Bünde So wettert eine Klinik-Mitarbeiterin gegen Corona-Maßnahmen und Impfungen

Bünde. Diese Nachricht hat bei den Verantwortlichen des Lukas-Krankenhauses für Entsetzen gesorgt. Mindestens eine Mitarbeiterin der Klinik, in der seit Beginn der Pandemie auch immer wieder Covid-19-Patienten auf der Intensivstation um ihr Leben kämpfen, ist offenbar über lange Zeit in der Bünder Telegram-Gruppe aktiv. In dem Online-Chat wird gegen die Corona-Maßnahmen gewettert, sogar der Holocaust geleugnet und über Corona-Partys diskutiert. Bei einer zweiten Mitarbeiterin besteht der begründete Verdacht, ebenfalls in der Gruppe aktiv zu sein. &bdquo;Sollte sich der Verdacht, dass hier tatsächlich derartige Aussagen von Mitarbeitenden des Lukas-Krankenhauses getätigt wurden erhärten, ist dies ein Schlag ins Gesicht aller Mitarbeitenden, die sich tagtäglich für die Genesung unserer Patientinnen und Patienten einsetzen und sich auch aus Verantwortung gegenüber eben diesen, sich selbst und den Kolleginnen und Kollegen haben impfen lassen“, sagt Geschäftsführer Peter Hutmacher. Eine der Mitarbeiterinnen erreicht die NW über ihre Büro-Nummer, die auf der Internetseite des Lukas-Krankenhauses angegeben ist. Auf die Spur der Frau kommt die Redaktion, weil sie in der Telegram-Gruppe nicht mit einem Pseudonym, sondern mit dem echten Namen angemeldet ist – und dabei auch über ihre Kollegen lästert. &bdquo;Die Majorität meiner Kolleginnen ist so untertänig, dass sie sich eine Impfe nach der anderen abholen werden, solange sie dort noch hinkriechen müssen“, schreibt sie in einem Beitrag. Bei einer Diskussion über Corona-Partys – auf denen sich Menschen absichtlich anstecken, um als genesen zu gelten – tippt sie in ihr Handy: &bdquo;Gute Idee – War früher bei den Masern auch ohne Party sowieso üblich.“ Fake News über Tote durch Impfungen In dem mehr als 30 Minuten langen Gespräch mit der NW erzählt sie, dass sie seit etwa vier Jahrzehnten im medizinischen Bereich arbeitet. Angesprochen auf Corona sagt sie, dass es das Virus gebe und dass es gefährlich sei. Man müsse aber die Fallzahlen beachten, sagt die Krankenhaus-Mitarbeiterin. Und die Zahlen würden die aktuellen Maßnahmen ihrer Meinung nach nicht rechtfertigen. Durch eine &bdquo;konstruierte Gesundheitskrise“ werde ihr die &bdquo;freie Unversehrtheit“ genommen, behauptet sie. Geimpft sei sie nicht und verweist als Begründung auf viele angebliche Todesfälle durch Impfungen. Die Statistiken dazu würden manipuliert. &bdquo;Es wird viel an den Fällen nach unten gedreht“, behauptet sie. Tatsächlich führt das Paul-Ehrlich-Institut in Deutschland etwa 70 Todesfälle auf einen Zusammenhang mit Impfstoffen gegen Covid19 zurück – bei mehr als 125 Millionen durchgeführten Impfungen. Die Mitarbeiterin gehört übrigens nur zu einer kleinen Gruppe im Lukas-Krankenhaus, die nicht geimpft ist. Der Ärztliche Direktor des Krankenhauses, Tim Christopher Lendzian, betont, dass die Impfquote unter den Mitarbeitern aktuell bei 94 Prozent mit steigenden Tendenzen liege.Mitarbeiterin unterschrieb offenen Brief Die NW hat zudem eine zweite Mitarbeiterin des Krankenhauses in der Gruppe ausgemacht. Denn eine weitere Nutzerin der Gruppe rief im November dazu auf, eine Kerze für ungeimpfte Mitarbeiter vor dem Lukas-Krankenhaus anzuzünden. &bdquo;Ich arbeite dann leider noch, aber könnte euch von meinem Arbeitsplatz aus beobachten“, schreibt sie. Ihren Nachnamen hat sie abgekürzt, aber Vorname und Wohnort passen zu einer Angestellten, die schon im vergangenen Jahr einen offenen Brief mit coronaleieugnerischen Inhalten unterschrieben hat. In dem Schreiben einer Initiative von Ärzten und medizinischem Personal wird vor sogenannter &bdquo;Pandemieangst“ und vor angeblich gleichgeschalteten Medien gewarnt. Die Corona-Maßnahmen werden zudem als &bdquo;Notstandsgesetze“ bezeichnet.Klinik prüft dienstrechtliche SchritteDoch handelt es sich bei dieser Frau auch um die Nutzerin in der Telegram-Gruppe? Auf telefonische Nachfrage sagt sie: &bdquo;Ich habe den Brief so unterschrieben, wie es da steht. Dazu stehe ich. Ansonsten gebe ich keine weitere Auskunft.“ Die Beiträge auf Telegram könnten nun aber Konsequenzen für die beiden Mitarbeiterinnen haben. &bdquo;Eine sorgfältige interne Aufarbeitung der Vorkommnisse wird selbstverständlich umgehend vorgenommen und dienstrechtliche Schritte geprüft“, heißt es von der Geschäftsführung der Klinik. Menschen mit medizinischem Hintergrund bilden jedoch nicht die Mehrheit der in der Gruppe aktiven Nutzer. Diejenigen, die von der NW identifiziert werden konnten, stammen zum großen Teil eher aus ökologisch-alternativen Kreisen. Unter ihnen sind zwar auch einige Heilpraktikerinnen, aber auch Fotografen und Unternehmer aus dem Bünder Land gehören zu den aktiven Nutzern. Unternehmer verlässt Gruppe Bei der Administratorin der Gruppe handelt es sich um eine Frau, die zuletzt als Tierschützerin aktiv gewesen ist. Ein weiteres Gruppenmitglied ist laut eigenen Angaben seit zwölf Jahren als Lehrer für Meditation unterwegs. Der Inhaber eines Geschäfts in der Nähe der Innenstadt, der mit Plakaten vor seinem Geschäftssitz Stimmung gegen die Kontrollen des Impfpasses macht, bezeichnet sich im Gespräch als &bdquo;jahrzehntelanger Grünen-Wähler.” Er hat die Gruppe mittlerweile verlassen, nachdem in der Neuen Westfälischen erste Artikel über Gewaltfantasien und geplante Corona-Partys veröffentlicht wurden.

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