Bünde Landesligist zieht Team sofort zurück: Was die Gründe dafür sind

Was sich lange abgezeichnet hat, aber die Verantwortlichen des VfL Holsen unbedingt vermeiden wollten, ist eingetreten. Der langjährige Fußball-Landesligist und dreimalige Kreispokalsieger von 2018, 2019 und 2020 muss seine Mannschaft bereits zur Rückrunde zurückziehen und wird demnach erst wieder ab dem Sommer in der Bezirksliga an den Start gehen. Die Gründe dafür versuchen der Holser Vereinsvorsitzende Thilo Schwarz, der zweite Vorsitzende Maik Niemeyer sowie die neue sportliche Leitung mit Mark Mittag und Götz Wittenberg darzulegen. +++Update: Nach Rückzug aus Liga: Jetzt spricht der VfL Holsen-Mannschaftsrat+++ Tritt eine Holser Mannschaft in der Rückrunde in der Landesliga an? Thilo Schwarz: Nein, wir werden unsere erste Mannschaft bereits jetzt zur Rückrunde zurückziehen. Welche Gründe hat dieser drastische Schritt? Mark Mittag: Weil mit Gewan Sürün nur ein Spieler aus der ersten Mannschaft für die Rückrunde zugesagt hat. Alle anderen Spieler haben den Wunsch geäußert, den Verein im Winter zu verlassen. Können Sie die Entscheidung der Spieler verstehen? Mittag: Der Verein hat sicherlich Fehler in der Kommunikation gemacht, aber das war bevor Götz Wittenberg und ich das Amt übernommen haben. Wir beide hatten keine Chance, mit allen Spielern zu sprechen. Außerdem hat der Verein alle Zusagen, die er für die laufende Spielzeit gegeben hat, eingehalten. Die Spieler sind jetzt alle gegangen, obwohl sie für die gesamte Saison zugesagt haben. Welche Kommunikationsfehler waren das, Herr Schwarz? Sie waren involviert und haben von Beginn an alles aktiv mit gestaltet. Schwarz: Definitiv haben wir Fehler gemacht. Die Entscheidung, dass wir in der kommenden Saison nicht in der Landesliga an den Start gehen, ist keine 24 Stunden später an einem Samstag durchgesickert. Das hätte niemals passieren dürfen. Am folgenden Dienstag fand eine Zoom-Konferenz statt, die Trainer Maximilian Grove einberufen hatte. Sie sollen bewusst nicht teilgenommen haben. Schwarz: Das ist korrekt. Eigentlich hatten wir einen Termin um die gesamte Mannschaft persönlich zu informieren. Das Training konnte aufgrund mehrer Corona-Fälle nicht stattfinden. So eine Entscheidung wollte ich persönlich von Angesicht zu Angesicht überbringen. Fakt ist, dass wir niemandem Steine in den Weg gelegt haben. Wir hätten auch darauf pochen können, dass die Jungs bis zum Sommer bei uns spielen. Der TuS Bruchmühlen ist in dieser Saison mit einer stark verjüngten Mannschaft und mit Spielern aus den eigenen Reihen und engeren Umgebung an den Start gegangen. Aus welchem Grund hat man einen solchen Schritt mit Weitsicht nicht auch beim VfL Holsen vollzogen? Maik Niemeyer: Bruchmühlens Schritt erfordert sehr viel Mut. Die beiden Rentz-Brüder leben für die Sache. Als wir die Entscheidung getroffen hatten, standen wir nahezu ohne Mannschaft sowie ohne sportliche Leitung da. Hätten mehrere Spieler zugesagt, hätten wir diese Fantasie vielleicht noch entwickelt für die Landesliga, gerade weil Mark und Götz unheimlich für die Sache brennen. Schwarz: Wir haben diese Dynamik, die unsere Entscheidung und die unglückliche Kommunikation sowie auch die Corona-Fälle mit Sicherheit beeinflusst haben, so nicht erwartet. Diese war dann einfach nicht mehr aufzuhalten. Trauern Sie der Landesliga hinterher, Herr Wittenberg? Götz Wittenberg: Keinesfalls. Mark und ich hatten keine Chance die Mannschaft zu halten. Das Kind ist schon vorher in den Brunnen gefallen. Deshalb haben wir uns nur mit der Bezirksliga auseinandergesetzt. Mittag: Die Bezirksliga ist unheimlich interessant und spannend. Ich finde sie sogar fast attraktiver als die Landesliga. Wir haben mindestens siebe Duelle gegen Mannschaften aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Wir können nach vorne spielen und müssten uns nicht wie in der Landesliga hinten reinstellen. Wie sehen die Planungen für die neue Saison konkret aus? Wittenberg: Wir haben bereits jetzt 14 Zusagen von Spielern, die Bock auf die Liga und den Verein haben. Zusätzlich halten sich die Gerüchte hartnäckig, dass der VfL Holsen finanziell am Boden liegt. Konkret soll es sich dabei um Ihre Firma handeln, Herr Schwarz. Schwarz: Ich habe auch allerlei Szenarien zu Ohren bekommen. Meiner Firma geht es gut und der VfL Holsen ist finanziell weiterhin sehr gut aufgestellt. Alle Sponsoren haben auch für die neue Saison zugesagt. Einzig und allein die Feste, die wir als VfL Holsen ausgerichtet haben, wie das Osterfeuer oder das Tauziehen und die damit verbundenen Einnahmen sind weggefallen. Zukünftig möchten wir das Geld nur auf die verschiedenen Abteilungen und die Infrastruktur im und um den Verein investieren. Was bedeutet das konkret? Schwarz: Die dritte Mannschaft, der Lauftreff und die Jugendmannschaften sind uns unheimlich wichtig. Wir wollen mehr Holser DNA im Kader der 1. Mannschaft haben. Regionale Spieler sind nicht so teuer, wie Spieler mit weiter Anreise. Wir sind stolz auf die zweite Mannschaft in der Kreisliga A und freuen uns darüber, dass Eltern aus den Nachwuchsmannschaften abwechselnd die Bewirtschaftung an Heimspieltagen übernehmen. Niemeyer: Wer uns nicht glaubt, ist für die nächste Jahreshauptversammlung herzlich eingeladen. Welches Bild geben Sie nach Ihrer Einschätzung in der Öffentlichkeit aktuell ab? Niemeyer: Viele Vereine sagen immer, dass sie jetzt vermehrt auf junge Spieler setzen wollen. Meistens wird das aber nicht konsequent durchgezogen, weil es viele negative Kommentare gibt, die wir jetzt auch zu spüren bekommen haben. In den letzten viereinhalb Landesliga hat es kein Jugendspieler in die erste Mannschaft geschafft, das wollen wir ändern. Die Zukunft sagt auch, dass acht Spieler samt Trainer Andre Placke vom TuS Hücker-Aschen an den Holser Schluchtweg wechseln. Wurde da aus der Not eine Tugend gemacht? Mittag: Hücker-Aschen hat Andre mitgeteilt, dass sie ab der kommenden Saison nicht mehr mit ihm planen. Daraufhin hat er entschieden, dass er sein Amt bereits zum Winter niederlegt. Die acht Spieler haben sich mit Andre solidarisiert und wollten den Verein auch verlassen. Diese Spieler sind dann auf uns zugekommen und nicht, wie gemutmaßt wird, andersherum.

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