Beginn des Jahres sind 10- bis-19-Jährige fast durchgängig die in NRW am meisten von Corona betroffene Bevölkerungsgruppe. Die Inzidenz bei Kindern und Jugendlichen aus dieser Gruppe liegt regelmäßig weit über dem Landesschnitt. So liegt sie momentan mit 1.937,1 fast 600 Punkte höher als der Rest des Bundeslandes. Dadurch kommt es mittlerweile dazu, dass bis zu 10 Prozent der Schüler durch Infektion oder Quarantäne ausfallen. Auch durch erkrankte Lehrer kommt es zu Unterrichtsausfall. &bdquo;Die Lage ist heikel“, sagt Guido Broziewski Blomenkamp, Schulleiter der Realschule Bünde-Nord. Drei Lehrkräfte und eine Hilfskraft, die ein freiwilliges soziales Jahr absolviert, fallen zu dem Zeitpunkt der NW-Anfrage an seiner Schule aus. Unter den drei infizierten Lehrkräften ist auch der Schulleiter selbst. Dazu kommen noch die Lehrkräfte, die aus regulären Gründen wie Fortbildungen oder anderen Erkrankungen ausfallen. Im Schnitt fehlen an seiner Schüler mittlerweile 40 bis 60 Schüler, entweder weil sie Corona haben oder weil sie als Kontaktperson in Quarantäne sind, sagt Broziewski Blomenkamp. &bdquo;10 Prozent der Schülerschaft sind nicht anwesend.“ Wie viele Schüler im Bünder Land momentan genau infiziert sind, lässt sich schwer sagen. Der Kreis erhebe diese Daten auf Weisung des Landes nicht mehr, sagt Patrick Albrecht, Pressesprecher des Kreises Herford. Zuletzt wurden diese Daten Ende Januar erfasst. Damals gab es 915 aktive Corona-Fälle an den Schulen. &bdquo;Grundsätzlich verhielt sich das Infektionsgeschehen analog zu den hohen Zahlen in der Bevölkerung“, sagt Albrecht. Entsprechend habe es an den Schulen auch hohe Zahlen gegeben. Auf Nachfrage der NW zum aktuellen Infektionsgeschehen sagt Albrecht: &bdquo;Grundsätzlich ist es so, dass rund 15 Prozent der Neuinfizierten in den letzten sieben Tagen der Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen zuzuordnen sind. Diese Gruppe sticht damit nicht besonders heraus – bis zu den 60 bis 69-Jährigen verteilen sich die Neuinfektionen relativ gleichmäßig.“ Damit läuft der Kreis zumindest im Moment etwas gegen den Landestrend."Das ist auch so hoch wie nie bei uns" Die Situation an den Schulen bleibt trotzdem angespannt. Auch Jens Ransiek, stellvertretender Schulleiter am Freiherr vom Stein Gymnasium spricht von Ausfällen, die &bdquo;durchaus erheblich“ seien. &bdquo;Vor kurzem mussten wir unseren Eltern eine Mail schreiben“, dass wir den Ganztagsunterricht zum Teil nicht mehr schaffen“, sagt Ransiek. Zwar würde sich die Schule bemühen, sämtlichen ausfallenden Unterricht zu vertreten, doch bei einigen Nachmittagsstunden der Mittelstufe sei das zuletzt nicht mehr möglich gewesen. Denn Vertretungsunterricht greife aktuell zum Teil nicht mehr. &bdquo;Es ist immer eine Abwägung: wie viel kann ich den Kollegen zumuten, bis sie selbst aus Krankheitsgründen ausfallen.“ Denn die Belastung für die Lehrer sei groß. Viele würden &bdquo;über Gebühr vertreten.“ &bdquo;Bei jeder Testung haben wir im Moment fünf bis sieben Positive“, sagt Ransiek. &bdquo;Das ist auch so hoch wie nie bei uns.“ Bei einem der letzten Unterrichtsbesuche einer Referendarin, die er als Vertreter der Schulleitung besucht hat, hätten bei einer Klasse von 29 Kindern 8 gefehlt. Insgesamt schätzt er den Ausfall auf seiner Schule aber zum Zeitpunkt der NW-Anfrage noch auf 5 Prozent der Gesamtschülerschaft, die fehlen.Entsprechend nervös blicken die Schulleiter auf die kommende Woche. Denn ab dem 2. April sind von Bund und Land weitreichende Lockerungen der Corona-Maßnahmen geplant. Unter anderem die Maskenpflicht in Innenräumen soll dann nicht mehr gelten – auch in der Schule. &bdquo;Diese Regelung finden wir nicht glücklich“, sagt Antje Stuke, Schulleiterin der Erich-Kästner-Gesamtschule in Bünde und Kirchlengern. An ihrer Schule fehlen im Schnitt ebenfalls fünf bis zehn Prozent der Schüler wegen Corona. Zudem ist auch bei ihnen zuletzt zum Teil Nachmittagsunterricht ausgefallen. &bdquo;Die Maskenpflicht in Innenräumen ist für uns eigentlich ein wichtiger Baustein, der erhalten bleiben sollte.“ "Dann haben wir ein echtes Problem" Die Befürchtung der Schulen: ohne die Masken würden die Infektionszahlen an den Schulen noch weiter steigen. Schon jetzt sei nicht immer nachvollziehbar, ob sich Schüler zu Hause oder in der Schule anstecken würden, sagt Stuke. Ausgerechnet unter diesen Bedingungen stehen dann nach den Ferien die Abiturprüfungen an. &bdquo;Ich erwarte, dass dann Schüler trotz Infektion zur Schule gehen und wir das nicht wissen“, sagt Jens Ransiek vom Freiherr vom Stein Gymnasium. &bdquo;Das ist eigentlich die logische Konsequenz der neuen Regeln.“ Denn nach den Ferien soll auch nicht mehr getestet werden, sodass die Inzidenz bei Schülern wohl augenscheinlich runter gehen wird.Für die Lehrkräfte bedeutet das mal wieder in der Pandemie einen erheblichen Mehraufwand. Denn Ransiek geht davon aus, dass Nachschreibetermine aufgrund von Corona-Infektionen in diesem Jahr deutlich gefragter sein werden. &bdquo;Wenn wir nach dem Nachschreibetermin noch einen Nachschreibetermin brauchen, dann haben wir ein echtes Problem“, sagt er.

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