Kreis Gütersloh Diesen bekannten Friseursalon im Kreis Gütersloh gibt es seit 60 Jahren

Versmold. Ein bisschen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein in dem Ladenlokal an der Straße Mittel-Loxten 14. Keine Hochglanz-Werbung stylischer Frisurentrends, kein modernes Mobiliar, wie man es aus vielen Friseursalons kennt. Für den einen oder anderen mag die Ausstattung vielleicht altbacken wirken. Für das Team um Heike Mennecke und die Kundschaft ist sie genau das, was den Salon ausmacht. Er trägt nach wie vor die Handschrift desjenigen, der ihn vor 60 Jahren eröffnete. &bdquo;Wir wollen familiär bleiben – klein und fein", sagt die Chefin. Ganz im Sinne ihres inzwischen verstorbenen Vaters Wilfried Strathkötter. Das Schicksal schlägt unverhofft zu Eigentlich hatte man schon vor zehn Jahren Jubiläum feiern wollen – das Goldene. Doch dann schlug das Schicksal unverhofft zu. Wilfried Strathkötter kam kurz zuvor ins Krankenhaus und starb dort wenig später. Am 1. April 2012, genau dem Datum des Salon-Jubiläums. &bdquo;Er war mit Leib und Seele Friseur", sagt Tochter Heike Mennecke. Selbst mit 78 Jahren dachte der Loxtener nicht ans Aufhören. Im Krankenhausbett, einen Tag vor seinem Tod, bestand er noch darauf, sich selbst zu rasieren, erzählt seine Familie. Nicht elektrisch, sondern so, wie er es gewohnt war. Für ihn stand fest, dass er bald wieder seinen Kunden Haare schneiden würde. Dazu kam es nicht. "Meine Mutter sagt immer, dass ich überall mit dabei war" Sein zehnter Todestag am 1. April war zugleich runder Geburtstag des Salons. Heike Mennecke, Seniorchefin Lenchen Strathkötter und die Familie finden, dass dieser Tag besondere Erwähnung finden sollte. Im Gespräch blicken sie auf die Geschichte des Familienbetriebes zurück. Der junge Wilfried Strathkötter macht eine Friseurlehre und legt 1960 die Meisterprüfung ab. Zunächst betreibt er in einem Raum auf dem elterlichen Caldenhof einen kleinen Salon. Als das Ehepaar an der Straße Mittel-Loxten ein Wohnhaus baut, eröffnet es im Erdgeschoss die heutigen Geschäftsräume. Tochter Heike ist zu diesem Zeitpunkt kein Jahr alt. Sie und ihr Bruder wachsen zwischen Waschbecken und Friseurstuhl mit auf. &bdquo;Meine Mutter sagt immer, dass ich überall mit dabei war." Lesen Sie auch: Gütersloher Salon feiert 50-Jähriges und verrät Erfolgsgeheimnis Über sechs Jahrzehnte echte Familiensache Der Friseursalon ist über sechs Jahrzehnte echte Familiensache. Lenchen Strathkötter, gelernte Verkäuferin, arbeitet an der Seite ihres Mannes mit. Bis auf Schneiden und Kämmen eignet sie sich alles an. &bdquo;Nur die Gesellenprüfung fehlt ihr", sagt Heike Mennecke. Auch mit 83 springt Lenchen Strathkötter heute noch ein. &bdquo;Sie ist unser Notnagel." Einst sei es schwierig gewesen, auf dem Land Personal zu bekommen, erinnern sich Mutter und Tochter. Damen- und Herrensalon gleichzeitig zu betreiben – das ist Wilfried Strathkötter irgendwann zu viel. Er entscheidet sich für den Herrenbereich, und nebenbei arbeitet er in der Fleischwarenfabrik Reinert. Schließlich muss die junge Familie ernährt werden. Erschwerend kommt Anfang der 70er-Jahre hinzu. &bdquo;Die Männer haben alle lang getragen", schildert Heike Mennecke. So oft muss die Schere also nicht angesetzt werden. Im Herrensalon hat sich bis heute nichts geändert Den Damensalon verpachten die Strathkötters an Familie Böhler, die in Oesterweg einen Betrieb hat. &bdquo;Die haben mir viel beigebracht", erinnert sich Lenchen Strathkötter. Schon da ist klar, dass dies nur ein Übergang ist, bis die zweite Generation einsteigen kann. Tochter Heike geht nach dem Schulabschluss in die Lehre, arbeitet einige Jahre in Hörste und macht 1983 ihre Meisterprüfung. Am 12. Januar 1984 fängt sie im elterlichen Salon an und kümmert sich fortan um den Damenbereich, während ihr Vater die Haarschnitte der Männer verantwortet. Im Herrensalon hat sich bis heute nichts verändert. Er ist eingerichtet wie vor 60 Jahren. Ein wenig Museumsatmosphäre. Nur die Stühle wurden Anfang der 90er-Jahre einmal neu bezogen – sie sind nicht mehr Rot, sondern Schwarz. Heike Mennecke ist froh, dass sie diesen Teil des Salons behalten hat. In Pandemiezeiten konnte sie dorthin ausweichen, um mehr Kunden zu bedienen. &bdquo;Wir reden das den Kunden nicht aus" Auch wenn es den klassischen Betrieb eines Herrensalons bei Strathkötters so nicht mehr gibt – Männer zählen dennoch zur Kundschaft. &bdquo;Zu uns kommen alle Generationen: vom Kleinkind bis über 90 Jahre", sagt Heike Mennecke. Zur Kundschaft zählen keinesfalls nur Loxtener, wie man meinen könnte, sondern Menschen aus den umliegenden Orten. Von mittwochs bis samstags hat der Salon geöffnet; zwei Mitarbeiterinnen sind dort beschäftigt. Lenchen Strathkötter hat in 60 Jahren viele Frisurentrends mitbekommen. &bdquo;Es ist alles wiedergekommen", sagt sie. Wie in der Mode auch. Etwas &bdquo;schade" findet Heike Mennecke, dass Dauerwelle allgemein kaum mehr gemacht werde. In ihrem Salon ist das anders. &bdquo;Im Verhältnis machen wir viele." Und dann betont sie: &bdquo;Wir reden das den Kunden nicht aus." Lesen Sie auch: In nur 14 Tagen - Schwestern eröffnen neue Friseursalon in Gütersloh Noch ist der Ruhestand nicht geplant Die 60-Jährige ist der Linie ihres Vaters treu geblieben: Ihr ist es wichtig, alle Kunden beim Namen zu kennen, nicht nur Haare zu schneiden, sondern miteinander ins Gespräch zu kommen. Heike Mennecke bietet bei Bedarf Hausbesuche an, ihre Mutter übernimmt Kunden-Fahrdienste. Und wie wird es im Familienbetrieb weitergehen? Auch die nächste Generation ist im Salon groß geworden, beruflich haben sich die vier Enkel von Lenchen Strathkötter aber anderweitig orientiert. &bdquo;Keiner hat Ambitionen", sagt Heike Mennecke und kann das akzeptieren. Sie selbst denkt mit 60 Jahren noch lange nicht an den Ruhestand. So schnell werden die Türen des alteingesessenen Salons, der sein ganz eigenes Flair versprüht, also nicht schließen.

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