Verl Geheimtipp: Camper aus ganz Deutschland kommen in den Kreis Gütersloh

Verl. Günter Dusend wischt sich den Schweiß von der Stirn. Das Thermometer zeigt 32 Grad. Der 79-Jährige und seine Frau sind froh, dass sie im Schatten sitzen können. Mit dem Wohnmobil ist dass Paar aus der Nähe von Aachen auf Tour gewesen und nun wieder auf dem Rückweg. In Nienhagen und Detmold haben sie Zwischenstation gemacht und jetzt in Verl. Mit einer speziellen App, die der Rheinländer regelmäßig nutzt, ist er auf den kleinen Campingplatz hinter der Ostwestfalenhalle in Kaunitz aufmerksam geworden. Viele gute Bewertungen hat er dort wahrgenommen, denen er sich ohne Wenn und Aber anschließen wird. &bdquo;Wir werden auch viele Sterne vergeben“, sagt Dusend und seine Frau Helga (84) nickt zustimmend. &bdquo;Für die Lage, für die Ver- und Entsorgungsstation und vor allem für den Platz und die Umgebung.“ Aufenthaltsdauer: bis zu fünf Nächte Zum Einkaufen sei es nicht weit. Viele Bäume spenden Schatten. &bdquo;Das alles sind Gründe, warum wir noch zwei Tage bleiben“, betont das Paar. Klein, aber fein ist er, der Campingplatz am Kaunitzer Ortsrand. Nur sechs Stellplätze für Reisemobile gibt es dort. Die Aufenthaltsdauer beträgt bis zu fünf Nächten. Gisa Celler sitzt vor ihrem Wohnmobil und nutzt die freie Zeit, um zu zeichnen. Die Bäume, die sie im Blick hat, sind das Motiv. Die Neu-Ruheständlerin empfindet es angesichts der hohen Temperaturen als &bdquo;sehr angenehm, dass hier so viele Bäume stehen“. Ihr Mann ist gerade beruflich unterwegs. Lesen Sie auch: Besonderer Stellplatz im Kreis Gütersloh - hier zahlen Camper nichts Noch gebührenfrei &bdquo;Er arbeitet als Dozent im Rathaus, schult die Mitarbeiter im Bauamt“, erzählt Gisa Celler. Sie selbst hat eine kleine Kita geleitet und freut sich jetzt über die gewonnene Zeit als Rentnerin. Zwei Tage bleiben die Wohnmobilisten und haben festgestellt, dass der Platz gerne angefahren wird, &bdquo;wohl auch deshalb, weil er noch gebührenfrei ist“. Seit Corona seien auch insgesamt sehr viel mehr Menschen mit dem Reisemobil unterwegs, hat Gisa Celler wahrgenommen und verweist auf die entsprechend günstige Übernachtungsmöglichkeit. Ein Ehepaar aus Bergkamen hat sein Wohnmobil gerade geparkt und brutzelt nun das panierte Fischfilet auf der kleinen Kochplatte. Der Salat steht bereits auf dem kleinen Tisch vor dem Mobil. &bdquo;Wir sind zum ersten Mal hier“, erzählt der Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte. Auch er ist über die Wohnmobil-App auf den Platz in Kaunitz aufmerksam geworden und kann nach einem ersten Eindruck sagen: &bdquo;Sehr schön angelegt, da gibt es nichts zu meckern.“ Abfalltonne könnte etwas größer sein Nur die Abfalltonne, die könnte seiner Meinung nach etwas größer sein und die Einfahrt zum Platz, die sei &bdquo;etwas verzwickt“, sagt der Mann und schaut etwas ratlos in die Runde. Günter und Helga Dusend haben sich mit App und Navigationssystem gut orientieren können. Beide sind eingefleischte Wohnmobilisten. Seit 17 Jahren, erzählen sie, würden sie der kühlen Jahreszeit entfliehen und die Zeit von Oktober bis April in Spanien verbringen. &bdquo;Dort haben wir schon viele traumhafte Touren gemacht.“ Beide betonen, dass sie &bdquo;fit wie ein Turnschuh“ seien. Mit dem Wohnmobil zu fahren, das mache einfach Spaß, beschreibt Günter Dusend ein Freiheitsgefühl, das sich sofort einstellt. &bdquo;Wenn ich drin sitze, fühle ich mich gleich anders.“ Das Paar kommt aus Eschweiler, einer Stadt, die von der Hochwasserflut stark betroffen war. &bdquo;Ein kleiner Bach hat die ganze Stadt verwüstet“, erzählt Helga Dusend von Bergen von Schutt und unglaublicher Zerstörung. &bdquo;Vieles ist immer noch kaputt.“ Lesen Sie auch: Neues Camping-Paradies im Kreis Gütersloh Der Camping-Markt boomt Die Wohnung der beiden ist nicht betroffen gewesen, aber das gewohnte Kaffeetrinken in der Innenstadt fällt nun erst einmal weg. Nicht zum ersten Mal müssen sich Dusends umorientieren. Ihr schönes Einfamilienhaus, das sie mit viel Eigenleistung errichtet hatten, fiel im Braunkohlegebiet Garzweiler II dem Tageabbau zum Oper. Vorübergehend zogen sie in den Hunsrück, bezogen dort ein 70 Quadratmeter großes Mobilheim, ehe sie in Niederzier neu bauten. Vor drei Jahren haben sie das Haus verkauft und eine stadtnahe Wohnung in Eschweiler in der Nähe der Kinder bezogen. Wenn sie im Wohnmobil unterwegs sind, sind alle Sorgen vergessen. &bdquo;In Deutschland gibt es fast 8.000 solcher Stellplätze“, weiß Günter Dusend. Und: &bdquo;81.000 Neuzulassungen von Reisemobilen hat es im vergangenen Jahr gegeben.“ Der Markt boomt. Dusends suchen gezielt nach kleinen Plätzen, &bdquo;die großen sind nicht unser Ding“, der in Kaunitz genau richtig. Beschwerden wegen Lärm? Der Verler Bürgermeister Michael Esken bestätigt, dass es sich um einen Geheimtipp handelt. Tatsächlich dürfen nur die sechs ausgewiesenen Plätze belegt werden. Ausnahme sei, dass Autofahrer, Camper und Lkw-Fahrer, die übermüdet sind, für eine Nacht auf der angrenzenden Fläche parken dürften. &bdquo;Das soll allerdings nicht mehr werden“, betont Esken. Er verweist auf vier weitere Stellplätze, die just im Zuge der Parkplatzgestaltung am Freibad realisiert werden. Die technische Ausrüstung fehlt noch, das sei aber nur noch eine Frage von Woche. Wohl ab Herbst sollen die Plätze genutzt werden können. Rund um den Campingplatz in Kaunitz hatte es immer mal wieder Beschwerden von Nachbarn wegen Lärm und Schmutz gegeben. &bdquo;In der Zeit, in der wir hier sind, können wir das nicht bestätigen“, sagt Gisa Celler.

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