"Manufaktur Liebenswert" Kreative Dreifach-Mama aus dem Kreis Gütersloh wird Unternehmerin mit eigenen Designs

Werther. Vor zehn Jahren fing alles in einem sechs Quadratmeter großen Heimbüro mit einer Nähmaschine an. Schnell wurde auch der Esszimmertisch von Nadine Kaase in Beschlag genommen, die sich 2012 neben einem Minijob ein kleines, kreatives Business für Wohnaccessoires aufbaute. Allein von ihren handgefertigten Memoboards hat sie seitdem mehr als 6.000 Stück verkauft. Doch längst muss die Dreifach-Mama nachmittags nicht mehr den Tisch für das Mittagessen der Kinder räumen. "Das war ein Chaos", erinnert sie sich lachend. Als sie sich 2015 entschied, mit ihren Waren in die Selbstständigkeit zu gehen, baute ihr Mann ihr eine eigene Werkstatt auf. Der hauptberufliche Bauleiter ist der "Macher" in dem kleinen Unternehmen. Und auch die Schwiegereltern packen mit an. Sei es bei der Kinderbetreuung in der florierenden Vorweihnachtszeit oder bei der Materialsuche. "Sie halten mir den Rücken frei." Trotz familiärer Unterstützung hat sich Nadine Kaase die Entscheidung gegen ihren damaligen Job als Visual Merchandiserin beim Modeunternehmen S. Oliver nicht leicht gemacht. "Ich wollte auf die Sicherheit eigentlich nicht verzichten - aber ich konnte dort in Teilzeit nicht richtig Fuß fassen." Zeitgleich lief der Verkauf ihrer Memoboards im Netz damals schon zu gut, um die Chance nicht zu ergreifen. Ihr Mann machte ihr Mut, den Schritt zu wagen - bereut hat es die Familie nicht: "Der Shop lief vorher schon gut, aber dann wurde es noch viel besser. Es hat vermutlich wirklich einen großen Effekt, wenn man sich zu hundert Prozent auf eine Sache konzentrieren kann", schlussfolgert die 43-Jährige. Unternehmerin leidet nicht unter der Krise Damals wie heute waren der Kassenschlager ihre Memoboards, die mit unterschiedlichen Stoffen und Satinbändern bespannt werden, um daran Bilder oder Notizen zu befestigen. Dabei achtet die gelernte Schauwerbegestalterin nicht nur auf Stabilität und Qualität, sondern erfüllt auch persönliche Wünsche wie Farbgestaltung und Maße. Auch Kissen, Leseknochen und Upcycling-Dekorationen aus Altholz können an persönliche Vorlieben angepasst werden. Offensichtlich ein Verkaufsargument - denn ihr Geschäftsmodell funktioniert trotz der großen Konkurrenz im Deko-Bereich. Auch die Wirtschaftskrise kriegt die Wertheranerin bislang nicht zu spüren: "Ich denke, mein Vorteil ist, dass bei mir zu 80 Prozent Geschenke gekauft werden. Und Geschenke werden einfach immer gemacht." Geschäftliche Schwierigkeiten erlebte die Selbstständige nur 2018, als ihr damaliger Onlineshop-Anbieter "dawanda" insolvent war und Nadine Kaase zur Plattform "etsy" wechseln musste. "Ich hatte damals 2.200 Verkäufe vorzuweisen - und musste dann wieder bei Null anfangen. Ich hatte so lange daran gearbeitet." Dreifach-Mama arbeitet mit Unterstützung Erneut war es ihr Mann, der ihr Mut machte, am Ball zu bleiben: Kaase fuchste sich in das neue System hinein und schätzte den erzwungenen Wechsel sogar nach einiger Zeit wert, als sie erkannte, dass der neue Anbieter viele neue und praktische Funktionen für die Präsentation ihrer Waren zur Verfügung stellte. Um langfristig nicht mehr von einer einzigen Plattform abhängig zu sein, hat sie im vergangenen Jahr zusätzlich einen Onlineshop unter www.manufakturliebenswert.de eingerichtet. Dort kann sie nicht nur verkaufen, sondern sich und ihre Helfer in Wort und Bild vorstellen. "Ich will zeigen, wer hinter den Ideen steckt." Zu ihrem Team zählen nicht nur sie und ihr Mann. Mittlerweile reicht die Arbeit für zwei Mitarbeiterinnen: "Ich schätze die beiden sehr. Ich habe so lange alleine gewerkelt - und mir oft vorgestellt, wie toll es wäre, mit anderen Frauen zusammenzuarbeiten." Doch anfangs war das Unternehmen zu klein dafür. Seit zwei Jahren bearbeitet sie jedoch auch Aufträge für größere Unternehmen. Heli Kuffner und Daniela Ostermann sind eine enorme Hilfe. Denn wenn 300 bis 400 Memoboards gewünscht werden, ist das im Alleingang kaum noch zu stemmen. Gleichzeitig macht es Nadine Kaase stolz, zu wissen, dass ihre Produkte jetzt in anderen Unternehmen Räume verschönern oder ihre Boards in Altenheimen zum Blickfang für Fotos oder Postkarten werden. Dass ihr irgendwann die Ideen ausgehen, scheint absolut unwahrscheinlich: "Mir fällt immer etwas ein. Ich liebe das kreative Arbeiten. Doch wenn mich meine Kollegin fragt: Was machst du morgen?, sage ich, ich weiß es nicht." Alles geschieht spontan: Für Nadine Kaase reicht der Griff zu einem Stück Altholz und die Ideen fließen.

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