Ostwestfälischer Sommer Zu viel Regen und zu kalt? So war der Sommer wirklich

Kreis Herford. Fragt man im Bekanntenkreis rum, ist der Fall schnell klar: &bdquo;Viel zu viel Regen”, &bdquo;Es war ja nicht warm” und &bdquo;Das war gar kein richtiger Sommer” sind die Kommentare zum diesjährigen Sommer im Bünder Land. Vergleicht man die Niederschlagsmenge, die Sonnenstunden und die Tagesmitteltemperatur der Sommermonate von 2020 und 2021 scheint diese Wahrnehmung schnell bestätigt. Kamen im August des vergangenen Jahres nur 20,4 Liter Regen pro Quadratmeter in Bünde herunter, waren es im August 2021 ganze 92,7 Liter. Schien die Sonne im Mai 2020 noch 274,7 Stunden, waren es 2021 nur 183,4 Stunden. Weniger Sonne, mehr Regen – bei der Betrachtung dieser Zahlen ist der Schluss schnell gezogen. Doch was die Tagesmitteltemperatur angeht, lag der Durchschnitt im Juni und Juli 2020 bei knapp 17,5 Grad. 2021 war es im selben Zeitraum mit durchschnittlich 19 Grad wärmer. Dass die Wahrnehmung &bdquo;Das war doch kein richtiger Sommer” nur bedingt stimmt, sagt auch Meteorologe Friedrich Föst aus Lübbecke. &bdquo;Durch die heißen und trockenen Sommer zuvor sind wir, in Anführungsstrichen, verwöhnt worden. Dieses Jahr hatten wir hier einen schlichten, ostwestfälischen Sommer wie er im Lehrbuch steht”, erklärt der Fachmann. Die Menschen hätten sich auf die Hitzerekorde und Trockenheit der vergangenen Jahre eingestellt. Doch normal sei das nicht. Der richtige Sommer habe in diesem Jahr schon im Juni stattgefunden. Im Juli und August habe es keine Tage über 30 Grad gegeben. Trotzdem sei der meteorologische Sommer 2021 in Bünde sogar eher &bdquo;zu warum” ausgefallen. Dass die Region von starker Hitze und Trockenheit verschont wurde, habe in diesem Jahr besonders der Natur gut getan. &bdquo;Das sieht man ja auch”, sagt Friedrich Föst. Gerade der Grundwasserspiegel habe sich durch das nasse Frühjahr wieder etwas erholt. &bdquo;Das sind positive Nachrichten”, sagt der Meteorologe. Doch Schädling wie den Borkenkäfer könne auch das nicht mehr abhalten. Dafür hätten die Bäume in den vergangenen Jahren zu viel Trockenstress erfahren. Ob diese &bdquo;Verschnaufpause” für die Natur auch im kommenden Jahr weitergehe, könne niemand sagen, so Föst. Er schließt nicht aus, dass es weitere &bdquo;normale” Sommer geben könnte. Aber auch Hitzeperiode und Trockenheit seien erneut möglich. Auch wenn der Sommer 2021 im Bünder Land so gewesen sei, wie ein Sommer eigentlich sein sollte. Der Klimawandel sei damit nicht vom Tisch. Als Beispiel nennt Föst das verheerende Hochwasser im Ahrtal im Juli. Während es dort zu einer Flutkatastrophe kam, blieb es in Orten die 200 Kilometer entfernt liegen trocken. Föst weist auch auf das Unwetter im Juni in Bünde hin. Während in der Stadt viele Straßen überflutet wurden, Keller vollliefen und Autos feststeckten, hat es im nahen Lübbecke fast nicht geregnet. &bdquo;Der eine Ort säuft ab, im anderen muss man Blumen gießen”, so Föst. Zwar sei es normal, dass Gewitter im Sommer stehen würden und sich dann abladen würden, aber die Anzahl von Starkregenereignissen habe deutlich zugenommen. Genau wie die extreme Trockenheit. &bdquo;Die Abstände von Jahrhundertereignissen verringern sich”, sagt der Meteorologe. Für den Herbst sieht er eine Weiterführung der Wetterlage. Tiefdruck, Regen und Wind könnten das Wetter der kommenden Wochen prägen. Aber auch Altweiber-Tage schließt Friedrich Föst nicht aus. Warm und trocken werde es auf jeden Fall nicht. Eher ein ganz normaler Herbst.

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