Schloß Holte-Stukenbrock Auto-Kaufhaus im Kreis Gütersloh lockt sogar Kunden aus Afrika und Asien

Schloß Holte-Stukenbrock. Eine Szene aus dem Supermarkt: Der Kunde greift nach einem Einkaufswagen, rollt sein Gefährt langsam entlang der Regale. Er nimmt ein Teil heraus, prüft es, legt es behutsam in seinen Wagen. Er fährt dann entlang an großen Boxen, wirft einen Blick hinein und wählt ein weiteres Objekt. Nun gehts zu Kasse. Die Kassiererin scannt den Barcode, der Kunde zahlt, packt alles zusammen und fährt nach Hause. Ein vertrauter Ablauf. Doch in diesem speziellen Supermarkt an der Helleforthstraße in SHS erwirbt der Käufer nicht Obst, Gemüse oder Joghurt, sondern gebrauchte Lichtmaschinen, Stoßdämpfer oder Rückfahrleuchten. Manchmal auch ganze Gebrauchtautos. Da ist dann allerdings ein größerer Transportwagen gefragt. Oder aber das neugekaufte Altauto rollt auf den eigenen vier Rädern vorbei an der Supermarktkasse von &bdquo;Autoverwertung Kerstingjohänner“. &bdquo;Wir verkaufen unsere Produkte wie in einem großen Kaufhaus“, sagt Geschäftsführer Thomas Kertingjohänner. &bdquo;Die Autoteile sind sortiert und übersichtlich an diversen Plätzen und in Regalen gelagert.“ Der Kunde bekommt am Eingang einen Plan, eine Art persönlichen Einkaufszettel zur Orientierung. Dort kann er erkennen, wo seine gewünschten Artikel liegen und auch welcher Mitarbeiter ihm vor Ort helfen kann. Um den Einkauf zu vereinfachen, nutzen viele Interessenten bereits zuvor die Möglichkeit, sich Online über ihre gewünschten Ersatzteile zu informieren und sie zum großen Teil auch vorzubestellen. Vater Kurt gründet den Betrieb vor fünf Jahrzehnten Thomas Kerstingjohänner ist in dem Betrieb aufgewachsen, den sein Vater Kurt vor fünf Jahrzehnten gründete. &bdquo;Es war die Do-it-yourself-Bewegung in den 70er und 80er Jahren, die das Geschäft mit gebrauchten Autoteilen beflügelt hat“, so erinnert er sich an die frühen Unternehmensjahre. Doch es ist wohl seiner Professionalität zu verdanken, dass das heutige Unternehmen so viel Systematik, Übersichtlichkeit und offenkundige Sauberkeit verströmt. &bdquo;Damals ging es dem Kunden darum, das Leben seines Autos mit einem gebrauchten Ersatzteil zu verlängern“, meint er. Aus heutiger Sicht scheint es jedoch – auch ökologisch betrachtet – ein vernünftiger Weg zu sein, wenn man funktionierende Autoteile über das Betriebsende eines Fahrzeugs hinaus verwendet. Lesen Sie auch:Fernsehteam dreht bei Autoverwerter in Schloß Holte-Stukenbrock TÜV-Experten prüfen regelmäßig Kreislaufwirtschaft ist der moderne Begriff dafür. Erst wenn alle verwertbaren Elemente ausgebaut sind, wenn die gesamten Betriebsstoffe abgesaugt und dem Recycling zugeführt wurden, wandert das Restauto in die große Hydraulikpresse, um dort als Metallschrott auf eine Höhe von etwa 50 Zentimetern zusammengedrückt und später eingeschmolzen zu werden. Regelmäßig lässt Kerstingjohänner seinen Entsorgungsbetrieb durch die TÜV-Experten überprüfen und erlangt auf diese Weise die Zertifizierung, die den Kunden die nötige Sicherheit beim Autoteilekauf vermittelt. 4.000 Autos pro Jahr im Wareneingang Um die 4.000 Autos verzeichnet Kerstingjohänners Wareneingang alljährlich. Pandemiebedingt ging die Zahl angelieferten Fahrzeuge in den vergangenen Jahren ein wenig zurück. Der Grund: Viele Verbraucher konnten sich keinen Neuwagen anschaffen, da dieser einfach nicht verfügbar war. &bdquo;Also fuhren sie ihr altes Auto länger und schoben ihre Neuinvestition noch ein wenig hinaus“, erklärt Thomas Kerstingjohänner. Der Chipmangel, die gestörten Lieferketten waren Schuld daran, dass viele Gebrauchtwagen nicht in sein Autoverwertungssystem kamen. Aktueller Trend erkennbar Die Situation auf dem Automarkt normalisiert sich jedoch allmählich wieder. Ein neuer Trend ist allerdings erkennbar, den der Geschäftsführer mit großer Aufmerksamkeit beobachtet, die E-Mobilität. &bdquo;Die Antriebsart Elektrizität stellt ganz neue Anforderungen an die Entsorgung und Verwertung“, sagt Kerstingjohänner. Die großen Batterien, die in modernen Fahrzeugen eingebaut sind, gelten bei Ausbau und Lagerung als Risikofaktoren. Die neuen Vorschriften bedeuten deshalb für ihn den Umbau von Teilen seiner Betriebsgebäude und spezielle neue Sicherheitsbereiche. Dann sind auch Schulungsveranstaltungen vorgesehen, um den gefahrlosen Umgang mit E-Autos zu trainieren. Doch aktuell sind erst wenige E-Fahrzeuge eingegangen, die noch extern erledigt werden. E-Mobilität sei für die ganze Entsorgungsbranche ein völlig neues Thema, sagt er. Aktuell ist eine kleine Delegation aus Nigeria da Noch hat sein Unternehmen einige Jahre Zeit, sich auf die komplette Umstellung vorzubereiten. Bis dahin beschäftigen ihn auch viele internationale Kunden, die online oder durch Mundpropaganda von seinem Betrieb in Schloß Holte-Stukenbrock erfahren haben. &bdquo;Zumeist sind es jedoch langjährige Geschäftsbeziehungen, die im Laufe der Jahrzehnte gewachsen sind“, meint er. Soeben ist wieder eine kleine Delegation aus Nigeria bei ihm, die ihre lange Einkaufsliste abarbeitet. Aber auch andere Dritte-Welt-Länder sind dabei. &bdquo;Ghana, Tadschikistan und vor längerem sogar Mexiko waren Abnehmerländer für unsere Produkte“, sagt der Geschäftsführer. 15 Mitarbeiter 15 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen heute. Viele sind schon seit langem im Betrieb tätig. &bdquo;Gerade in diesen Tagen feiert unser Mitarbeiter Rolf Busche sein 40jähriges Arbeitsjubiläum“, sagt Thomas Kerstingjohänner fröhlich. Es mache ihn stolz, dass ein so guter Geist in der Belegschaft herrsche und einige Beschäftigte bereits von seinem Vater eingestellt wurden.

Mehr zum Thema