Kreis Gütersloh Bekannter Autor aus dem Kreis schreibt über Erlebnisse eines Tatortreinigers

Steinhagen. Man muss schon genau hinschauen, um Tarkan Bagci auf dem Cover seines neuen Buches &bdquo;Nach dem Tod komm ich" zu entdecken. Statt dem jungen Ex-Steinhagener zeigt das Foto einen untersetzten Mann im weißen Ganzkörperanzug, der zwischen Reinigungs-Chemikalien und Blutflecken eine Tasse Kaffee trinkt. Es ist Thomas Kundt, Tatortreiniger aus Sachsen. Von ihm handelt der neue Roman. Nur wer genau hinschaut, kann auch den Co-Autor am Mordschauplatz entdecken. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Tarkan Bagci (@tarkanbagci) &bdquo;Thomas erzählt dir, wie man Blut von den Wänden bekommt, und isst noch ein Croissant" Es ist bereits die zweite Veröffentlichung Bagcis in diesem Jahr. Im Februar hatte der 26-Jährige sein Debüt &bdquo;Die Erfindung des Dosenöffners" veröffentlicht. Darin geht es – deutlich beschaulicher – um die vermeintlich heile Welt des Lokaljournalismus. Dank seiner Prominenz aus dem erfolgreichen Podcast &bdquo;Gefühlte Fakten", schaffte es der teils biografische Text, der in Steinhagens fiktionalem Pendant Steinheim angesiedelt ist, sogar kurzzeitig auf die Spiegel-Bestsellerliste. Wie bei seinem Erstling verhalfen Bagci, der in Steinhagen und Bielefeld aufwuchs, neben seinem Talent gute Beziehungen und ein Quäntchen Glück zum literarischen Erfolg. &bdquo;Thomas und ich hatten eigentlich gar keine Verbindung", berichtet der Autor im Gespräch. &bdquo;Mir wird ja schon beim Gedanken an Blut übel." Eine indirekte Verbindung gab es dann aber eben doch: Der Manager, der sich um die mediale Vermarktung des &bdquo;echten Tatortreinigers" kümmert, betreut auch den Podcast von Bagci und seinem Freund Christian Huber. &bdquo;Eines Tages rief der mich an und fragte: Kennst du nicht einen guten Autor, der die Erlebnisse von Thomas Kundt aufschreiben kann?", erzählt der 26-Jährige. Mehr brauchte es nicht: &bdquo;Der Satz hat mich natürlich gekickt! Und dann hat mich mein Ego reingeritten."Als er den Enddreißiger aus Leipzig kennen lernt, ist der Handel perfekt. &bdquo;Es war eine Win-Win-Situation, bei uns hat es sofort gefunkt", sagt Bagci. Ein halbes Jahr lang treffen sich Tatortreiniger und Biograf immer wieder und der eine erzählt dem anderen vom Handwerk. &bdquo;Er hat mir viel von der Arbeit beim ersten Buch abgenommen", berichtet der Ex-Steinhagener. &bdquo;Ich musste mir ja nichts ausdenken. Es ist, als wenn jemand zu Steven Spielberg gekommen wäre und gesagt hätte: Ich hab da so einen Dinosaurier-Freizeitpark. Willst du da nicht mal einen Film drüber machen?" Das eigentliche Schreiben sei dann ein recht einfacher Prozess gewesen. &bdquo;Thomas ist sehr lebensbejahend" Die einzige Schwierigkeit sei gewesen, sich an das morbide Thema zu gewöhnen. Thomas Kundt arbeitete – wie das Buch berichtet – lange als Finanzberater. Erst durch den Kontakt zu einem Polizisten auf einer Party kommt er auf die Idee, sich sein Geld mit dem Tod anderer zu verdienen. Und auch dann noch braucht er einige Zeit, um sich an den Geruch, die Körperflüssigkeiten und die Abgründe zu gewöhnen, die heute sein täglich Brot sind. &bdquo;Thomas ist so ein Typ, der erzählt dir, wie man Blut von den Wänden bekommt oder von einem Wasserschaden durch Leichenflüssigkeit und isst da noch ein Croissant bei, während ich versuche, den Würgereflex zu unterdrücken", berichtet Tarkan Bagci. Eigentlich sei er ja ein ziemliches Weichei, was solche Themen angehe. &bdquo;Deswegen hat mich das Voyeuristische auch gar nicht so gereizt, wie die Geschichte der Menschen dahinter." Morbide Fakten und eklige Tatorte beinhalte das Buch trotzdem – zwangsläufig – zu genüge. &bdquo;Auch wenn man denkt, der muss ja depressiv sein, ist Thomas sehr lebensbejahend", weiß dessen Co-Autor mittlerweile. Denn immerhin habe ihn die Arbeit mit dem Tod aus einen Leben herausgeholt, das er eben nicht leben wollte. &bdquo;Nach dem Tod komm ich" von Thomas Kundt und Tarkan Bagci ist erschienen im dtv-Verlag.

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