Es ist nicht alles gut bei der Polizei - im Gegenteil: Ein Kommentar

Bünde/Herford. Die Polizei schickt mehr Beamte auf die Straße, hat die NW vermeldet. Alles positiv also? Die Behörde verkauft es als Zukunftsprogramm, als Fortschritt. In Wahrheit ist es jedoch die Reaktion auf ein massives Sparprogramm. Denn wenn man genauer hinschaut, steht die Polizei im Kreis Herford nicht gut da. Um das zu verdeutlichen, reicht ein Blick auf die Zahlen: Um 14 Prozent ist die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreispolizeibehörde in den vergangenen 20 Jahren reduziert worden. Waren im Jahr 2000 noch 360 Beamte im Kreis Herford tätig, sind es aktuell nur noch um die 310. Darin enthalten sind alle Angestellten: Streifenwagenbesatzungen, Hundeführer, Kriminalbeamte, Techniker, EDV-Spezialisten und Verwaltungsfachkräfte. Wie soll ein Verlust von 50 Mitarbeitern aufgefangen werden? Die Personaleinsparungen – für die das NRW-Innenministerium verantwortlich ist – haben natürlich Einfluss auf die Einsatzbereitschaft vor Ort. Ein Minus von 50 Mitarbeitern lässt sich nur auffangen, indem an anderer Stelle gestrichen wird. Es gibt kaum Reserven, es werden Überstunden geleistet, es wird reduziert, wo es möglich und vertretbar ist. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem einem die Einsparungen vor die Füße fallen. Meist tun die Verantwortlichen vor Ort dann das, was wohl jeder tun würde: Es wird improvisiert. Auch das geht in den meisten Fällen gut. Aber es hat Auswirkungen auf die Planung, auf die Moral, auf die Fähigkeiten der Behörde. Die Gefahr des Improvisierens ist immer, dass ein Punkt überschritten wird, ab dem es gefährlich wird – im Fall der Polizei ist das wörtlich zu nehmen. Es darf nicht zu Situationen kommen, in denen es gefährlich wird. Denn dann stehen unmittelbar Menschenleben im Kreis Herford auf dem Spiel. 2 Streifenwagen für 71.000 Einwohner Noch eine Zahl: Im Bünder Land, also in den drei Kommunen Bünde, Kirchlengern und Rödinghausen, sind zwei Streifenwagen auf den Straßen unterwegs. Vier Beamte für rund 71.000 Menschen. Kann so Sicherheit garantiert werden? Was passiert, wenn es zu zwei größeren Einsätzen zur gleichen Zeit kommt? Es muss improvisiert werden. Man muss kein Hellseher sein, um die Vorhersage zu wagen: Wenn nicht gegengesteuert wird, wird der Zeitpunkt kommen, da wird es schiefgehen. Es wird ein Einsatz kommen, da reichen vier Beamte für 71.000 Menschen nicht aus, um die Situation schnell zu bewältigen. Um es klar zu sagen: In der Vergangenheit ist es der Behörde immer gelungen, auch brenzlige Situationen zu meistern und Gefahrenlagen zu entschärfen. Natürlich gibt es Beamte, zum Beispiel aus dem Verkehrsdienst oder dem Bezirksdienst, die bei Bedarf einspringen und ihre Kollegen unterstützen können. Kein Fortschritt, es ist ein Rückschritt Die Menschen im Kreis Herford können sich auf ihre Polizei verlassen. Man darf aber auch nicht so tun, als wenn alles gut wäre und es keine Probleme gäbe. Die Kriminalitätszahlen haben sich in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen positiv entwickelt im Kreis Herford. Das ist gut – zugleich bemisst sich an diesen Zahlen aber teils auch, mit wie vielen Beamten eine Kreispolizeibehörde ausgestattet wird. Oder anders formuliert: Weil die Polizei bei uns in den vergangenen Jahren gute Arbeit geleistet hat, wurde der Stellenplan vom Innenministerium zusammengestrichen. Hier muss gegengesteuert werden. Und zwar schnell. Die Menschen in Bünde und Umgebung haben ein Recht auf Sicherheit und die Polizei hat ein Recht darauf, angemessen ausgestattet zu werden, um ihre Aufgaben richtig zu erfüllen. Ein Fortschritt ist es daher nicht, wenn nur zwei Streifenwagen auf die Straßen geschickt werden können. Es ist ein Rückschritt.

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