Rietberg Diskussion um große Beckhoff-Pläne in Rietberg: Wo die Probleme liegen

Rietberg. "Die Stadt Verl hat ein Gewerbegebiet in Verl-West geschaffen ohne dies verkehrlich vernünftig zu erschließen. Die Zufahrt über die Stahlstraße und Chromstraße ist unter anderem wegen der Rechts-vor-Links-Regelung unattraktiv, befürchtet Konrad Paulfeuerborn, der am Westfalenweg lebt, eine erhebliche Verschärfung des Problems durch die Ausweisung des neuen interkommunalen Gewerbegebiets "Roggenkuhle" mit der Stadt Verl. Wie berichtet, plant die Beckhoff Automation Unternehmensgruppe auf einer 15 Hektar großen Fläche, die im Südwesten an das Gewerbegebiet Verl-West grenzt, den Bau mehrerer Gebäude unterschiedlicher Größe und Funktionen sowie die Schaffung von 1.000 neuen Arbeitsplätzen. Obwohl die Erschließung des bereits bestehenden Gewerbegebiets offiziell über die Stahlstraße erfolgt, wird der Westfalenweg schon jetzt als die schnellere Alternative genutzt. Der Wirtschaftsweg ist für das hohe Verkehrsaufkommen aber viel zu schmal und daher in einem desolaten Zustand. "Den Westfalenweg als Fahrradstraße ausweisen" Konrad Paulfeuerborn fordert die Stadt Rietberg deshalb auf, Verl in die Pflicht zu nehmen, das Industriegebiet nicht nur formell über die Stahlstraße/Chromstraße zu erschließen oder eine neue Alternative zu schaffen. "Die beste Lösung wäre, den Westfalenweg als Fahrradstraße auszuweisen. Hierdurch würde eine attraktive Zweiradverbindung zwischen Varensell und Verl sowie Verl und Gütersloh geschaffen", schlägt Paulfeuerborn in einem Schreiben an die Rietberger Verwaltung vor.Sorgen bereitet ihm auch, "dass in Zukunft mit immer mehr Dürreperioden und Hochwasserereignissen zu rechnen ist". Dabei sinke der Grundwasserspiegel stetig ab. In dem neuen Gewerbegebiet solle deshalb unbedingt darauf geachtet werden, dass möglichst viel Wasser dort versickern könne. Paulfeuerborn befürchtet, "dass bei extremen Starkregen das Wasser des Grabens entlang des Westfalenwegs nicht abfließen kann und die anliegenden Grundstücke und Keller überflutet". Denn der an der Grenze Richtung Norden verrohrte Graben sei für solche Fällen nicht ausreichend. Lesen Sie auch: Beckhoff erzielt MIlliarden-Umsatz und will kräftig investieren Stark gefährdete Vogelarten Paulfeuerborn weist außerdem darauf hin, dass in dem Bereich des geplanten interkommunalen Gewerbegebiets die stark gefährdeten Vogelarten Kiebitz, Steinkauz und großer Brachvogel sowie diverse Greifvögel, Silberreiher und Graureiher heimisch seien. Er möchte von der Stadt wissen, welche Ausgleichsmaßnahmen geplant sind.Die Verwaltung teilte daraufhin im Rat am Donnerstag mit, dass im Rahmen dieser Bauleitplanung ein umfassender Umweltbericht erstellt werde, der unter anderem die Auswirkungen auf die vorhandenen Tier- und Pflanzenarten berücksichtige. Ein entsprechendes Fachbüro sei bereits mit Kartierungsarbeiten in diesem Bereich beauftragt worden. Im weiteren Verlauf des Verfahrens müsse dann geklärt werden, inwieweit ein Ausgleich und Ersatz für die durchzuführenden Versiegelungen oder zeitlich vorgezogene Ausgleichsmaßnahme für bedrohte Tierarten erreicht werden könne.Gebiete zur Reckenrückhaltung vorhalten Die Stadt weist zudem darauf hin, dass im Rahmen des noch durchzuführenden Bauleitplanverfahrens auf den in Rede stehenden Flächen Gebiete zur Regenrückhaltung vorzuhalten seien. Darin müsse so viel Regenwasser zurückgehalten werden, wie die Menge des natürlichen Landabflusses. Es dürfe keine Verschlechterung der Situation für die angrenzenden Grundstücksnachbarn eintreten. "Die konkrete Ausgestaltung, Dimensionierung und Verortung dieser Regenrückhalteflächen kann jedoch erst im weiteren Planverfahren und bei einer weitergehenden Detailschärfe der Projektplanung erfolgen", heißt es aus dem Rathaus. Erschlossen werde soll das interkommunale Gewerbegebiet in einem ersten Planungsschritt zunächst über das vorhandene Betriebsgelände der Firma Beckhoff im Bereich Chromstraße, auf dem Gebiet der Stadt Verl. Die Verwaltung kündigt an, während des Bauleitplanverfahrens mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW als zuständigem Straßenbaulastträger der Varenseller Straße noch weitergehende Gespräche zu führen. Dabei gehe es um die Frage, wie eine Anbindung des Knotenpunktes Stahlstraße auf dem Gebiet der Stadt Verl erfolgen könne oder ob eine zusätzliche neue Anbindung des neuen Gewerbegebietes auf dem Gebiet der Stadt Rietberg möglich oder sogar notwendig sei. Die Ausweisung einer Fahrradstraße kommt, so die Stadt, "nur auf Straßen mit einer hohen oder sehr hohen Fahrradverkehrsdichte, einer hohen Netzbedeutung für den Radverkehr oder auf Straßen von lediglich untergeordneter Bedeutung für den Kraftfahrzeugverkehr" in Betracht. Und dazu zählt der Westfalenweg, der täglich von immerhin 150 Radfahrern genutzt wird aus Sicht der Verwaltung nicht.

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