Deshalb steigt die Zahl der Waffen im Kreis Herford immer weiter

Bünde. Nur ein Klick entfernt: Eine Walther P 22 brüniert, Kaliber 9 mm, mit einem sieben Schuss fassenden Magazin und einer Länge von 154 Millimetern ist im Internet schon für gut 100 Euro zu kaufen. Lediglich ein Altersnachweis fordert der Händler und die Waffe muss persönlich abgeholt werden. Die Vorgaben scheinen im Verhältnis sehr gering, jedoch handelt es sich auch &bdquo;nur" um eine Schreckschusspistole, die aber von einer echten Pistole für einen Laien schwer zu unterscheiden ist – selbst Experten tun sich mitunter schwer, gerade in aufgewühlten Situationen. Mit dem kleinen Waffenschein darf eine solche Waffe, ebenso wie Signal- und Reizgaswaffen, gekauft und geführt werden. Beim Online-Händler sind solche Produkte unter der Kategorie &bdquo;freie Waffen" zu finden und erfordern eigentlich neben der Volljährigkeit auch den kleinen Waffenschein. Antragsteller werden von der Polizei durchleuchtet Wer einen solchen Schein beantragt, braucht rund drei Wochen Geduld. Denn jetzt ist die Polizei am Zug und stellt Nachforschungen an. Die Behörde nimmt Einsicht in das Bundeszentralregister und das staatsanwaltschaftliche Verfahrensregister. Hauptgrund: Ist die Person, die den Waffenschein beantragt hat, vertrauenswürdig? Liegen Verfahren gegen ihn oder sie vor, die gegen eine Erlaubnis sprechen? Wurde die Person gar schon einmal verurteilt? Womöglich sogar wegen eines Gewaltdelikts? Befragt werden auch die Direktion Kriminalität im eigenen Haus und Polizeibeamte vor Ort. Gegebenenfalls auch der Staatsschutz. Die Kosten für das Prozedere muss der Antragsteller tragen, sie liegen bei rund 90 Euro. Und die Zahl der ausgestellten Waffenscheine im Kreis Herford ist gestiegen. &bdquo;Wir beobachten seit dem Jahr 2017 eine deutliche Zunahme an kleinen Waffenscheinen", sagt Polizeisprecherin Simone Lah-Schnier. Waren es im Jahr 2018 noch 1.921 Personen, die einen kleinen Waffenschein besaßen, sind es in diesem Jahr 2.050 Personen. Ein Anstieg um rund sieben Prozent. Doch sei der Anstieg wieder &bdquo;auf normale Werte zurückgekehrt", zwar gäbe es weiterhin einen Anstieg der Anträge, jedoch nicht so stark wie in den Jahren 2016 und 2017. "Sehen echten Pistolen zum Verwechseln ähnlich" &bdquo;Diese Entwicklung spiegelt ein wenig die allgemeine Situation hier wider. Viele Menschen fühlen sich unsicher", so Lah-Schnier. Jedoch sieht sie auch Nachteile: &bdquo;Insbesondere die Schreckschusspistolen sehen echten Pistolen zum Verwechseln ähnlich", so die Sprecherin. Das kann zu einem Problem werden, zum Beispiel, wenn bei einem Einsatz Polizisten die Schreckschusspistole für eine &bdquo;echte Waffe" halten. Freie Waffen dürfen nur in Notsituationen genutzt werden. Darüber hinaus dürfen sie nicht bei öffentlichen Veranstaltungen – beispielsweise Demonstrationen oder Konzerten – getragen werden. Ein Verstoß gegen diese Vorgaben ist ein Verstoß gegen das Waffengesetz und wird strafrechtlich verfolgt. Jedoch benötigen und nutzen viele Menschen den kleinen Waffenschein unter anderem für den Kauf von Pfefferspray. Auch hier zeigt sich eine deutliche Steigerung im Verkauf. So war im Jahr 2016 das Pfefferspray in manchen Läden sogar ausverkauft. &bdquo;Menschen fühlen sich dadurch sicherer", meint ein Händler. Die Polizei warnt vor Bewaffung Die Polizei rät hingegen zu einem defensiven oder deeskalierenden Verhalten in Konfliktsituationen und warnen vor Bewaffnung. &bdquo;Es kann schnell zum Fallstrick werden, denn eine Waffe kann auch schnell gegen einen verwendet werden", warnt die Polizei. Große Auswirkungen hat das neue Waffengesetz auf die Besitzer des großen Waffenscheins. Scharfe Waffen müssen direkt beim Kauf beziehungsweise Verkauf registriert und angemeldet werden. So sind alle Waffen in Deutschland direkt nachvollziehbar. Im Kreis Herford stieg die Zahl der Personen mit großen Waffenschein von 2.416 auf 2.500 vom vergangenen auf dieses Jahr. Dazu gehören meistens Jäger, Schützen oder Sammler, diese Waffenbesitzkarte vorweisen können. Auch die Anzahl der gemeldeten Waffen stieg innerhalb eines Jahres um rund 1.000 Waffen auf etwa 13.000 im Kreis Herford. Die Polizei registriert zwar einen Anstieg an Anträgen für den kleinen und großen Waffenschein, jedoch hatte dies bisher keine Auswirkungen auf Gewaltstraftaten.

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