Schloß Holte-Stukenbrock Schulschließungen wegen Corona: Folgen werden jetzt spürbar

Schloß Holte-Stukenbrock. Oft zeigt erst der Verlust, wie wichtig etwas war und ist. Zwar ist die Corona-Pandemie längst noch nicht vorbei, aber das Lernen auf Distanz macht jetzt im Regelunterricht Lücken sichtbar. Dabei geht es nicht um Lernrückstände, sondern um Verhaltensweisen. Wie es ist und was es bedeutet, Teil einer Gemeinschaft zu sein, haben offenbar einige Kinder und Jugendliche schlichtweg verlernt. Und das muss neu antrainiert werden. Gesamtschulleiterin Daniela Hartmann spricht von Beobachtungen, die im Grunde alle Schulen machen. In den Klassen und auf den Schulhöfen machen Alltagskonflikte die Runde, die es vor der Pandemie so nicht gegeben hat. Pädagogen und Sozialarbeiter schildern reduzierte Rücksichtnahme und Empathiefähigkeit als Folge der sozialen Einschränkungen. Dazu erhöhtes Aggressionspotential und eskalierende Tendenzen. Natürlich gelte das nicht pauschal für alle Schüler, schränkt Daniela Hartmann ein, aber es sei deutlich spürbar. Schulsozialarbeiterin Cordula Gnegel (zuständig für die Klassen ab 8) beschreibt, dass manche Schüler regelrecht Angst vor anderen haben. Sie sieht den Grund darin, dass die Schüler über einen langen Zeitraum keine oder kaum Verabredungen hatten. Der starke soziale Rückzug habe dazu geführt, dass Kinder und Jugendliche jetzt mit den vielen Kontakten in der Schule überfordert seien. Besonders spürbar sei es in Familien, in denen es an Unterstützung der Kinder sowieso schon mangelt. "Manche Kinder haben sich total abgekapselt" &bdquo;Manche Kinder haben sich total abgekapselt", sagt Daniela Hartmann. Schulsozialarbeiterin Larissa Doussier (zuständig für die Klassen 5 bis 7) ergänzt, dass die Isolation schon an kleinen Auffälligkeiten bemerkbar sei. Manche Schüler vermeiden Blickkontakte, andere sehen in der Maske nicht nur einen Schutz vor Corona, sie lassen sie auch draußen, wenn kaum jemand um sie herum ist, vor dem Gesicht. Mitschuld sei eine &bdquo;ständige Verunsicherung", sagt Cordula Gnegel. Unklar ist, was gelte und wie ich mich verhalten solle. Die Folge ist, dass die Schüler Gemeinschaft erst wieder lernen müssen. Und weil es noch zu wenige Aktionen im Klassenverband, wie zum Beispiel Ausflüge, gibt, kommen nun Deeskalations- und Sozialkompetenztrainer an die Schulen. Zwei Milliarden Euro ist es dem Bund wert, Kinder und Jugendliche auf dem Weg zurück in ein unbeschwertes Aufwachsen zu begleiten und sie beim Aufholen von Lernrückständen zu unterstützen. Das Geld sei gut angelegt, finden Pädagoginnen und Schulsozialarbeiterinnen der Gesamtschule. &bdquo;Aufholen nach Corona" heißt das Aktionsprogramm, auch wenn die Gesellschaft noch mitten in der Pandemie steckt. Die Schulsozialarbeiterinnen haben Mitte September erfahren, dass sie externe Trainer beauftragen dürfen und einen Teil des Geldes noch 2021 abrufen müssen. &bdquo;Wir sind froh, dass wir gute Trainer gefunden haben, denn plötzlich wollten alle Schulen kurzfristig Trainer buchen", sagt Cordula Gnegel. Die finanzielle Abwicklung hat die Jugendhilfe des Kreises bewerkstelligt. "Es mangelt an Zusammenhalt" Bei den 5er und 6er Klassen geht es in je zwei Schultagen in erster Linie um Erlebnispädagogik, Spiele mit Bewegung und gegenseitiger Hilfestellung. Konfliktlösung durch Deeskalation. &bdquo;Es mangelt in den Klassen an Zusammenhalt und einem Wir-Gefühl", sagt Larissa Doussier. &bdquo;Die Identität mit der eigenen Schule fehlt." Die Älteren in der 9 und 10 reden. Über Demokratie und Werte. Wer viel Zeit in sozialen Medien verbringt oder fast nur mit Gleichgesinnten, der verliert den Blick dafür, wie man mit anderen Meinungen oder Denkansätzen umgeht, schildert Trainer Sascha Schmittutz. Seit 20 Jahren macht er diesen Job. Auffallend ist, dass Kinder und Jugendliche in der Coronazeit zu stark auf das reine Schülersein reduziert werden. Hobbys oder Ehrenamt, das komme als Wesensteil zu kurz. &bdquo;Das Curriculum ist nicht alles, die Schüler müssen auch im Leben klarkommen." Und natürlich bildet die Schülerschaft die Gesellschaft ab, einige haben krude Vorstellungen von der Pandemie und äußern die auch. &bdquo;Es dann geht um die Frage, wie man miteinander umgeht", sagt Sascha Schmittutz. Schulleiterin Daniela Hartmann findet solche Klassenprojekte &bdquo;immer sinnvoll", sie sind leider ohne Förderung kaum bezahlbar. Für die Oberstufe wird es kurzfristig, für die Jahrgangsstufen 7 und 8 im kommenden Jahr ebenfalls Angebote geben.

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