Wer zahlt das Defizit? Weniger Grabstellen auf Friedhöfen verkauft: Mehr als 100.000 Euro Verlust

Rietberg. Zum 1. Januar 2020 hat die Stadt die Aufgaben des Bestattungswesens für die Friedhöfe in Rietberg und Bokel übernommen. Nach der jetzt vorgelegten Betriebsabrechnung schließt die Friedhofsverwaltung das Wirtschaftsjahr 2021 mit einer Unterdeckung von 102.747 Euro ab – gegenüber 138.670 Euro in 2020. Das Defizit kann durch den allgemeinen Haushalt getragen oder in den Folgejahren auf die Gebührenzahler umgelegt werden. Die Entscheidung ist jetzt gefallen. Der Rat hat einhellig für die erstgenannte Option votiert. Das veranschlagte Gebührenaufkommen der Friedhöfe, die nach dem Kommunalabgabengesetz NRW als kostenrechnende öffentliche Einrichtung der Stadt Rietberg geführt werden, wird je nach Benutzung und Inanspruchnahme der unterschiedlichen Leistungen kalkuliert und nach dem Kostendeckungsgebot erhoben. Die Stadt unterscheidet dabei zwischen Grabnutzungsgebühren, Bestattungsgebühren für die Dienstleistungen der Bestattung einschließlich der Grabbereitung und Einebnung, Gebühren für die Benutzung der Friedhofskapelle und Leichenkammer, Gebühren für die Rückgabe von Gräbern sowie Verwaltungsgebühren für die Genehmigung und Prüfung neuer Grabmale. Grabnutzungsgebühren Allein bei den Grabnutzungsgebühren beträgt die Unterdeckung 64.711,12 Euro. Die Verwaltung führt das Minus auf die hohen Abweichungen bei den verkauften und verlängerten Mengen der Grabstellen zurück, die anhand vorhandener Daten der Vergangenheit geschätzt worden seien. Die größten Mengendifferenzen sind bei den Urnenwahlgrabstätten und Erdwahlgrabstätten feststellbar. In 2021 wurden statt kalkuliert 20,25 nur 11,25 Erdwahlgrabstellen und statt 16,75 nur 8,75 Urnenwahlgrabstellen verkauft. Die Verlängerungen von Erdwahlgrabstätten fielen mit 1.002 gegenüber geplant 1.457 ebenfalls deutlich geringer aus. Im Jahr 2021 wurden mit 48,21 insgesamt 15,79 Grabstellen weniger verkauft, als noch 2020. Bestattungsgebühren Die Unterdeckung im Bereich der Bestattungsgebühr beläuft sich auf 27.981,27 Euro. Gegenüber dem Planansatz 2021 (111,95) wurden 20,95 Bestattungen weniger durchgeführt. Die Zahl der Urnenbestattungen, ist gegenüber 2020 von 54 auf 60 gestiegen. Die gebührenfähigen Kosten für die Friedhofskapellen und Leichenzellen übersteigen den Planansatz (44.016,31 Euro) um 5.185,66 Euro. Da in der Friedhofshalle auch Geräteräume und Toiletten für die Friedhofsnutzer zur Verfügung stehen, wird ein Teil der Kosten (14.050,98 Euro) durch die Unterhaltungsgebühren getragen. Insgesamt ergibt sich nach dem Abzug der Gebührenerträge eine Unterdeckung von 9.620,18 Euro. Bei der Nutzung der Friedhofshalle und nur 13 statt geplant 21 Genehmigungen für die Aufstellung eines Grabmales sind Gebührenunterdeckungen in Höhe von 9.620,18 und 434,59 entstanden. Personalkosten Dass die Personalkosten im Prozent auf 54.960 Euro gesunken sind, erklärt die Stadt damit, dass 2020 erstmals die Friedhofsverwaltung von der Stadt Rietberg übernommen wurde und dies mit einem hohen personellen Aufwand verbunden gewesen sei. Die Energiekosten haben sich gegenüber 2020 um 750 Euro auf 3.540 Euro reduziert. Die Kosten für die Instandhaltung und Unterhaltung der Friedhöfe sind mit 259.874 Euro im Vorjahresvergleich nahezu konstant geblieben. “Da der Friedhof teilweise ein Objekt des allgemeinen Interesses ist und nicht nur spezifische Nutzerinteressen berührt sind, wird 2021 ein Anteil von 30 Prozent als öffentliches Grün von den Kosten für die Grabnutzungsgebühren subtrahiert und durch den allgemeinen Haushalt finanziert”, teilt die Verwaltung mit. Zum 1. Januar 2022 hat die katholische Kirche der Stadt außerdem die Bewirtschaftung der Friedhöfe in Neuenkirchen und Varensell übergeben – gefolgt von den Friedhöfen in Westerwiehe und Mastholte voraussichtlich im nächsten Jahr.

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