Penny-Räuber ist bis zur Verhandlung auf freiem Fuß

Kirchlengern/Bünde. Am 17. Juni soll der Prozess gegen die beiden Männer (36 und 47 Jahre) beginnen, die am Abend des 21. Januar die Penny-Filiale in Südlengern überfallen haben. Das bestätigte Strafverteidiger Lutz Klose aus Bielefeld jetzt gegenüber der Neuen Westfälischen. Der promovierte Jurist gab an, dass das Landgericht dafür mittlerweile fünf Verhandlungstage angesetzt habe. Kurz vor den Osterferien hat Kloses Mandant, ein 36-jähriger Mann aus Lübbecke, Haftverschonung bekommen und ist bis zum Prozessauftakt auf freiem Fuß. Dass der Überfall in Südlengern stattgefunden hat, sei eher Zufall gewesen. Den beiden Männern (36 und 47) wird vorgeworfen, am 21. Januar um 20.50 Uhr den Penny-Markt an der Elsestraße in Südlengern überfallen zu haben. Die Täter waren mit einer Axt und einem langen Holzstiel oder Baseballschläger bewaffnet. Im Verkaufsraum befanden sich zwei Mitarbeiterinnen sowie drei Kunden. Während sich eine der Angestellten mit den Kunden in einem sicheren Raum einschloss, gelang ihrer Kollegin die Flucht ins Freie. Fremde Autokennzeichen lagen im Kofferraum Die Polizei setzte am späten Abend einen Hubschrauber ein, der einen der Täter (der 36-Jährige) in der Nähe der Penny-Filiale über eine Wärmebildkamera aufspürte. Er wurde vor Ort festgenommen. Ein Spezialeinsatzkommando durchsuchte in der Nacht das Gebäude, da von dem zweiten Täter noch jede Spur fehlte. Dem gelang jedoch die Flucht, bis er Anfang Februar am Flughafen Hannover bei seiner Wiedereinreise aus der Türkei von der Bundespolizei festgenommen wurde. Der 47-jährige Mann sitzt derzeit in Untersuchungshaft in Detmold und wird von dem Hannoveraner Anwalt Dirk Voß vertreten. Der Strafverteidiger gab gegenüber der NW an, dass ihm von seinem Mandanten auferlegt wurde, sich gegenüber den Medien nicht zur Sache zu äußern. Vieles an diesem Überfall sei "absolut unprofessionell" abgelaufen, erklärt der Bielefelder Verteidiger Lutz Klose. Erst stiegen beide Täter auf dem Parkplatz der Penny-Filiale aus dem eigenen Auto seines Mandanten und zogen sich in dem Augenblick Masken über den Kopf, als eine Polizeistreife vorbeifuhr und sie bemerkte. Die rief Verstärkung und letztlich kam es in der Nacht zu dem spektakulären Einsatz. Dann stellte die Polizei fest, dass das Auto auf einen der beiden Täter; Kloses Mandant, zugelassen war. Es hätte an jenem Abend auch jeden anderen Supermarkt treffen können In dem Kofferraum fanden die Beamten später einen Satz weiterer Kennzeichenschilder von einem fremden Auto. "Die hatte mein Mandant noch nicht mal gestohlen, sondern vor einiger Zeit mal irgendwo auf einer Straße gefunden. Er hat sie vor der Tat nur nicht angebracht", erklärt Klose. Das spreche dafür, dass die Tat nicht professionell geplant gewesen sei. Lutz Klose spricht von einer "relativ spontanen Tat". Es hätte an jenem Abend wohl auch jeden anderen Supermarkt treffen können. "Die beiden Männer sind einfach so umhergefahren und haben sich überlegt, wie sie möglichst schnell ihre Schulden loswerden könnten", so der Bielefelder Strafverteidiger. Sein Mandant hat noch alte Spielschulden, habe seine Spielsucht aber mittlerweile unter Kontrolle. Dass dem 36-jährigen Angeklagten Haftverschonung gewährt wurde, begründet Lutz Klose damit, dass er sich nach seiner Festnahme sehr kooperativ gezeigt habe und sich auch in recht gefestigten sozialen Verhältnissen befinden würde. "Er geht einer geregelten Arbeit nach und hat Familie, weshalb nicht von einer Fluchtgefahr auszugehen ist." Anwalt hält "minderschweren Fall" für möglich Für seinen Mandanten dürften zudem mildernde Umstände gelten, da dieser den Holzstiel, den er bei dem Überfall bei sich trug, nicht gegen eine der Personen eingesetzt habe. Im Gegensatz dazu sei eine Zeugin aber wohl von dem Mittäter mit dem Hammer gegen den Hals gedrückt worden. Inwieweit die fünf Personen in der Penny-Filiale psychische Verletzungen davongetragen haben, ist bislang nicht bekannt. Insgesamt hält es Lutz Klose aber für möglich, dass die Tat aufgrund des unprofessionellen und ungeplanten Verhaltens der Angeklagten zu einem so genannten "minderschweren Fall" wird. Der Bielefelder Jurist sagt zur anberaumten Zahl der Prozesstage: "Ob die alle benötigt werden, weiß man nicht."

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