Bünde Auf das Marktquartier folgt das nächste Großprojekt

Bünde. Es ist eines der ambitioniertesten privaten Bauprojekte der Innenstadt: Nur einen Steinwurf vom Gymnasium am Markt entfernt, entsteht das sogenannte Marktquartier. Wenn das Gebäude neben der alten Kaffeerösterei an der Ecke Heidkampstraße/Penningstraße fertig ist, wird es auf 2.700 m² Platz für 24 Wohnungen und ein Geschäft bieten. Trotz knappen Wohnraums war der Komplex nicht unumstritten. Bauherr Jens Westerbeck schreckt dies allerdings nicht ab, bereits in unmittelbarer Nachbarschaft das nächste Projekt zu planen.Doch zunächst muss der aktuelle Bau vollendet werden. Und das dauert nach derzeitigem Stand noch gut zwei Jahre. "Im Frühjahr 2024 ist die Fertigstellung geplant", sagt Westerbeck. Aktuell beginnen gerade die Arbeiten zur Errichtung der Tiefgarage. Um diese vorzubereiten, wurden seit Baubeginn im Juli 2021 insgesamt 6.000 m³ Erdreich bewegt. Aufgrund der an das Grundstück angrenzenden Häuser musste die rund 1.600 m² große Baugrube im sogenannten Berliner Verbau mit Trägerbohlwänden gegen abrutschendes Erdreich gesichert werden. Für die 40 Zentimeter dicke Bodenplatte waren 64 Betonmischer nötig.Eine Weltmarke pachtet das Ladengeschäft "Eine Tiefgarage ist das, was Geld kostet", sagt Westerbeck. Wie viel Geld er genau in die Hand nimmt, will der 44-Jährige aber nicht verraten. &bdquo;Meine Eltern haben mir mal beigebracht, dass man über Geld nicht spricht und es hat zwar etwas gedauert, aber mittlerweile halte ich mich dran“, sagt der Unternehmer, der schwerpunktmäßig im Bereich Medien tätig ist. Der Preis der letzten zum Verkauf stehenden Wohnung lässt allerdings den Schluss zu, dass es sich wohl um eine nennenswerte Bausumme handeln muss: Denn für die 157 m² große Wohnung in der dritten Etage werden rund 707.000 Euro aufgerufen. Für einen Tiefgaragenstellplatz müssen noch mal 32.500 Euro extra bezahlt werden. Die Mehrheit der 24 Wohnungen wird Westerbeck aber nicht verkaufen, sondern vermieten. Und auch einen Mieter für das Geschäft im Erdgeschoss hat er schon gefunden. Wer dort einzieht, möchte er noch nicht sagen. Nur soviel: Ein Bioladen, wie ursprünglich mal angedacht, wird es nicht. "Eine Weltmarke aus Deutschland wird dort eine Boutique eröffnen", hält Westerbeck die Spannung hoch.Westerbeck sieht sich nicht als klassischer Investor Auch wenn er mit dem Gebäude selbstverständlich kein Verlustgeschäft machen möchte, begreift er sich ausdrücklich nicht als klassischer Investor. "Kein Investor würde die Baustelle so betreiben, wenn er nur auf maximalen Gewinn aus wäre. Hier kommt beispielsweise keine Firma von der holländischen Grenze, nur weil sie fünf Cent günstiger ist", sagt Westerbeck und verweist darauf, dass alle am Bau beteiligten Firmen aus der näheren Umgebung kämen. "Ich bin in Bünde geboren und zur Schule gegangen. Meine Eltern waren jahrzehntelang mit einem Obst-, Gemüse-, und Kartoffelstand auf dem Wochenmarkt. Meine Frau hat in der alten Kaffeerösterei nebenan ein Geschäft. Daher sehe ich mich als engagierter Bürger, der Geld in die Hand nimmt, um im Herzen der Stadt ein Gebäude zu errichten, dass das Erscheinungsbild der Stadt nachhaltig prägt." Mit diesem Erscheinungsbild war vor Baubeginn allerdings nicht jeder einverstanden. Vor allem an der Höhe des Gebäudes störten sich einige Anlieger sowie die Eltern der Kinder aus der gegenüberliegenden Kita. Sie befürchteten, dass das Außengelände der Kita nach Fertigstellung des fünfgeschossigen Marktquartiers ganztägig im Schatten liegen würde. Dabei hatten Westerbeck und Architekt Peter Hartmann zunächst sogar an sieben Geschosse gedacht. "Wegen der alternden Gesellschaft und dem damit verbundenen Wunsch nach kurzen Wegen, geht der Trend zur Rückkehr in die Städte. Um den knappen Platz bestmöglich auszunutzen, wollten wir bewusst in die Höhe bauen", sagt Westerbeck, der allerdings auch einräumt, dass "wir mit sieben Geschossen wohl im Rat gescheitert wären". Markt 13 folgt auf das Marktquartier Denn für die Änderung des Bebauungsplans war eine politische Mehrheit nötig, die zwischenzeitlich ins Wanken geriet. Letztendlich segnete der Rat das Projekt aber ab. "Es ist ja gut, dass so etwas öffentlich diskutiert wird und ich kann auch die Anwohner verstehen, die 20 Jahre lang einen freien Blick hatten und sich ärgern. Aber letztlich haben wir gegen keine Vorschriften oder Abstandsregeln verstoßen", sagt Westerbeck und richtet den Blick nach vorn. Auf dem Grundstück an der Marktstraße 13, das ihm ebenfalls gehört und das aktuell als Baustellenzufahrt dient, möchte er nämlich im Anschluss an das Marktquartier ein weiteres Gebäude errichten. In Anlehnung an die Adresse soll es den Namen "Markt 13" tragen. "Das würde ich dann gerne der Stadt zur Nutzung anbieten", sagt Westerbeck. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum städtischen Gymnasium am Markt könnte er sich eine Erweiterung der Schule vorstellen, aber auch eine Heimat für die Bücherei oder die Musikschule wären eine Möglichkeit. Egal, wie die Nutzung am Ende aussehen wird, eines möchte Westerbeck mit seinen beiden Gebäuden im Herzen der Stadt auf jeden Fall erreichen: "Ich habe den Anspruch, die Kritiker so zu überzeugen, dass sie hinterher hier stehen und sagen: 'Ist doch toll geworden'."

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