Schloß Holte-Stukenbrock Erfolgsstück bei Tiffany: Aus Bastelshop wird Marktführer in Europa

Schloß Holte-Stukenbrock. Glück und Glas, so heißt es allgemein, seien sehr zerbrechliche Güter. Aber beides zusammen hat sich als sehr haltbar erwiesen, seit das Unternehmen &bdquo;Tiffany Glaskunst“ vor nunmehr 40 Jahren aus der Taufe gehoben wurde. Drei junge Studenten starteten seinerzeit mit einem Bastelshop für Glasarbeiten in der Bielefelder Arndtstraße. Es wurde ein Erfolgsstück daraus. Heute gilt TGK an der Hellefortstraße in SHS als europäischer Marktführer beim Vertrieb von farbigem Glas. &bdquo;Basteln mit Glas war damals sehr populär“, beschreibt Friedrich Frisch, einer der Gründer des Unternehmens, die Anfangszeit 1982. &bdquo;Volkshochschulkurse zur Herstellung von Tiffany-Objekten waren der Renner. Wir haben auch Kurse gegeben und in einem kleinen Laden das Bastelmaterial vertrieben.“ Das Gründerteam bestand neben ihm aus seiner heutigen Frau Marita Witte und Wilhelm Gunkel. Der Basteltrend beförderte den Absatz von buntem Glas, von Lötzinn, Dekorationsartikeln und Handwerkszeug aller Art. Spielwarenmesse in Nürnberg und Glasmesse in Mailand Das Team legte sich einen gebrauchten Lastwagen zu, begann farbiges Glas zu importieren, entwickelte sich mehr und mehr zum Wiederverkäufer. Man lieferte seine Glasscheiben an weitere kleine Geschäfte bundesweit. Und obwohl das Tiffany-Team nunmehr als professionelles Handelsunternehmen mit einer strukturierten Organisation auftrat, fühlten sich die Gründer offenbar immer noch als Pioniere. Friedrich Frisch sagt lächelnd: &bdquo;Wir galten ja lange als Turnschuhkaufleute, waren aber auf der Spielwarenmesse in Nürnberg ebenso vertreten wie auf der Glasmesse in Mailand.“ Die positive Entwicklung des Geschäfts erforderte bald den ersten festangestellten Mitarbeiter. Und auch die Gesellschaftsform änderte sich: Tiffany Glaskunst GmbH hieß die Firma seit Ende der 80er Jahre. Ein weiterer Wachstumsschritt auf dem Glasmarkt erfolgte im Jahre 1990. &bdquo;Auch das neuere Ladengeschäft an der Breiten Straße in Bielefeld wurde mittlerweile zu klein, alle Ausstellungs- und Lagermöglichkeiten waren ausgeschöpft“, sagt Friedrich Frisch rückblickend. Auf der Suche nach Expansionsmöglichkeiten kam man recht bald zu dem Schluss, das ganze Geschäft nach Schloß Holte-Stukenbrock zu verlagern. Auf dem Gelände des Holter Offsetdrucks von Frischs Schwiegervater an der Helleforthstraße entstand ein neues Hallengebäude – Lager, Ausstellung und Büros auf einer hektargroßen Fläche. Schnell hatte man im Vergleich zum Wettbewerb die sprichwörtliche Nase vorn. In den neuen Geschäftsräumen fanden nunmehr Seminare und Kurse statt: die Technik des Glasverschmelzens, des Sandstrahlens oder aber des Glasblasens. Das Profi-Segment löst den Freizeitbastler immer mehr ab Und eine Firmenübernahme stand an. Ein italienischer Produzent für Glasschmelzöfen wurde ins Unternehmen integriert. &bdquo;Die Glasverschmelzungstechnik, also das künstlerische Verbinden von mehreren Glasarten, setzte sich im Hobbybereich immer mehr durch“, erzählt der Firmenchef. Doch im Laufe der Zeit ebbte die Hobbywelle in der Glaskunst ab. Zudem erschwerten Billigimporte aus China Anfang dieses Jahrhunderts auch beim Zubehör das Geschäft. Das bedeutete einen Strategiewechsel im Schloß Holter Familienunternehmen. Also den verstärkten Ausbau des Geschäfts als Großhändler und damit die Hinwendung zum professionellen Bereich. &bdquo;Das Profi-Segment, also der typische Glaser, hat den Freizeitbastler immer mehr abgelöst“, berichtet Kolja Frisch, der Vertreter der zweiten Generation. Im Jahre 2016 stieg er ins Geschäft ein. Vor einem Jahr wurde er zum Geschäftsführer berufen. "Wir verkaufen das Glas an Leute, die damit etwas Neues produzieren" Derzeit läuft 90 Prozent des Umsatzes im Großhandelsbereich mit farbigem Glas. &bdquo;Wir verkaufen das Glas an Leute, die damit etwas Neues produzieren“, fasst Kolja Frisch das aktuelle Geschäft zusammen. Das sind Händler, Glasstudios oder Handwerksbetriebe in ganz Europa. Die wiederum stellen daraus Kirchenfenster, bunte Glasfassaden, modische Glastüren oder aber Wandbilder sowie Glasschmuck her. &bdquo;Überall wird das von uns gelieferte Farbglas eingesetzt“, erläutert Frisch – wo genau, das sei meistens schwer nachzuverfolgen. Doch das Material aus SHS dürfte weltweit verwendet werden. &bdquo;Wir wissen, dass unser Glas in U-Bahnhöfen in Taiwan ebenso verbaut wurde wie im Casino von Monaco“, zählt Juniorchef Kolja Frisch auf. Etwa 30 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen in unseren Tagen, und die Geschäftszahlen weisen eine solide Aufwärtsentwicklung auf. Knapp zehn Millionen Euro Umsatz bilanziert TGK jährlich. Die Corona-Pandemie hat auch den Hobbybereich wieder stärker in den Vordergrund gerückt. &bdquo;Wir erleben derzeit eine Renaissance des Bastelns“, sagt Kolja Frisch. Das Thema Digitalisierung steht – wie auch andernorts – ganz oben auf der Agenda. Schließlich lagern in den großen Hallen des Unternehmens mehr als 12.000 Artikel, die ein modernes Einkaufs- und Vertriebssystem erfordern. Doch ein aktueller Trend bereitet den Firmenverantwortlichen seit einiger Zeit Sorgen: Die Energieform Gas ist extrem wichtig, um farbiges Glas zu produzieren und weiter zu verarbeiten. Und da verheißen die gegenwärtigen Nachrichten nichts Gutes.

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