Schloß Holte-Stukenbrock Mann aus SHS erlebt totales Ticket-Chaos bei der Bahn

Schloß Holte-Stukenbrock. Die beiden OWL-Oberzentren Bielefeld und Paderborn sind von Schloß Holte-Stukenbrock aus gut mit der Sennebahn zu erreichen. Allerdings liegt die Stadt genau an der Grenze zweier Tarifregionen – Teuto OWL, in dem SHS liegt, und Hochstift. Wer häufiger bahnfahren will und eine günstigere Lösung als das Einzelticket sucht, der findet zwar ein vielfältiges Angebot. Aber selbst Fachleute benötigen einige Zeit, um das individuell passende Ticket herauszusuchen. Das soll in Zukunft besser werden, verspricht ein Verkehrsverbund. Ein Senior aus SHS hat sich selbst auf die Suche gemacht und ist auf ein nahezu unübersichtliches Tarifgeflecht gestoßen. Mittlerweile gibt es auch einen E-Tarif für das Smartphone, der verspricht, einfacher und preiswerter zu sein. Ist er tatsächlich eine Alternative für Menschen in SHS?Mehrfach im Monat von SHS nach Paderborn Der Senior aus Schloß Holte-Stukenbrock muss acht- bis neunmal im Monat nach Paderborn fahren und hat sich aus mehreren Gründen dazu entschieden, sein Auto stehen zu lassen und stattdessen die Sennebahn zu nehmen. Die Spritpreise steigen, die Parkplatzsituation in größeren Städten wie Bielefeld und Paderborn findet er &bdquo;immer schlechter“, und durch viele Baustellen &bdquo;wird der Verkehr gefühlt immer dichter“. Und nicht zuletzt: der Umwelt zuliebe. Man kann es ja mal versuchen, sagte er sich. Zumal er sowohl in Schloß Holte-Stukenbrock als auch in Paderborn die Haltestellen gut zu Fuß erreicht. Bis hierhin und nicht weiter Ein Seniorenticket war seine erste Wahl. Gut: Beide Nahverkehrsverbünde bieten ein Ü60-Ticket an. Schlecht: Sie gelten jeweils nur im eigenen Verkehrsgebiet. Der Senior könnte mit dem Teuto-OWL-Ticket nach Gütersloh, Detmold, Herford und Minden fahren – nicht aber nach Paderborn und Höxter. Bielefeld hat ein eigenes Seniorenangebot, das ausschließlich in Bielefeld gilt.Das Seniorenticket für das gesamte Hochstift-Netz kostet 43,50 Euro im Monat. Für den Senior ein akzeptables Angebot. Aber: Damit kommt er nur von Paderborn bis nach Hövelriege. Er könnte mit dem Auto zum Bahnhof Hövelriege fahren, sagt sich aber, wenn er schon einmal im Auto sitzt, fährt er auch weiter.Die Alternative wäre ein Anschlussticket – das es nur für Zeitkarteninhaber gibt – von Hövelriege nach SHS für 2,50 Euro pro Fahrt. Bei angenommenen acht bis neun im Monat nach Paderborn, wären das dann zusätzlich zum Grundticket 40 bis 45 Euro (Hin und Rück) obendrauf. Eine Beraterin des Verkehrsverbundes Paderborn / Höxter (vph) hat ihm daher zum Westfalenticket für Senioren geraten. Das ist mit 92,10 Euro im Monat zwar noch ein paar Euro teurer."Wir wissen das und arbeiten dran" Dafür darf der Senior aber im gesamten Westfalentarifgebiet fahren, also auch nach Münster, Dortmund und Siegen. Der Westfalentarif ist ein erster Versuch, das Angebot mehrerer Verkehrsverbünde zu vereinheitlichen. Er existiert seit dem 1. August 2017. Eingebunden sind die Teilräume Münsterland, Ruhr-Lippe, Westfalen-Süd, Hochstift und Teuto OWL (ehemals &bdquo;Der Sechser“). Vph-Geschäftsführer Udo Wiemann kennt der Vorwurf des Tarifdickichts und hält ihn für zutreffend. &bdquo;Wir wissen das und arbeiten dran“, sagt er. Der Westfalentarif sei noch recht jung. Damit sei schon ein großer Schritt für die Vereinfachung der Tarife gelungen, dennoch müssen die Angebote der fünf Teilgebiete noch durchgängiger werden, findet er. Orte wie SHS, die genau an einer Gebietsgrenze liegen, haben schlichtweg Pech. Das soll aber nicht so bleiben.Lesen Sie auch: 3G-Kontrolle in Bus und Bahn? "Das ist nicht unsere Aufgabe" So viel kostet der E-Tarif Oben auf der Reformliste stehen die sogenannten Flat-ratetarife der einzelnen Räume wie Funtickets, Azubitickets – und die Seniorentickets. Die gilt es zu vereinheitlichen. &bdquo;Das ist das strategische Ziel.“ Im nächsten Jahr wollen die Verkehrsverbünde weitere Verbesserungen bekanntgeben, das ist Wiemanns Hoffnung. Das Hauptproblem sieht er darin, dass alte bestehende Ticketangebote grenzübergreifend zusammengeführt werden müssen. Dass das Bahnfahren dadurch günstiger wird, damit rechnet Udo Wiemann nicht. &bdquo;ÖPNV ist ein teures Geschäft. Die Einnahmen aus den Fahrkarten sind ein wichtiges Standbein.“ Grenzen von Verkehrsverbünden will der neue E-Tarif in NRW, eezy.nrw, überwinden.Er ist seit Anfang Dezember buchbar. &bdquo;Alles wird leichter“, lautet der Werbeslogan. Und günstiger? Die Idee bei eezy.nrw ist, dass die Fahrgäste keine Tarife vergleichen müssen, sondern ihre Fahrt per Smartphone-App buchen können.Abgerechnet wird nur die tatsächliche Distanz vom Abfahrts- zum Ankunftsort. Nach Luftlinie, also die kürzeste Entfernung. Das hört sich an, als könne der Kunde damit viel Geld sparen, wenn die Bahnstrecke Schleifen fährt. Der Preis setzt sich aus einem festen Grundpreis pro Fahrt plus einem Arbeitspreis pro angefangenem Luftlinienkilometer zusammen.Tickets für Schnellentschlossene Im Westfalentarif beträgt der Grundpreis 1,40 Euro plus 27 Cent pro angefangenem Luftlinienkilometer. Auf der Internetseite gibt es einen Preisrechner. Demnach kostet die Fahrt nach Paderborn Hbf 7,88 Euro und liegt damit über dem normalen Fahrpreis von 7,40 Euro. Auch nach Bielefeld ist das herkömmliche Ticket die günstigere Variante: 5,10 Euro statt 5,45 Euro mit dem eezy-Tarif.&bdquo;Der E-Tarif hat nicht den Anspruch, günstiger zu sein, auch wenn die Kampagne den Anschein macht“, findet Udo Wiemann deutliche Worte. Der E-Tarif sei eher etwas für Fahrgäste, die sich nicht lange mit Tarifen beschäftigen, sondern einfach einsteigen und losfahren möchten. Für Gelegenheitsfahrer seien momentan Vierertickets oder Anschlusstickets (für Zeitkarteninhaber) wahrscheinlich die beste Wahl. Der Senior aus Schloß Holte-Stukenbrock hat das Westfalenticket für Senioren gekauft; er will sich sogar ein Klapprad zulegen und mit dem Zug weitere Strecken ausprobieren. Auch wenn seine Frau seinen neuen Bahn-Enthusiasmus noch nicht so ganz teilen will.

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