Chat mit Betrügern Vorsicht, wenn vermeintliche Tochter schreibt: Neue Whatsapp-Masche im Kreis Gütersloh

Schloß Holte-Stukenbrock. Um 16.29 Uhr meldet das Smartphone von Georg Szczepanski eine neue WhatsApp-Nachricht. Er glaubt, auf der anderen Seite schreibe ihm seine Tochter. Beide chatten; sie schreibt, sie benötige kurzfristig Geld. Er solle ganz schnell handeln und überweisen. Ein Zufall verhindert, dass Georg Szczepanski Opfer einer neuen Betrugsmasche wird. Denn hinter den Nachrichten steckt keineswegs die eigene Tochter. In Wahrheit chattet er mit einem Betrüger. Die Masche ist gerade populär. Georg Szczepanski ist auch einen Tag später noch aufgelöst. Schon oft hat er von Betrugsmaschen wie dem &bdquo;Enkeltrick“ gehört und gelesen und sich stets gewundert, wie Betrüger Erfolg damit haben können. Die aufgetischten Geschichten glaubt doch niemand – davon war er überzeugt. &bdquo;Ich hätte nie gedacht, wie schnell man selbst darauf reinfallen kann“, sagt er jetzt. Es begann mit der besagten WhatsApp-Nachricht. Er hat sie behalten, um sie der Polizei, bei der er Anzeige erstattet hat, und der &bdquo;Neuen Westfälischen“ zu zeigen. Denn er will andere Menschen warnen. Die Originalnachricht mitsamt Fehlern lautet: &bdquo;Hallo Mama/Papa das ist meine Neue Nummer. Mein Handy ist kaputt gegangen. Bitte schreib mir eine Nachricht auf WhatsApp.“ Dazu die neue, fremde Nummer. Verbraucherzentrale rät, sich Sprachnachrichten schicken zu lassen An dieser Stelle sollten Betroffene schon stutzig werden, teilt die Verbraucherzentrale mit. Typisch sei die Kontaktaufnahme ohne Namensnennung und trotzdem in einem privaten Ton. Somit wollen die Betrüger das Vertrauen des Gegenübers erschleichen. Wer kein Kind hat, riecht den Braten oder denkt möglicherweise an eine Verwechselung. Anna und Georg Szczepanski haben Kinder, und deshalb wurden sie erst einmal hellhörig. Sie vermuteten ihre Tochter hinter dem Absender und schrieben zurück, wollten wissen, ob es ihr gut gehe und was los sei. &bdquo;Nicht so gut“, bekamen sie als Antwort. Stress und schlecht geschlafen. So nahm der Chat seinen Lauf. Ein Grund, warum Georg Szczepanski an die Echtheit der Nachrichten glaubte, ist, dass er seine Privatnummer nur an Freunde und Bekannte herausgibt. Doch Daten und Telefonnummern gibt es im Darknet zu kaufen. Sie stammen oft aus Datenlecks bei den Telefonanbietern. Georg Szczepanski hat einen wichtigen Tipp der Verbraucherzentrale beherzigt: Er hat mehrfach versucht, seine vermeintliche Tochter anzurufen. Sich eine Sprachnachricht schicken zu lassen, kann an dieser Stelle ebenfalls helfen. Doch es war immer besetzt. Weil er weiß, dass seine Tochter einen Telefonjob hat und häufig schwierig zu erreichen ist, hielt er auch das für möglich. Aber so ganz wohl war ihm während des Chats nie. &bdquo;Die Nachrichten hatten viele Rechtschreibfehler“, sagt er, &bdquo;das macht sie sonst nicht.“ Anna und Georg Szczepanski erklärten sich das mit der angeblichen Ausnahmesituation. Betrüger suchen auch über andere Wege Kontakt, sagt die Polizei Dann bat der Betrüger um eine möglichst schnelle Geldüberweisung. Am besten als Sofort- oder Echtzeitbuchung. Bis 18 Uhr. Auch das ist typisch für derartige Betrügereien. Alles soll schnell unter Zeitdruck geschehen. Die Höhe der Summe wurde trotz Nachfrage nicht genannt. Georg Szczepanski antwortete, dass er kein Onlinebanking mache und sich sofort ins Auto setzen könne, um Bargeld vorbeizubringen. Die Tochter lebt nicht weit entfernt. &bdquo;Kannst du kommen morgen zur Bank?“, lautete die letzte Nachricht des Tages. Das Ehepaar hat sich Sorgen gemacht. &bdquo;Ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen“, sagt Georg Szczepanski. Der Betrug flog auf, als er am nächsten Morgen seine andere Tochter erreichte und die sagte, dass Szczepanskis Enkelin eine fast gleichlautende Nachricht erhalten habe. Also ging Georg Szczepanski zur Polizei und erstattete Anzeige. Die Täter werden wohl nicht gefasst, aber die Warnung vor diesem Betrug will er öffentlich machen. Er ist Bote bei der "Neuen Westfälischen" und hat die Geschichte bereits an den Haustüren erzählt. Auch, dass die Polizei ihm mitteilte, dass er an diesem Morgen schon der dritte Anzeigenerstatter sei. Die WhatsApp-Betrugsmasche gibt es seit einigen Monaten, teilt die Kreispolizei mit. Nahezu täglich erhält sie eine Vielzahl von Hinweisen von Betroffenen, sagt Sprecher Mark Kohnert. Aber nicht nur der Messenger &bdquo;WhatsApp“ ist betroffen. Kriminelle suchen den Kontakt auch über Plattformen wie Instagram, LinkedIn oder E-Mail. In der Regel werden vierstellige Geldbeträge gefordert. Doch in den meisten Fällen bleibe es beim Versuch, weil die Menschen den Betrug irgendwann durchschauen. Bei der WhatsApp-Masche sollten sich Betroffene wie folgt verhalten, rät die Polizei: &bdquo;Überweisen Sie niemals Geld, wenn Sie von einem angeblichen Angehörigen auf diese Weise angeschrieben werden. Antworten Sie auf diese Nachrichten nicht. Kontaktieren Sie die Person stattdessen unter der Ihnen bekannten Telefonnummer. Ihr Geld sehen Sie ansonsten nie wieder. Warnen Sie Verwandte, Nachbarn und Freunde.“

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