Nicht nur Patientendaten: Was ein Bünder noch im Kurhaus-Keller fand

Bünde. Nachdem in einem leer stehenden Krankenhaus in Büren (Kreis Paderborn) tonnenweise sensible Patientenunterlagen gefunden wurden, haben Mitarbeiter des Bünder Ordnungsamts am Freitag das Kurhaus Ernstmeier in Randringhausen genauer durchsucht und auch hier zahlreiche Dokumente entdeckt, die dort eigentlich nicht hätten rumliegen dürfen. Das hat die Stadt Bünde am Freitag gegenüber der Neuen Westfälischen bestätigt. "Es wurden zum Beispiel Kurkarten gefunden", sagt Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz. Hochsensible Daten wie im Fall Büren seien in dem Gebäude, das seit Ende 2010 nicht mehr als Kurhaus genutzt wird, laut der Stadtsprecherin aber nicht entdeckt worden. Zeuge findet Lohnabrechnungen Dieser Aussage widerspricht ein 32-Jähriger aus Bünde, der noch am 18. Mai in dem Gebäude gewesen sein will. Er erklärt, dass auf den Kurkarten neben den Namen auch die Adressen und Geburtsdaten der Patienten zu sehen sind. Zudem sei teilweise die Art der Anwendungen vermerkt worden. Auch sollen sich Unterschriften auf den Karteikarten befinden. Fotos, die dieser Zeitung vorliegen, bestätigen das. "Auf Dokumenten ist auch zu sehen, in welchen Krankenhäusern Patienten zuvor gewesen sind", sagt der 32-Jährige. Zudem seien die behandelnden Ärzte notiert worden, sagt er. Der Bünder berichtet im Gespräch mit der NW auch von weiteren teils brisanten Funden, die er im Keller gemacht hat. "Ich habe dort Lohnabrechnungen gefunden", sagt der Mann. Zudem sei er auch auf Rechnungen und sogar Kontoauszüge der Kurhausbetreiber gestoßen. "Das sind alles sensible Daten", sagt der Bünder. Unterlagen in Kartons gepackt Mitarbeiter des Ordnungsamtes verschafften sich am Freitagmorgen Zugang zum Gebäude, das seit 2010 einer Erbengemeinschaft gehört. Ein Mitarbeiter durchsuchte erst die oberen Bereiche der Ruine und wurde schnell fündig. Die Unterlagen packte er in Kartons und blaue Müllsacke. Anschließend begutachtete der Mitarbeiter auch die Kellerräume des ehemaligen Kurhauses. Bereits im Jahr 2016 berichtete die Neue Westfälische, dass dort noch Dokumente in Aktenordnern liegen. "Im Keller stehen noch Aktenschränke mit allerlei Informationen über die Kurgäste, komisch, dass die keiner weggeräumt hat", erklärte damals ein Zeuge, der sich selbst als "Urban Explorer" bezeichnet. "Urban Explorer" erkunden alte, verlassene Gebäude. Dabei filmen sie ihre Erkundungstouren. Die Suche im Keller gestaltete sich für die Mitarbeiter des Ordnungsamtes jedoch als schwierig. "Es war nicht einfach, einen Zugang zum Keller zu finden", sagt Doris Greiner-Rietz. Als der städtische Mitarbeiter einen Weg fand, stieß er ebenfalls noch auf Unterlagen. Welche Daten darauf erfasst sind, ist laut Verwaltung derzeit noch unbekannt. "Die Unterlagen werden aktuell noch ausgewertet", sagt Greiner-Rietz. Bauhof verschließt die Türen Um weitere ungebetene Gäste vom Besuch der Ruine abzuhalten, fuhren zwei Mitarbeiter des Bauhofs am Freitagmittag nach Randringhausen. Sie versperrten notdürftig die Eingänge und verschlossen den Bauzaun, der rund um das Gebäude steht. Mehr könne man nicht machen, sagte ein Mitarbeiter und brauste mit dem Transporter nach kurzer Zeit wieder ab. Durch die zerstörten Fenster ist ein Zugang zur Ruine aber noch leicht möglich. Das bestätigt auch der 32-jährige Bünder, der vor etwa drei Wochen keine Probleme hatte, in das Gebäude zu kommen. "Ich bin durch das Schwimmbad ganz einfach in den Keller gekommen", sagt er. Der Polizei sind die Erkundungstouren bekannt, wie Sprecher Uwe Maser erklärt. Besonders in den Sommermonaten habe es zuletzt immer wieder Einsätze rund um das ehemalige Kurhaus gegeben. Maser weist darauf hin, dass es nicht nur gefährlich sei, sondern man sich auch strafbar mache, wenn man das Grundstück oder die Ruine betrete. "Auch wenn das Gebäude nicht verschlossen ist: Wer es betritt, begeht Hausfriedensbruch", sagt der Polizeisprecher. Nachmachen sollte man die Entdeckungstouren durch die Ruine daher nicht. Gebäude gehört Erbengemeinschaft Eigentümer des ehemaligen Kurhauses ist eine Erbengemeinschaft. Diese wollte die Gebäude verkaufen. Ein Insolvenzverwalter fand dafür trotz mehrjähriger Bemühungen jedoch keinen Abnehmer. Diverse Interessenten seien aufgrund der eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten und des Zustandes der Immobilie kurzfristig wieder abgesprungen, hieß es damals. Eigentümer des Kurparks ist dagegen die Stadt Bünde, die das Gelände samt umliegender Fläche im Jahr 2012 gekauft hat. "Die Stadt pflegt den Kurpark und auch die Wege für Spaziergänger", sagt Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz. Zudem kümmere man sich auch um das Wassertretbecken: "Auf das Gebäude haben wir als Stadt aber keinen Einfluss."

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