Mehrfach Verstöße bei Razzia in Bünder Shisha-Bars entdeckt

Bünde. Um 20.55 Uhr fuhren am Donnerstagabend zivile und Dienstfahrzeuge von Polizei und Zoll zeitgleich die beiden Shisha-Bars in Bünde an. Die Kontrolle war Teil einer konzertierten kreisweiten Aktion der Behörden. Im Mittelpunkt stand aber nicht vorrangig der Konsum verbotener Substanzen. Neben Bünde fanden Kontrollen auch in Herford und Löhne statt. "Uns geht es hier nicht darum, den Konsum unerlaubter Substanzen aufzudecken, sondern vielmehr um die Kontrolle der Einhaltung gewerberechtlicher Auflagen", erklärte einer der Polizeibeamten. Eine dieser Auflagen ist eine funktionierende Belüftungsanlage, denn durch das Erhitzen der in einer Shisha gebräuchlichen Substanzen entsteht wie bei jeder unvollständigen Verbrennung - vergleichbar mit einem Holzkohlegrill - Kohlenmonoxid (CO). Kopfschmerz und Übelkeit sind erst der Anfang In beiden Bünder Shisha-Bars hat die Polizei zum Teil lebensbedrohliche Werte des Gases gemessen. Zum Vergleich erklärt ein Polizeioberkommissar: "Im Arbeitsrecht liegt der Grenzwert bei 30 ppm (Anm. d. Red.: parts per million = Anteile pro Million). Hier haben wir Werte über 200 ppm gemessen. Bei einem Aufenthalt in solchen Räumen kann also schon eine Vergiftung eintreten, deren Symptome oft mit Kopfschmerz und Müdigkeit beginnen." Bei einem Wert von 200 ppm in einem Raum kann es nach einem Aufenthalt von zwei Stunden schon zu Übelkeit kommen. Höhere Werte um die 400 ppm, die laut Polizei in Shisha-Bars ohne korrekte Belüftung auch nicht selten seien, sind nach zwei bis drei Stunden lebensbedrohlich. Noch höhere Werte können schon nach Minuten gefährlich werden. Ein leitender Beamter erklärt: "Es ist schon vorgekommen, dass Autofahrer nach dem Besuch einer Shisha-Bar plötzlich die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren haben, weil ihnen schwindelig wurde." Mediziner erklären, dass es nach einer Kohlenmonoxidvergiftung nicht ausreiche, lediglich Frischluft einzuatmen. Um den Sauerstoffmangel im Blut zu kompensieren muss dem Körper konzentriert Sauerstoff zugeführt werden. So werde das Kohlenmonoxid quasi aus dem Blutkreislauf herausgewaschen. In schweren Fällen erfolgt die Behandlung in einer Überdruckkammer. Kohlenmonoxid-Warner seien oft nicht in Betrieb Eigentlich gehören entsprechende Kohlenmonoxid-Warner zur Ausstattung einer Shisha-Bar. Die seien zwar grundsätzlich in vielen Betrieben auch vorhanden, aber nicht immer in Betrieb. Dass sich die Mitarbeiter in den Bars täglich dieser Belastung und Gefahr aussetzen, ist für einige der Polizisten völlig unverständlich. Ein Mitarbeiter in einer der kontrollierten Bars in Bünde habe geschwollene und gerötete Augen gehabt. Wie man das ständig aushalten kann, sei nicht nachvollziehbar. "Da fehlt offensichtlich schon jeder Selbsterhaltungstrieb", meinte einer der Beamten lakonisch. Aber auch der Zoll wurde fündig. Die Beamten legten ihren Fokus auf Verstöße in steuerrechtlicher Sicht. In mindestens einem Fall fanden sie zumindest verdächtige Produkte im Kofferraum eines Autos und beschlagnahmten den Inhalt. Die Großkontrolle ist die mittlerweile dritte im Wittekindsland. Bei den beiden ersten Großkontrollen Mitte Juni 2019 hatten Polizei und Zoll sowie die Steuerfahndung den Fokus vor allem auf Herforder Shisha-Bars, Imbiss- und Gastronomiebetriebe gelegt. Darüber hinaus hatten auch Beamte des Ordnungsamtes und der Baubehörde die Betriebe unter die Lupe genommen. Es ging dabei um Fragen des Brandschutzes aber auch um die richtige Belüftung. Kontrollen in "unregelmäßiger Regelmäßigkeit" Damals gab es Hinweise auf Schwarzarbeit aber auch auf Verstöße gegen die Steuervorschriften beim Verkauf von Wasserpfeifentabak. Der darf nämlich nicht aus einer Großpackung aufgeteilt und dann veräußert werden – das ist ein Rechtsverstoß. Bei der zweiten Kontrolle hatte die Kreispolizeibehörde mit dem Zoll zusammen in Herford Fahrzeuge kontrolliert - unter anderem ging es um Schwarzarbeit bei Taxi- und Kurierfahrern. Auch nach diesem Einsatz gab es eine ganze Reihe von Ermittlungsverfahren, die aber noch nicht abgeschlossen sind. "Wir wollen mit diesen Kontrollen in unregelmäßiger Regelmäßigkeit vor allem auch Präsenz zeigen und die Betreiber der Bars nicht in Sicherheit wiegen", sagte einer der Beamten am Donnerstagabend.

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