Bünde Emotionale Kindheitserinnerungen am Kult-Karussell in Bünde

Bünde. Vor über 50 Jahren besuchte Ferdinand Dorenkamp mit seinem Kinderkarussell zum ersten Mal Bünde in der Vorweihnachtszeit. Seitdem gehört es zum festen Bestandteil in der Innenstadt. Als der Großvater vor zwei Jahren verstarb, musste ihm sein Enkel Benjamin vorher noch versprechen, dass er die Familientradition fortführt. Daher stand es für den 39-jährigen Stukenbrocker außer Frage, trotz der schwierigen Corona-Zeit, die Weihnachtszeit wieder in Bünde zu verbringen. "Als es vergangenes Jahr abgesagt wurde, ging das schon sehr an die Psyche. Ich war hier ja jedes Jahr mit meinem Opa und bin quasi damit aufgewachsen, daher hängt mein Herz daran", sagt Benjamin Dorenkamp. Umso mehr freuten er und seine Lebensgefährtin Lolita Thies sich über den herzlichen Empfang, als sie ihr Fahrgeschäft Ende November aufbauten. "Das hier ist mehr, als nur Geld zu verdienen" "Leute, die gegenüber wohnen, haben uns Kaffee und Tee gebracht. Und andere aus der Nachbarschaft haben uns sogar angeboten, dass wir bei ihnen zum Abendessen willkommen sind", erzählt Dorenkamp und fügt an: "Klar ist das hier unser Job, aber gerade in Bünde ist es mehr als nur Geld zu verdienen." Dies liegt vor allem an den vielen kleinen Begegnungen. So wie die mit Familie Obrock, die zufällig am Karussell vorbeikommt. Im Gespräch stellt sich schnell heraus, dass Oma Obrock früher ihren Sohn in dem Karussell hat fahren lassen. Der ist mittlerweile erwachsen und zusammen mit Oma und den eigenen zwei Kindern beim Karussell. "Ich hab schon nach dem alten Polizeiauto geguckt”, sagt der erwachsene Sohn. Damit die nächste Generation der Obrocks damit fahren kann. Karussell wird nur noch in Bünde aufgebaut Dies sei kein Einzelfall, schildert Betreiber Dorenkamp. Es kämen viele vorbei, die als Kind selbst mit dem Karussell gefahren sind und nun ihre Kinder oder Enkel ebenfalls damit fahren lassen. Oder Menschen, die sich anhand des Karussells einfach nur an ein Stück ihrer Kindheit erinnern. "Heute morgen war jemand hier, der noch genau wusste, dass er vor zig Jahren in der Lok und dem Polizeiauto gesessen hat. Und er wusste sogar noch genau, wo welche Fahrzeuge waren und welche mittlerweile ausgetauscht wurden", berichtet Dorenkamp, dem angesichts solcher Geschichten "das Herz aufgeht". Die Familien von Dorenkamp und Thies betreiben viele Stände und Fahrgeschäfte auf den in der Umgebung stattfindenden Märkten. Von Crêpes-Buden bis zum Pfeilewerfen bedienen sie die ganze Palette. "Aber dieses Karussell bauen wir nur noch einmal im Jahr und zwar genau hier auf. Weil es so viele Familien gibt, die es bereits in der dritten Generation benutzen", sagt Dorenkamp. Das Bild vom Großvater hat einen Ehrenplatz Damit es seinen Wiedererkennungswert behält, versuchen er und seine Partnerin Lolita Thies das um das Jahr 1935 erbaute Fahrgeschäft so originalgetreu wie möglich zu halten. Viele der alten Fahrzeuge werden daher Jahr für Jahr aufwenig überarbeitet. Originalgetreu ist auf jeden Fall auch noch das Kassenhäuschen, in das Dorenkamp der NW einen Blick gewährt. Großvater Ferdinand hat es komplett eigenhändig gebaut. "Das ist tagsüber unser Wohnzimmer", sagt Lolita Thies und schmunzelt. Neben der Steuerung für das Karussell und einem Mikrofon für Durchsagen befinden sich darin auch einige alte Erinnerungsfotos. Einen ganz besonderen Ehrenplatz hat natürlich das Bild von Opa Ferdinand. Denn ohne ihn wäre das alte Kinderkarussell am Tönnies-Wellensiek-Platz niemals der Platz vieler glücklicher Kindheitserinnerungen geworden. Nicht für Benjamin Dorenkamp und auch nicht für zahlreiche Bünder Bürger.

Bünde Emotionale Kindheitserinnerungen am Kult-Karussell in Bünde

Mehr zum Thema

Bünde-Newsletter

Wunderbar. Fast geschafft!