55-Jähriger erhält Bewährungsstrafe für den Besitz geerbter Waffen

Bünde/Kirchlengern. "Unwissenheit schützt nicht vor Strafe." Das waren die letzten Worte des Angeklagten selbst in einem Prozess, der am Donnerstag im Amtsgericht Bünde stattfand. Der Vorwurf gegen den 55-jährigen Mann aus Kirchlengern: "Verstoß gegen das Waffengesetz." Bei einer Durchsuchung fanden Polizeibeamte mehrere Schreckschusswaffen sowie Manövermunition in einem nicht verschlossenen Waffenschrank. Nach seinen Worten hätte er die Schusswaffen am liebsten gar nicht gehabt. Er erbte sie, beging später aber Fehler bei der Auflösung dieser Sammlung und Abgabe bei der Polizei. Die Folge: Sechs Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung. Peter K. (Name geändert) ist polizeilich nie in Erscheinung getreten. Als sein Stiefvater verstarb, hatte er plötzlich regen Briefkontakt mit der Kreispolizeibehörde. Vor Gericht sagte K.: "Mein Stiefvater sammelte alles, was mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun hatte. Darunter waren auch die Schreckschusswaffen, die die Polizei bei mir gefunden hat." Peter K. beteuerte, dass ihn Waffen selbst nie interessiert hätten. Entweder Waffenschein oder Waffenabgabe K. erklärte vor Gericht, dass er nach dem Tod des Stiefvaters ein Schreiben von der Polizei bekommen habe, in dem Waffen aufgelistet waren, die bei der Behörde gemeldet waren. Zwei Möglichkeiten wurden ihm dabei offengelegt: Entweder er erwirbt einen Waffenschein, oder er gibt die gelisteten Waffen ab. Mehrfach wurde er zudem aufgefordert, nachzuweisen, dass die Waffen in einem sicheren Waffenschrank verwahrt werden. Jedesmal habe er die Behörde über den Waffenschrank informiert. "Am Ende war mir das aber zu viel Schreibkram", sagt er. Es war bereits ein Jahr nach dem Tod des Stiefvaters vergangen, als sich K. entschied, die bei der Polizei gelisteten Waffen einzupacken und zur Kreispolizeibehörde nach Herford zu bringen. "Alles andere, was früher auch mal an den Wänden hing, habe ich dann in den Schrank geschmissen und dort gelassen." Dazu gehörten auch zum Teil umgebaute Schreckschusswaffen und besagte militärische Manövermunition vom Kaliber 7,62 Millimeter. Für K. stellte der bloße Besitz dieser Gegenstände kein Vergehen da. "Ich wusste, dass ich die Schreckschusswaffen nicht mit herumtragen durfte. Aber meines Wissens sind die doch frei verkäuftlich. Für mich war der Besitz nichts Schlimmes", sagt der 55-Jährige, der eigenen Worten nach nicht wusste, dass eine der noch in seinem Besitz befindlichen Waffen manipuliert und somit zumindest theoretisch schussfähig war. Waffen lagen in unverschlossenem Waffenschrank Eines Tages, vermutlich nachdem sie von einem Nachbarn Ks. informiert wurden, standen drei Polizisten vor seiner Tür, die daraufhin die Schreckschusspistolen und die Manövermunition in dem unverschlossenen Waffenschrank fanden. Peter K. saß ohne Verteidiger vor Gericht und wirkte regelrecht arglos, als ihm die Richterin erklärte, dass nicht nur der Besitz der Waffen, sondern auch der Munition einer Erlaubnis bedurft hätten. Durch den aufwändigen Schriftverkehr mit der Polizei habe er schon merken müssen, dass die Angelegenheit ernster gewesen sei als er sie gesehen habe, so die Richterin weiter. K. beteuerte im weiteren Verlauf der Verhandlungen mehrfach, dass er keinen Anspruch auf die von der Polizei bei ihm sichergestellten Waffen und Manovermunition erheben würde. Sie sollten gleich entsorgt werden. Das Strafmaß für den unerlaubten Waffenbesitz liegt im Bereich von Freiheitsentzug ohne Bewährung. Das hielten aber sowohl die Staatsanwaltschaft sowie das Gericht für unangemessen. Die Staatsanwältin forderte 7 Monate auf Bewährung für die Dauer von 3 Jahren sowie 80 Sozialstunden. Letztlich blieb die Richterin mit 6 Monaten Bewährung für die Dauer von 2 Jahren darunter. Sie stellte noch einmal fest, dass dem Angeklagten die Brisanz allein schon durch den Schriftverkehr mit Polizei aufgegangen sein musste. Peter K. verzichtete noch im Gerichtssaal auf Rechtsmittel und erkannte das Urteil an.

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