Verl Anwohner-Protest kommt zu spät - Verl will weiter 101 neue Wohnungen bauen

Verl. Anlieger des Westfalenwegs laufen weiter Sturm gegen das geplante Wohnbauprojekt südlich der TWE-Bahntrasse am Östernweg. In der Einwohnerfragestunde zu Beginn der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Bauen am Donnerstagabend verlas Herbert Kleinhans stellvertretend für die Nachbarn ein fünfseitiges Protestschreiben. Die geplanten 101 Wohnungen auf engstem Raum erinnerten ihn an die Sürenheider Helfgerdsiedlung. Von &bdquo;kasernenartigem Wohnen im Lärmschutzwall“ sprach Kleinhans, von einer &bdquo;renditegesteuerten Maximallösung“ und einem &bdquo;intransparenten“ Verfahren. Allein, der Widerstand kommt zu spät. Der Ausschuss brachte den Beschluss über den vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf den Weg und stimmte mit großer Mehrheit auch dem Durchführungsvertrag zwischen Stadt und Investoren zu. Einzig die Fraktion der Grünen entdeckte 27 Monate, nachdem das große Wohnbauprojekt erstmals öffentlich vorgestellt worden war, Bedenken und stimmte dagegen. &bdquo;Die Grünen fallen um“, bemerkte FWG-Ratsherr Paul Hermreck. Kritik erntete wegen seines Zeitpunkts auch der Protest der Nachbarschaft. Die kündigte einen Bürgerantrag an, um das Vorhaben noch zu stoppen. Ein etwa 200 Meter langer Gebäuderiegel soll entstehen Wie berichtet planen die Investoren Dieter Hanhardt, Walter Henkenjohann sowie Klaus und Bernd Weitzenbürger mit Architekt Eckhart Send auf dem 19.000 Quadratmeter großen Grundstück einen etwa 200 Meter langen Gebäuderiegel aus acht Wohnhäusern mit insgesamt 73 Wohnungen und südlich davon weitere vier Mehrfamilien- sowie Einfamilienhäuser. Die Riegelbebauung mit Flach- und Satteldächern ist zwischen 13 und 17 Meter hoch und dient der Bebauung Richtung Westfalenweg als Lärmschutz. Denn unmittelbar nördlich der Bahnlinie schließt sich Verls einziges Industriegebiet an – mit entsprechenden Lärm- und Staubemissionen. &bdquo;Die dürfen quasi alles, Tag und Nacht“, erklärte der Erste Beigeordnete Thorsten Herbst. Unter anderem an der Riegelbebauung stören sich die Nachbarn. Herbert Kleinhans verglich sie mit &bdquo;Prora“, dem kilometerlangen in den 1930er Jahren errichteten &bdquo;Kraft durch Freude“-Komplex auf der Insel Rügen. Das schalltechnische Gutachten erwecke den Eindruck, vom Investor bestellt zu sein, kritisierte Kleinhans für die Anlieger des Westfalenwegs, von denen ein gutes Dutzend der Sitzung beiwohnte. Alternativen seien im Vorfeld nicht untersucht, sondern stattdessen sei suggeriert worden, es gebe entweder die &bdquo;Maximalversion oder keine Bebauung“. Deshalb spreche &bdquo;vieles dafür, dass der Rat der Stadt Verl bei seinen bisherigen Beschlüssen keine vollständigen Unterlagen zur Verfügung hatte, um sich unabhängig ein Bild zu machen“. Thorsten Herbst weist die Vorwürfe zurück Die Stadt Rheda-Wiedenbrück sei mit dem Bebauungsplanverfahren &bdquo;Am großen Moor“ neben einer viergleisigen Bahnstrecke anders umgegangen. Dort komme man mit zweieinhalbgeschossiger Lärmschutzbebauung zurecht, und es hätten mehrere Planungsvarianten vorgelegen.Herbst wies die Vorwürfe zurück. &bdquo;Sie liegen so viel daneben, weiter kann man nicht daneben liegen.“ Die Pläne würden seit mehr als zwei Jahren öffentlich diskutiert, für Anmerkungen und Kritik hätten sie bereits zweimal öffentlich ausgelegen. Von Intransparenz könne also keine Rede sein. Das Projekt in Verl sei mit dem in Rheda-Wiedenbrück nicht vergleichbar. Dort gehöre das fragliche Grundstück der Stadt, am Östernweg privaten Investoren. Zudem sei der Planungsstand ein anderer. &bdquo;In Rheda-Wiedenbrück ist man erst bei den Skizzen.“ Dass sich die Anlieger mit derartiger Verspätung gegen das Projekt wenden, bedeute für die Investoren, bei einer Ablehnung durch die Politik alle Pläne erneuern zu müssen. &bdquo;Das kostet viel Geld und Zeit.“ Mindestens zehn Sozialwohnungen Nach einer Lösung, an dieser Stelle trotz der Lärmschutzproblematik Wohnraum zu schaffen, werde bereits seit mehr als zehn Jahren gesucht. Stadt und Investor haben sich auf einen Durchführungsvertrag geeinigt. Er regelt unter anderem, dass der Investor innerhalb von einem Jahr vollständige Bauanträge stellen muss und nach deren Genehmigung weitere drei Jahre Zeit hat, die Gebäude zu bauen. Mindestens zehn Wohnungen, gleichmäßig übers Quartier verteilt, müssen der Stadt als Sozialwohnungen zur Verfügung gestellt werden. Die Kommune erhält für die Dauer von 25 Jahren ein Benennungsrecht, kann also Mieter vorschlagen. Außerdem muss der Investor auf eigene Kosten zwei öffentlich zugängliche Spielplätze bauen und auch die Erschließungsstraße, die anschließend in das Eigentum der Stadt übergeht.

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