Versöhnung nicht in Sicht Vereine im Kreis Gütersloh zerstritten - jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft

Schloß Holte-Stukenbrock. Der Heimatverein Schloß Holte-Stukenbrock und der Bund der Vertriebenen sind zerstritten. So tief, dass sich mittlerweile die Staatsanwaltschaft mit dem Fall beschäftigt. Eine Versöhnung scheint nicht in Sicht. Aber: Zumindest eine der beiden Konfliktparteien würde die Hilfe eines Vermittlers oder Schiedsmannes annehmen. Auslöser des Streits ist die Räumung der Ostdeutschen Heimatstube. Seit Jahrzehnten ist der Ortsverband des Bundes der Vertriebenen, in der Folge kurz BdV genannt, Mitglied des Heimatvereins und hat 1978 im Heimathaus eine Ostdeutsche Heimatstube eingerichtet. Als Ausdruck der Integration der Vertriebenen. Dort sind unter anderem historische Karten, Fotos und Kunstgegenstände aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ausgestellt – oder vielmehr: waren. Denn die sind nun alle weg. Und der BdV weiß nicht, wo sie geblieben sind, sagt dessen Vorsitzender Hans Lebersorger im Gespräch mit der "NW". Der Vorsitzende des Heimatvereins, Erhard Daudel, der den Fall aufklären könnte, lehnt eine Gesprächsanfrage der Redaktion ab. &bdquo;Das Thema BdV und Ostdeutsche Heimatstube wird von unserer Seite nicht weiter in Öffentlichkeit gebracht. Werde mit Ihnen über dieses Thema nicht sprechen", lässt er schriftlich wissen. Ostdeutsche Heimatstube soll künftig anders genutzt werden Der Streit beginnt mit einem Einschreiben, datiert vom 15. Juli. Es liegt der "NW" vor. Darin teilt Erhard Daudel dem BdV mit, dass der Heimatverein die Ostdeutsche Heimatstube anderweitig nutzen will. Daudel hat bereits im Vorstand des Heimatvereins gewirkt und ist im Sommer einstimmig zum Vorsitzenden gewählt worden. Als Nachfolger für den verstorbenen Klaus Seichter. Als Begründung schreibt Daudel dem BdV, dass sich der Heimatverein nach einem Vorstandsbeschluss künftig mehr um die Heimatgeschichte der näheren Umgebung im Bereich der Senne kümmern und jüngeres Publikum erreichen wolle. Der Verein benötige Platz, um moderne Technik zu installieren und ein Büro einzurichten. Und dafür soll die Ostdeutsche Heimatstube weichen. &bdquo;Einige Exponate und Ausstellungsstücke aus dieser Stube können wir weiterhin in den Ausstellungen der Heimathäuser integrieren. Für bisher ausgestellte Bücher und Bilder ist zukünftig kein Platz mehr vorhanden", schreibt Erhard Daudel. Hans Lebersorger spricht von einem &bdquo;Rausschmiss per Einschreiben". Plötzlich ist der Raum leer Nach Erhalt des Einschreibens habe es ein Telefonat zwischen Lebersorger und Daudel gegeben, schildert Lebersorger. Darin habe Daudel ihm eine Frist bis zum September zugesagt. Doch eine Woche später erfährt Horst Dieter Schmelzer, Lebersorgers Stellvertreter im BdV, dass die Heimatstube entgegen der Absprache und ohne Beteiligung des BdV bereits leergeräumt sei. Lebersorger und Schmelzer fahren sofort zum Heimathaus. Und weil der Raum tatsächlich leer ist, suchen die Männer die Gegenstände im Haus. Sie finden sie nicht – und wenden sich Anfang August an die Zeitung. Das wiederum bezeichnet Erhard Daudel anschließend in einem Brief an Lebersorger als Vertrauensbruch und fordert die Rückgabe des Schlüssels für das Heimathaus. Er setzt eine Frist von einer Woche und droht, bei einer Verspätung die Schlösser der gesamten Schließanlage austauschen zu lassen. Auf Rechnung des BdV. Auch dieses Schreiben liegt der "NW" vor. Angesichts der drohenden Kosten kommt der BdV der Forderung nach und sucht parallel dazu ein Gespräch mit dem Bürgermeister. Hubert Erichlandwehr bietet eine Vermittlung an. Die würde der BdV gern annehmen – oder auch ein Gespräch mit Schiedsmann Hans Schäfer. Drei Gründe werden für den Ärger angeführt Doch inzwischen eskaliert der Streit. Hans Lebersorger wendet sich noch einmal schriftlich an Erhard Daudel und teilt ihm mit: &bdquo;Einzelne Stücke stellen einen sehr hohen ideellen Wert dar und waren zu einem Teil uns nur als Leihgaben übergeben." Weil Erhard Daudel trotzdem zum Verbleib der Stücke schweigt, zeigt Hans Lebersorger ihn an. Wegen Hausfriedensbruch, Diebstahl und Sachbeschädigung. Die Polizei hat den Fall an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Der BdV hat die Mitgliedschaft im Heimatverein beendet. Laut Schmelzer und Lebersorger sollen auch weitere Personen aus Protest ihre Mitgliedschaft im Heimatverein schon aufgekündigt haben. Lebersorger und Schmelzer sind enttäuscht und verärgert. Aus drei Gründen: Erstens, weil mit ihnen nicht über eine einvernehmliche Lösung gesprochen worden sei. Zweitens, sie wären gern am Ausräumen der Gegenstände beteiligt gewesen. Drittens, sie wissen immer noch nicht, wo sich die Gegenstände befinden.

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