Vorsichtsmaßnahme Bankkunden entrüstet: In dieser Altstadt im Kreis Gütersloh gibt es kein Bargeld mehr

Rietberg. In den vergangenen Wochen und Monaten hat es im Kreis Gütersloh immer wieder Geldautomatensprengungen gegeben. Die Sparkasse Gütersloh-Rietberg-Versmold blieb bislang verschont. Trotzdem hat sie vor einer Woche den Geldautomaten aus dem Foyer der alten Sparkasse an der Rathausstraße 36 – heute Verwaltungsgebäude der Stadt Rietberg – entfernt. Wer Bargeld benötigt, muss sich ab jetzt in der Geschäftsstelle an der Bahnhofstraße 39 versorgen, die allerdings von Mitternacht bis 5.30 Uhr dicht ist. &bdquo;Bei einer möglichen Sprengung droht das ganze Gebäude derartig Schaden zu nehmen, dass die Folgen unabsehbar sind. Mit dem Abbau des Automaten ziehen wir die Konsequenzen aus der Entwicklung der vergangenen Monate“, gab der Sparkassenvorstand wenige Tage vorher bekannt. Gerd Muhle, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rietberger Rat, hält diese Begründung für vorgeschoben und ärgert sich, dass den Bürgern mit diesem Schritt die Möglichkeit genommen worden sei, sich in der historischen Altstadt mit Bargeld zu versorgen. Entrüstet über diese Einschränkung sind auch 28 kfd-Frauen, die sich zusammengetan haben und ihren Protest in Form eines an die Sparkasse und die Stadt adressierten Petitionsschreibens zum Ausdruck bringen. Sie fordern die Sicherstellung einer zentrumsnahen Versorgung mit Bargeld und einen alternativen Standort für einen Geldautomaten. Kein Mitspracherecht bei Bereitstellung von Automaten Und wie wird die Stadt auf die im Rathaus eingereichte Petition reagieren? &bdquo;Losgelöst von der Petition habe ich die Sparkasse um Stellungnahme gebeten. Ich stehe auch in persönlichem Kontakt. Die Suche nach einem Alternativstandort wird auf Wunsch von uns begleitet. Klar ist aber, dass eine Stadtverwaltung kein Mitspracherecht hat, wenn es um die Frage geht, ob und wie viele Geldautomaten die Sparkasse bereitstellt“, teilt Bürgermeister Andreas Sunder auf Nachfrage der "NW" mit. Er selbst sei erst einige Tage vor der Außerbetriebnahme des Geldautomaten über die Abbaupläne in Kenntnis gesetzt worden. &bdquo;Ebenso waren einige Mitglieder des Verwaltungsrats informiert“, so Sunder. Grundsätzlich sei ihm die Versorgung mit Bargeld in Wohnortnähe immer wichtig. Insbesondere für ältere Menschen. In diesem Fall sei die kurzfristige Abwägung der Sparkasse zwischen Bargeldversorgung und Sicherheit für ihn nachvollziehbar gewesen. &bdquo;Es gab erhebliche Sicherheitsbedenken, weil innerhalb kürzester Zeit allein im Kreis Gütersloh fünf Automaten gesprengt worden sind – weitere im Umfeld“, erklärt der Bürgermeister. &bdquo;Natürlich würde ich es befürworten, einen anderen Standort zu etablieren. Das ist aber Aufgabe der Sparkasse und nicht der Kommune.“ Eine gemeinsame Suche nach einer Alternative im Vorfeld habe es nicht gegeben. Sunder: &bdquo;Wir würden der Sparkasse aber auf Wunsch behilflich sein bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück.“ Enttäuschung bei vielen Sparkassenkunden Viele Sparkassenkunden sind enttäuscht, dass die Bank ihre Serviceleistungen immer weiter zurückfährt. Eineinhalb Jahre nach der Fusion der bis Ende 2016 eigenständigen Sparkasse Rietberg mit der Sparkasse Gütersloh gingen in der Geschäftsstelle in Bokel für immer die Lichter aus. Im Sommer 2019 dann wurden auch die Niederlassungen in Westerwiehe und Varensell geschlossen und die Öffnungszeiten in den Filialen Neuenkirchen und Mastholte deutlich reduziert. Als Anfang 2022 die nächste Fusion mit der Stadtsparkasse Versmold anstand, gab Gerd Muhle im zuständigen Fachausschuss zu bedenken, dass die Sparkasse, die eigentlich nach dem Gemeinwohlprinzip arbeite, älteren Bürgern, die mit Onlinebanking nichts am Hut haben, die Chance nehme, ihre Bankgeschäfte vor Ort zu erledigen. Muhle: &bdquo;Uns geht das alles zu sehr in Richtung Privatisierung und Kommerzialisierung.“ Auch Manfred Niewiarra (FDP) zeigte wenig Bereitschaft, &bdquo;mit einer Maschine zu arbeiten und der Bank die Tätigkeit abzunehmen, für die ich sie bezahle“. Wenzel Schwienheer (CDU) befürchtete: &bdquo;Je größer die Bank, umso weiter weg ist sie vom Kunden. Ich werbe deshalb dafür, die Bindung zu halten.“ Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Kay Klingensieck räumte ein, dass die Schließungen von Geschäftsstellen schmerzhaft gewesen seien. Das hänge aber nicht mit der Fusion zusammen, sondern sei ein betriebswirtschaftliches Phänomen.

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